Die Bürgergemeinschaft Oberaichen hat fast 900 Einsprüche gegen das im Stadtteil von Leinfelden-Echterdingen geplante Bodenlager für das Bahnprojekt Stuttgart 21 gesammelt und ins Stuttgarter Regierungspräsidium getragen.

Oberaichen - Der Widerstand kommt in einem eckigen Eimer. „Stoppen Sie das Projekt Bodenlager Oberaichen. Bevor hier alles im Eimer ist“, ist auf dem blauen Gefäß zu lesen. Auch der Inhalt des Behälters wird den Verantwortlichen der Bahnprojektes Stuttgart 21 nicht gefallen. Exakt 889 Menschen – darunter Grundstückeigentümer, direkte Anlieger und andere Bewohner des Ortes haben sich gegen das in Oberaichen geplante Bodenlager für Erdaushub gewandt.

 

Fast 900 Oberaichener haben vorformulierte aber auch eigene Einsprüche unterzeichnet und bei der Bürgergemeinschaft Oberaichen (BGO) abgegeben. Kurt Alber, der BGO-Vorsitzende, hat den blauen Eimer mit den gesammelten Unterschriften am Freitag gemeinsam mit Jürgen Löhle, Silke Neuberger und Anita Füchter ins Regierungspräsidium Stuttgart getragen. Bei der Stadt sind weitere 200 Einsprüche eingegangen. Insgesamt wird das RP also mehr als 1000 Einwände in dieser Angelegenheit zu bearbeiten haben.

Die Aktion hatte enormen Rücklauf

Dass die blaue Plastiktasche so voll und schwer werden würde, hätte der BGO-Vorsitzende noch vor wenigen Wochen niemals gedacht. „Der Rücklauf hat unsere Erwartungen weit übertroffen“, sagt Alber. „Die Oberaichener sind kampfbereit wie noch nie.“ Einige von ihnen sind laut Jürgen Löhle auch bereit zu klagen. Rechtsanwälte wurden eingeschaltet.

Zur Erinnerung: Die Bürgergemeinschaft, die sich sonst vor allem um die Kultur in dem Teilort kümmert, aber auch andere Anrainer hatten in den vergangenen Wochen mobil gemacht gegen das von der Bahn geplante bis zu 3,8 Hektar große Zwischenlager. Allein die BGO hat 1600 Briefkästen mit Infomaterial und Einspruchsformularen bestückt. Sie wollen verhindern, dass über Jahre hinweg Lastwagen durch ihren Ort rollen, um Erde, die an der Rohrer Kurve abgetragen wurde, auf Feldern oberhalb der Achalmstraße, des Bussenwegs und des Viehwegs abzuladen. Sie befürchten Lärm, Staub und Schlammlawinen, die ins Ortsinnere rollen. Zur Erklärung: Das Erdlager soll am höchsten Punkt des Fleckens errichtet werden. Zudem läuft eine zentrale Wasserleitung durch das von der Bahn ausgeguckte Gebiet.

Aufruhr in einem friedlichen, kleinen Ort

„In unserem friedlichen kleinen Ort ist einiges in Aufruhr gekommen“, sagte Alber am Freitag zu Michael Trippen und Michael Janouschek, die beim Regierungspräsidium (RP) die Unterschriften in Empfang nahmen. Und: „Wir können nicht glauben, dass derjenige, der sich das ausgedacht hat, jemals vor Ort war.“ Die Flächen gehören privaten Eigentümern. Diese haben von der Bahn noch keinerlei Infos bekommen und sind von ihr auch nicht angehört worden, kritisierte Alber. „Wir haben nicht den Eindruck, dass groß über alternative Flächen nachgedacht wurde“, sagte er.

Trippen, der beim RP das Verfahren zum S-21-Filderabschnitt 1.3b leitet, erklärte: „Die Bahn hat sich aus Gründen der Transportlogistik für den Standort in Oberaichen entschieden.“ Zunächst sei eine Fläche am Flughafen im Spiel gewesen. „Das Unternehmen wird zu allen Einwendungen Stellung nehmen müssen.“ Das geplante Bodenlager werde ein gewichtiger Punkt in der Verfahrensdiskussion sein.

Die BGO hat ihre Sammelaktion am Freitag beendet. Einsprüche gegen die S-21-Pläne auf der Filderebene können aber noch bis zum 15. September bei der Stadt L.-E. oder direkt beim RP abgegeben werden.