In dieser Woche ist es gleich zweimal zu höchst unschönen Szenen im Rathaus in Leinfelden-Echterdingen gekommen. Einmal wurde ein Behördenmitarbeiter geschlagen, einmal eine Bürgerin geschubst. Das hat Konsequenzen.

Leinfelden-Echterdingen - Hinter Gerd Maier, dem Leiter des städtischen Bürger- und Ordnungsamtes, und seinen Mitarbeitern liegt eine harte Woche. An zwei Tagen hintereinander kam es in seinem Amt, das im Erdgeschoss des Leinfelder Rathauses liegt, zu höchst unschönen Szenen.

 

Am Dienstagvormittag hat ein 19-jähriger Iraker einem Sachgebietsleiter der Ausländerbehörde ins Gesicht geschlagen, sodass seine Platzwunde in einem Krankenhaus mit mehreren Stichen genäht werden musste. Am Mittwochvormittag hat ein anderer Kunde aus purer Wut darüber, dass man ihm im Bürgeramt nicht gleich weiterhelfen konnte, eine Bürgerin derart geschubst, dass sie sich leicht verletzt hat.

Der Vorfall am Mittwoch passt laut Maier ins Bild. In städtischen Behörden komme es immer öfter zu „Zielkonflikten zwischen dem, was rechtlich möglich ist, und dem, was sich die Kunden wünschen“, sagt er. Manche werden dann laut, haben ihre Emotionen nicht im Griff. Die städtischen Mitarbeiter hätten es auch immer öfter mit Menschen zu tun, die psychisch angeschlagen sind. Es gebe Verständnisprobleme wegen Sprachdefiziten. Eine Verrohung der Sprache sei zu beobachten. Die Mitarbeiter werden teils böse beschimpft – mit Wörtern, die unter die Gürtellinie gehen. „Dabei sitzen auf beiden Seiten des Schreibtisches Menschen, die sich mit Respekt begegnen sollten“, sagt Maier.

Gutes Zureden hilft oft, aber nicht immer

In der Vergangenheit konnten solche Situationen meist durch gutes Zureden gelöst werden. Das sei auch am Mittwoch geglückt. Der wütende Mann im Bürgeramt konnte beruhigt werden. Am Dienstag aber sei das nicht gelungen. Zu diesem Konflikt sagt Maier: „So etwas hat es in den vergangenen 18 Jahren noch nicht gegeben.“ Und: „Dass ein Mann, der zunächst als Dolmetscher vermitteln soll, plötzlich aktiv wird und zuschlägt, damit rechnet man nicht.“

Der Iraker, der seit 18 Jahren in Deutschland lebt – also kein Flüchtling ist – schlug zu, weil die Ausländerbehörde seinem Landsmann nicht weiterhelfen konnte. Die Polizei, die nun wegen Körperverletzung ermittelt, beschreibt den Vorfall so: Der 19-Jährige hatte einen 34-Jährigen zum Amt begleitet, um für ihn zu dolmetschen. Der Ältere, der kein Deutsch spricht, wollte in den Irak fliegen. Das zuständige irakische Konsulat habe ihm das dazu nötige Reisedokument verweigert. Als eine Sachbearbeiterin mitteilte, dass die Papiere nicht von der Ausländerbehörde, sondern von der irakischen Botschaft ausgestellt werden, entwickelte sich zwischen dem 19-Jährigen und der Sachbearbeiterin ein verbaler Disput. Der Vorgesetzte der Frau verwies die Männer des Raumes. Während der 34-Jährige dieser Aufforderung nachkam, wurde der 19-Jährige immer aggressiver und schlug schließlich auf den 40-jährigen Sachgebietsleiter ein. Es sollen auch Beleidigungen gefallen sein.

Die Büros seien einfach auch knapp bemessen

„Wir konnten ihm das Dokument nicht ausstellen“, sagt Maier. Die Passhoheit obliegt dem jeweiligen Heimatland. „Da greifen wir nicht ein.“ Dass der Konflikt am Dienstag ausgeufert ist, liege auch daran, dass die Büros knapp bemessen sind. Der Sachgebietsleiter wurde angegriffen und konnte nur bedingt ausweichen. Maier will den Vorfall zum Anlass nehmen, im Leinfelder Rathaus einiges auf den Prüfstand zu stellen. Die Ereignisse sollen mit einem Psychologen aufgearbeitet werden. Die Mitarbeiter sollen in deeskalierendem Verhalten geschult werden.