In unserer Serie „Mein 2017“ sprechen wir mit Menschen, die im vergangenen Jahr etwas Außergewöhnliches erlebt haben. Wir fragen nach, wie es ihnen geht, was sich inzwischen verändert hat und blicken auch ein wenig in die Zukunft. Heute: der Echterdinger Komponist Dominik Wagner.

Echterdingen - Sieben Minuten – die haben Dominik Wagner durch dieses Jahr begleitet; vom Frühjahr bis in den November. Um es präzise zu sagen, waren es sieben Minuten und dreißig Sekunden. Diese sind das Ergebnis von knapp zwei Monaten Arbeit, die den Musiker schließlich bis nach Korfu geführt haben. Es sind 450 Sekunden, die ihm eine Auszeichnung beschert und ihn damit in seiner Arbeit bestätigt haben. Dafür musste Dominik Wagner 450 Sekunden lang zittern: „Man redet sich ein, ohne Erwartung hergekommen zu sein und dass es toll ist, überhaupt dabei sein dürfen“, sagt Wagner, „aber eigentlich will man dann ja schon was mitnehmen“. Und er hat etwas mitgenommen: Beim ersten internationalen Kompositions-Wettbewerb für Blasorchester hat der 31-jährige Echterdinger den zweiten Platz belegt.

 

Touristen auf Korfu sind im November selten

„Das Schlimme ist, dass man in dem Moment nichts mehr tun kann“, sagt Wagner. Er erinnert sich daran, wie aufgeregt er war, als seine Komposition „Early Bird Overture“ vor Publikum und Fachjury vorgespielt wurde. „Ein Orchester hat dort die Stücke von allen sechs Finalisten nacheinander gespielt, und wir Komponisten waren im Publikum“, erzählt Wagner.

Im April reichten Musiker aus verschiedenen Ländern ihre Kompositionen beim Wettbewerb ein. Daraus wurden sechs Finalisten ermittelt, die im November nach Korfu reisen durften. „Mit den deutschen Kollegen habe ich mir das Nachtleben von Korfu angeschaut und am nächsten Tag die Stadt“, erzählt Wagner. Auch der eine oder andere Souvenir-Shop stand auf dem Programm. „Viele Verkäufer haben uns gefragt, was wir denn im November dort wollen“, sagt Wagner und lacht. Beim Konzert am Abend hat er die Werke der anderen Finalisten gehört. „Es war eigentlich alles dabei von klassisch über symphonisch bis zur Filmmusik“, sagt er, „es war abwechslungsreich und sehr interessant“.

Von und mit der Musik leben

Den Plan, ein berühmter Jazz-Musiker zu werden, hat Wagner in den ersten Monaten seines Studiums bereits verworfen. „Wenn man sieht, dass es viele andere gibt, die noch mehr Talent haben und noch tiefer im Thema drin sind, wird man schnell realistischer“, sagt er. Doch es bedeutet ihm viel, dass er überhaupt von der Musik leben kann. „Meine Eltern waren immer offen dafür, und ich habe mich immer darum bemüht, mein Geld selbst zu verdienen“, sagt Wagner.

Das Gefühl, dass die Arbeit ein Muss ist, kennt der Musiker eigentlich gar nicht. „Das habe ich nur ganz, ganz selten“, sagt er. Sein Wunsch: „Ich will ich in 20, 30 Jahren immer noch nicht in einem Alltagstrott sein.“ Die Abwechslung in seinem Beruf ist ihm wichtig. Dreimal in der Woche gibt er in Schorndorf Trompetenunterricht, außerdem leitet er die Jugendkapelle in Stetten. „Und dann gibt es noch Büro- und Haushaltstage“, sagt er und lacht. An Wochenenden stehen meist Auftritte, Konzerte oder intensive Proben an.

Neben all diesen Aufgaben möchte Wagner aber auch noch Zeit haben, Neues zu komponieren. „Die Balance ist gerade noch nicht so da, wie ich es will“, meint er. Ein Problem sei auch, dass er mit Kompositionen in erster Linie kein Geld verdient. Trotzdem möchte er sich in Zukunft deutlich mehr Zeit dafür nehmen. Und wer weiß, welchen Preis er mit den nächsten sieben Minuten und dreißig Sekunden gewinnen kann.