Die Grundschulen sind personell auf Kante genäht. Das wirkt sich auf die Größen der ersten Klassen aus. Oft bleibt keine andere Lösung, als mehr Schüler wie üblich in eine Klasse zu packen. Ein Beispiel aus Leinfelden-Echterdingen.

Leinfelden-Echterdingen - Noch ist Gabriele Roegers optimistisch. Die Leiterin der Leinfelder Ludwig-Uhland-Schule geht davon aus, dass es im Herbst vier erste Klassen an ihrer Schule geben wird. „Ich will keine drei großen Klassen“, sagt sie unserer Zeitung. Denn mehr als 28 Kinder in einem Klassenzimmer – das sei ein Unding – gerade für Erstklässler. Im September wird es dafür auch wieder genug Personal geben. Es sei gelungen, die offenen Stellen zu besetzen. Trotzdem sei das Ganze „auf Kante genäht“. Denn wenn eine Kollegin krank oder schwanger wird, werde es schon wieder eng.

 

Das Problem: Es gibt zu wenig Pädagogen. Die Lehrerversorgung ist auf Kante genäht, so hat es auch Kultusministerin Susanne Eisenmann formuliert. Manfred Kern, der Leiter des örtlichen Schulamtes, sagt: „Dem Land geht es da so wie uns mit den Erziehern: Man kann sich leider keine Leute backen.“ Und genau aus diesem Grund habe das Staatliche Schulamt der Stadt bereits angekündigt, dass die Grundschulen in L.-E. im Herbst keine zusätzlichen Züge anbieten sollen. Will heißen, es wird nur so viele erste Klassen an den Bildungseinrichtungen geben wie bisher. Schulbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell sagt dazu: „Das Land entlastet sich, weil Lehrer fehlen.“

Damit würde die Leinfelder Ludwig-Uhland-Schule drei erste Klassen bilden, die Zeppelinschule in Echterdingen zwei, und auch die Echterdinger Goldwiesenschule müsste ihre neuen Schüler auf drei Klassenzimmer verteilen.

Karin Bogen-Dittrich, die Vize-Leiterin des Staatlichen Schulamtes in Nürtingen, formuliert die aktuelle Devise ihrer Behörde etwas anders: „Wenn überhaupt, dürfen neue Eingangsklassen nur in Rücksprache mit dem Staatlichen Schulamt gebildet werden.“ Die Behörde schaue sich den Einzelfall an. Sie sagt unserer Zeitung aber auch: „Für ein 29. Kind, das möglicherweise auch noch über einen Umschulungsantrag an die Schule kommt, kann keine weitere Klasse gebildet werden.“ Früher, als die Lehrerversorgung besser war, habe man da mehr Spielraum gehabt. Prinzipiell sei aber noch nichts entschieden. Verlässliche Aussagen zur Lehrerversorgung im Kreis könne sie erst im September machen. „Wir haben noch immer einen guten Start hinbekommen.“

Amtsleiter Kern sagt: „Keine der Grundschulen liegt deutlich über dem Klassenteiler.“ Es ginge vielmehr um je ein bis zwei Schüler. Er sagt: „Freilich sind kleine Klassen wünschenswert.“ Wenn sich in Ausnahmefällen 29 und nicht 28 Kinder ein Klassenzimmer teilen, „geht die Welt nicht unter“. Wenn es aber im kommenden Schuljahr keine zusätzlichen Eingangsklassen geben sollte, bedeutet dies für die Stadt als Schulträgerin, dass sie Zeit gewonnen hat, um eine wichtige Frage zu beantworten: Braucht die Große Kreisstadt eine neue Grundschule oder nicht? Zur Erinnerung: Den Grundschulen im Stadtgebiet gehen die Räume aus, weil die Kinderzahlen steigen. Das hat eine Prognose gezeigt. Zunächst sah es danach aus, als würde es schon im kommenden Schuljahr an der Goldwiesenschule und der Zeppelinschule eng werden.

Die Verwaltung will sich nun in sieben Schritten einer Antwort auf diese Frage nähern. Dabei soll auch untersucht werden, ob die bestehenden Bildungseinrichtungen nicht doch noch einmal erweitert werden können. „Das sind wir auch der Wirtschaftlichkeit unseres Handels geschuldet“, sagte Oberbürgermeister Roland Klenk in der jüngsten Sitzung des zuständigen Fachausschusses. „Die Erweiterung der Schulen hat auch Vorteile“, sagte Schulbürgermeister Kalbfell.

Stadträte unterschiedlicher Couleur sprachen sich in der Sitzung allerdings gegen diesen Schritt aus. „Die Kinder sind da. Die Verhältnisse an den Standorten katastrophal“, sagte Grünen-Stadtrat David Armbruster. Fraktionschefin Ingrid Grischtschenko ergänzte: „Wir haben beide Standorte schon erweitert, das kann man nicht überreizen.“ SPD-Fraktionschef Erich Klauser sagte: „Wir haben keine Zeit zu verlieren, die Schüler müssen adäquat untergebracht werden.“ Sabine Onayli (L.E. Bürger) machte deutlich: „Wir Stadträte halten mehrheitlich einen Neubau für notwendig.“