Die Idee hat Charme: Ein Bus fährt emissionsfrei auf der ehemaligen Straßenbahntrasse und verbindet fast direkt den Bahnhof Leinfelden mit dem Echterdinger Westen. Der Vorschlag weckt aber auch eine Befürchtung.

Diese Verbindung würde vielen Pendlern das Leben einfacher machen. Mit ihr würden vielleicht auch mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen. Die Umwelt würde ein Stück weit geschont werden. Die Rede ist von einem Elektro-Gelenkbus, der emissionsfrei auf der ehemaligen Straßenbahntrasse entlang rollt und im 20-Minuten-Takt zwischen dem Bahnhof Leinfelden und dem Echterdinger Zeppelinplatz pendelt. Oberbürgermeister Roland Klenk hatte einen solchen Bus schon vor längerer Zeit ins Spiel gebracht. Nun hat das Stuttgarter Verkehrsplanungsbüro IGV eine Machbarkeitsstudie dafür erstellt, mehrere Streckenvarianten untersucht, voraussichtliche Kosten berechnet. Peter Sautter, der Geschäftsführer des Büros, hat die Ergebnisse im Technischen Ausschuss vorgestellt.

 

Bis zu 2000 Fahrgäste am Tag

Das Büro geht davon aus, dass der Bus zwischen 1500 bis 2000 Fahrgäste pro Tag befördern würde, 270 Kilometer würde er dabei zurücklegen. „Eine solche Fahrleistung pro Tag wird in zwei, drei Jahren ohne ein Zwischenladen möglich“, sagte Sautter. Sodass das E-Fahrzeug erst nachts wieder aufgeladen werden müsste. Allerdings müsste nach fünf Jahren die Batterie des Busses getauscht werden. Der Bus selbst kostet rund 600 000 Euro. Für die Betriebskosten fallen rund 520 000 Euro pro Jahr an. In den Bau der Bustrasse müssten rund 4,5 Millionen Euro inklusive Planungsleistung investiert werden. Insgesamt müsste die Stadt für diese neue Linie, bei zehn Jahren Laufzeit, pro Jahr 780 000 Euro ohne Förderung, mit Förderung 580 000 Euro zahlen.

Die neue Busverbindung könnte eine willkommene Zwischenlösung sein, bis die Stadtbahn U5 von Leinfelden nach Echterdingen verlängert wird. „Wir brauchen möglichst bald eine Lösung für die Bürgerschaft“, sagt Michaela Käfer, die Leiterin der Abteilung Verkehrsplanung und Mobilität beim Amt für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau dazu unserer Zeitung. Und der E-Pendelbus könne deutlich schneller umgesetzt werden, als ein Schienenprojekt. Die Stadträte des Technischen Ausschusses haben in ihrer jüngsten Sitzung dennoch knapp zwei Stunden lang diskutiert.

Die Sitzung wurde sogar unterbrochen und im Anschluss der Beschlussvorschlag der Verwaltung umgekrempelt. Was daran liegt, dass viele Mandatsträger, die Stadtbahn U5 sobald wie möglich nach Echterdingen verlängert haben wollen. Insbesondere die Freien Wähler/FDP, aber auch die Grünen befürchten, dass mit der neuen Buslinie diese Verlängerung sogar verhindert werden könnte. „Wo bald der Elektrobus verkehren soll – vorbei an nicht ganz billigen Haltestellen mit schönen Wartehäuschen, Grünanlagen, elektronischen Ampeln und barrierefreien Abgängen – soll doch bald die U5 verkehren, wie wir seit 30 Jahren hoffen“, heißt es in einer Pressemitteilung, welche FFW/FDP-Fraktionschef Eberhard Wächter verschickt hat. Doch die Stadtverwaltung präferiere offenbar jetzt einen Pendelbus.

Stadt soll bindende Absichtserklärung aushandeln

„Wir wollen, dass die Verwaltungsspitze ernsthafte Gespräche mit den Stuttgarter Straßenbahnen zur U5-Verlängerungen führt“, sagt Wächter unserer Zeitung. Sie solle dem Stuttgarter Unternehmen signalisieren, dass die Stadt gewillt sei, einen gewissen Geldbetrag in die Hand zu nehmen, um die Investitionen der SSB in die U5-Verlängerung zu begleiten. Ziel der Gespräche soll eine bindende Absichtserklärung sein, mit der Angabe eines Zeitfenster, wann die U5-Verlängerung tatsächlich umgesetzt wird. Auf Basis dieser Aussage könnten die Fraktion dann entscheiden, ob sie dem E-Bus zustimmen oder nicht.

Darauf hatten sich die Freie Wähler/FDP, die Grünen und die SPD-Fraktion in der Sitzungsunterbrechung verständigt. Die Projekte E-Pendelbus und U5-Verlängerung sollen gleichrangig weiterentwickelt werden, bis das Stuttgarter Verkehrsunternehmen in dem zugesagtem Zeitfenster die Fahrstrecke realisiert. Das hat der Technische Ausschuss nun beschlossen, der Beschlussantrag der Verwaltung wurde entsprechend geändert. Ende Februar wird sich der komplette Gemeinderat mit der Thematik befassen. Peter Sautter machte im TA allerdings darauf aufmerksam, dass die SSB die U5-Verlängerung nicht auf eigene Kosten baut. Der Löwenanteil werde durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz getragen. Der Bund gewährt den Ländern Finanzhilfen für Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Einen Teil der Investition müsse die Stadt so oder so bezahlen.

Details zur E-Bus-Linie

Der Streckenverlauf
Der Bus würde zwischen dem Bahnhof Leinfelden und dem Echterdinger Zeppelinplatz pendeln. Die Fahrgäste könnten am neuen Wohnquartier Schelmenäcker, auf der Höhe des Sportparkes Goldäcker, in Echterdingen am Charlottenweg und am Zeppelinplatz ein- und aussteigen.

Der Streckenbau
Um die Bustrasse einzurichten, muss ein Radweg verschwenkt werden, klärte Peter Sautter vom Büro IGV auf. Am Sportpark Goldäcker müsste eine Art Rampe und Treppe gebaut werden, um die Höhenunterschiede auszugleichen. Am Charlottenweg würde der Bus eine Schleife drehen. Am Zeppelinplatz müssten die heutigen Freiflächen etwas eingeschränkt werden.