Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat ein Bahnhofsdach mit einem Netz umspannt, um Tauben von dort dauerhaft zu vertreiben. Noch aber gibt es eine Lücke, in die sich nun zu viele Tiere auf einmal drängen.

Leinfelden - Tierschützer beschreiben Stadttauben als intelligente, anpassungsfähige Lebewesen. Im Allgemeinen genießen diese Vögel aber eher einen schlechten Ruf. Die allermeisten Menschen fühlen sich von den Tieren belästigt und ekeln sich vor deren Hinterlassenschaften. So auch in Leinfelden: Immer wieder gehen bei der Stadt Leinfelden-Echterdingen Beschwerden dazu ein. Bürger regen sich über den Kot auf, mit dem die Tiere die Bahnhofsunterführung verschmutzen. Denn die Tauben nutzen die Dachbalken des Bahnhofes als einen sicheren Schlafplatz.

 

Doch so richtig gemütlich sollte es für die Vögel auf ihrem selbst erkorenen Logenplatz nicht mehr sein. Um die Tiere abzuwehren, hat die Stadt das Bahnhofsdach mittlerweile zu einem großen Teil mit einem Netz umspannt. „Sieben bis acht Meter fehlen noch“, sagt Andrea Egner, Leiterin des städtischen Amtes für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau unserer Zeitung. Auf diesem verbleibenden Stück wird es für die dort ansässige Tierpopulation nun zu eng.

Zu viele Tiere auf kleinem Raum

„Zu Beginn ihrer Schlafenszeit drängen sich dort viele Tiere auf kleinem Raum“, sagt Tierschützerin Eva Mahlich. Es komme zu Streitigkeiten der Brutvögel und denen, die keinen Nachwuchs haben. Halbwüchsige Jungtauben würden ins Kreuzfeuer geraten und im Streit auf die darunter liegenden S-Bahngleise stürzen. Tierschützer, darunter auch Eva Mahlich, haben sich in diesem Sommer schon mehrmals um Tauben gekümmert, die nach unten gefallen waren.

„Dass Tauben auf die Gleise fallen, ist keine schöne Situation“, sagt auch Egner. Ihre Lösung: „Wir müssen schauen, dass wir das Dach komplett zubekommen.“ Denn dann müsse sich die Vogelschar eine andere Bleibe suchen. Doch das gehe nur mit einer Sperrung – vermutlich nachts – die Fahrleitung der U 5 muss abgeschaltet werden. „Das haben wir bei den Stuttgarter Straßenbahnen beantragt“, sagt Egner. „Aber das dauert noch.“ Sie hofft, dass die Aktion im Herbst über die Bühne gehen kann. Die Einrichtung eines Taubenhauses oder -turmes, wie es Eva Mahlich fordert, sieht die Stadt derweil weiterhin kritisch. „Die Pflege eines solchen Hauses bedeutet sehr viel Aufwand“, sagt die Amtsleiterin. Die Verwaltung könne dies nicht leisten.

Stadt tauscht Hinweistafeln aus

Einen kleinen Erfolg kann die Tierschützerin dennoch feiern. Als Reaktion auf ein Schreiben von ihr hat die Kommune vor wenigen Tagen Aushänge mit der Überschrift „Bitte Tauben nicht füttern!“ am Leinfelder Bahnhof ausgetauscht. Der Grund: Die Stadt hat diese Verhaltensaufforderung zunächst auch damit begründet, dass die Jungvögel tierisches Eiweiß als Nahrung benötigen. Was laut Eva Mahlich so nicht stimmt.

„Fakt ist, dass Stadttauben Getreide und leider auch menschlichen Müll fressen“, klärt sie auf. Jungtauben werden zu Beginn von ihren Eltern mit der sogenannten Kropfmilch gefüttert. Diese bestehe aus den im Kropf der Eltern eingeweichten Körnern. Es handele sich also um pflanzliches Eiweiß und nicht um tierisches. „Das hat man falsch verstehen können“, räumt Egner ein. Auf den neuen Schildern ist davon nichts mehr zu lesen.