Nicht nur der Sozialbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen will auf den Chefsessel im Pforzheimer Sozialdezernat klettern. Der Stuhl ist vielmehr heiß umkämpft.

Leinfelden-Echterdingen - Der 19. Juni wird ein besonderer Tag für Carl-Gustav Kalbfell. Dann wird sich der 41-Jährige dem Pforzheimer Gemeinderat präsentieren und es wird sich entscheiden, ob der Sozialbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen künftig das Sozialdezernat der Schmuckstadt leiten wird. Kalbfell wird „mit einer guten Portion Lampenfieber“, wie er auf Nachfrage sagt, aber auch „motiviert“ und sehr gut vorbereitet in das Gespräch gehen.

 

Kalbfell will mit einem „strukturierten Vorgehen“ auch in Pforzheim für eine „gute Kinderbetreuung“ sorgen. Die Ausgangslage dort ist eine andere: Es fehlen viele Betreuungsplätze. 1168 Eltern von angemeldeten Kita- und Krippenkindern erhielten in der Großstadt eine Absage. Auch das viel beachtete Tagesmütter-Modell aus L.-E. will der hiesige Sozialbürgermeister als einen Lösungsansatz ins Spiel bringen. „In Leinfelden-Echerdingen gibt es keine Wartelisten“, sagt er.

In Sachen Integration von Flüchtlingen will der Sozialbürgermeister ebenfalls punkten und bei seiner Bewerbungsrede auf das durchaus funktionierende Modell „L.-E. mietet“ hinweisen. Bekanntlich fungiert die Stadt hier als eine Art Zwischenmieter und vermittelt zwischen Wohnungseigentümern und Flüchtlingen.

Jeder Bewerber erhält 15 Minuten Zeit

Ob die Wahl der Fraktionen auf Kalbfell fällt, ist offen. Fest steht: Das Bewerberfeld ist groß. 13 Männer und Frauen machen sich Hoffnung auf den Posten, der nach den Worten von Stefan Baust, dem Pressesprecher der Stadt Pforzheim, „durchaus eine sehr reizvolle Aufgabe“ darstellt.

Weil sich so viele beworben haben, werden sich die Pforzheimer Stadträte am 19. Juni auch bereits um 15 Uhr treffen. Jeder der 13 Bewerber erhält 15 Minuten Zeit für seine Präsentation. Allein dies nimmt nach Adam Riese knapp dreieinhalb Stunden in Anspruch. Die Mandatsträger werden also Sitzfleisch beweisen müssen. Wer bereits im ersten Wahlgang die Nase vorne haben will, muss laut Pressesprecher Baust eine absolute Mehrheit erhalten.

Carl-Gustav Kalbfell hat derweil Gespräche mit verschiedenen Fraktionen geführt. Auch mit den örtlichen Sozialdemokraten hat er sich getroffen. Frederic Striegler, der SPD-Kreisvorsitzende in Pforzheim, spricht von „einem angenehmen und guten Gespräch“. Er leitet mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Ralf Fuhrmann das Verfahren. Die Sozialdemokraten wollen dennoch nicht den Bürgermeister von L.-E., sondern Sabine Wagner und damit eine Mitbewerberin für das Amt vorschlagen, wie Striegler sagt.

Die SPD hat das Vorschlagsrecht

Sabine Wagner ist Ortsvorsteherin in Huchenfeld – einem Stadtteil von Pforzheim. „Sie bringt die nötigen Ortskenntnisse mit“, sagt Striegler. „Eine längere Einarbeitung in das Amt kann sich die Kommune nicht leisten.“ Zum besseren Verständnis: Die SPD ist in Pforzheim die zweitgrößte Fraktion. Aus der Tradition heraus hat sie aber das Vorschlagsrecht für den Posten. Und daran will sich die CDU-Fraktion, welche die meisten Stadträte im kommunalpolitischen Gremium inne hat, nun nach den Worten von Baust auch halten. Im Vorfeld der Wahl hatte es über genau diesen Punkt heftige Diskussionen gegeben.

Will heißen: Wer das Rennen um dem den Chefsessel im Pforzheimer Sozialdezernat tatsächlich macht, wird man schlussendlich erst am 19. Juni wissen. Schließlich handelt es sich hierbei auch um eine geheime Wahl. Die SPD geht davon aus, dass es bei solch großem Bewerberfeld zu einem zweiten Wahlgang kommen wird.