Der Early Bird Club am Leinfelder Bahnhof soll erweitert werden – das aber gefällt längst nicht jedem.

Leinfelden - Mit Essen und Windeln zahlen Eltern 700 Euro pro Monat, wenn sie ihr Kind im Early Bird Club Leinfelden betreuen lassen. Zumindest dann, wenn der Nachwuchs dort an fünf Tagen die Woche unterkommt. Die Schützlinge werden dort auch in englisch betreut, die Einrichtung liegt wenige Schritte vom Leinfelder Bahnhof entfernt.

 

Trotz der hohen Kosten gibt es offenbar viele Familien, die ihre Mädchen und Jungs dort anmelden. Die Pädagogische Kinderförderungsgesellschaft mbH will den Club erweitern. Bisher ist die private Einrichtung eine reine Krippe. Sie nimmt Kinder im Alter zwischen acht Wochen und drei Jahren auf. Von September an soll es dort auch eine Kindergartengruppe mit 20 Plätzen geben. Annett Ewert, die Geschäftsführerin des Clubs, sagt: „Unsere Eltern sind von unserem Konzept überzeugt und wünschen sich die Fortführung der Betreuung im Kindergarten.“

Stadträtin sorgt sich ums Kindeswohl

Claudia Moosmann allerdings hat Bedenken. Die Kinder spielen der Stadträtin der Linken zu nah an der S-Bahn-Oberleitung. Weil das Gelände an dieser Stelle bergab führt, laufe die Leitung direkt vor den Fenstern der Kleinkindbetreuung vorbei. Sie sorgt sich um das Kindeswohl und forderte ein Gutachten ein. Schließlich werden im Zuge von Stuttgart 21 auf diesen Gleisen künftig auch Fernzüge fahren. Diese Züge werden laut Moosmann mehr Strom von der Oberleitung ziehen, als bisher die S-Bahnen.

Die Stadtverwaltung hat ihre Bedenken ernst genommen. Baubürgermeisterin Eva Noller sagt: „Wir haben das Gesundheitsamt und den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg beteiligt. Sie werden eine Stellungnahme abgeben.“ Ein KVJS-Sprecher bestätigt unserer Zeitung, dass beim Verband eine entsprechende Meldung eingegangen ist. „Wir sind verpflichtet, dem nachzugehen.“

Der Verband prüft – erst einmal für die bestehenden Gruppen – ob die Kita zu nah an der Oberleitung liegt. Denn: „Ein Antrag auf eine Betriebserlaubnis für eine weitere Gruppe liegt uns bisher nicht vor“, sagt der Sprecher. Der KVJS hat für die Krippengruppen vor Jahren eine Betriebserlaubnis erteilt. Diese könne laut dem Sprecher auch wieder entzogen werden. Eine Schließung der Kita könne aber nur das allerletzte Mittel sein.

Gerade ältere Kinder wollen laufen, rennen, spielen

Das Verfahren, an dem das Bauamt, das Gesundheitsamt und die Unfallkasse beteiligt sind, sei noch nicht abgeschlossen. Das Ergebnis werde aber mitberücksichtigt, wenn es darum geht, ob die Kita erweitert werden kann. Annett Ewert sagt derweil: „Messungen haben ergeben, dass die Grenzwerte der elektromagnetischen Strahlung bei Weitem unterschritten werden.“

Claudia Moosmann stört sich derweil auch an dem nur sehr schmalen Außenbereich der Kita. „Gerade Kindergartenkinder wollen laufen, rennen und spielen“, sagt die Mandatsträgerin. „Unser pädagogisches Konzept sieht tägliche Ausflüge zum Flughafen, auf Bauernhöfe, in den Wald und auf verschiedenste Spielplätze vor – auch bei weniger schönem Wetter“, erklärt dagegen Ewert. Zudem gebe es in der Einrichtung einen großzügigen Indoor-Bewegungsraum. „Die Kinder spielen teilweise auf dem alten Bahndamm in Leinfelden, welcher offiziell als Fahrradweg ausgewiesen ist“, sagt Moosmann.