Jahrelang war sie geplant, es gab Widerstand unter den Anwohnern, nun geht es tatsächlich los: Der islamische Verein für Kultur, Bildung und Integration lässt derzeit im Oberaichener Gewerbegebiet die Baugrube für sein Gebets- und Kulturzentrum ausheben.

Oberaichen - Dienstagnachmittag im Oberaichener Gewerbegebiet: Unweit der S-Bahn-Station gräbt sich eine Baggerschaufel ins Erdreich. Der Fahrer hat den Auftrag, eine Baustellenstraße einzurichten und eine Baugrube auszuheben. Das Gelände zwischen der Wilhelm-Haas-Straße und der Raiffeisenstraße ist eingezäunt. Ein Haufen von Ästen zeugt von gefällten Bäumen. An dem Bauzaun klebt ein Teil-Baufreigabeschein.

 

Der örtliche islamische Verein für Kultur, Bildung und Integration (VKBI) beginnt nun also tatsächlich mit dem Bau seines seit Langem geplanten Gebets- und Kulturzentrums in Oberaichen. Der Verein hat seinen Sitz in Echterdingen an der Karlsruher Straße. Er gehört zum Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) mit Sitz in Köln.

Der Verein hat ausreichend Geld zusammen

„Wir fangen jetzt mit dem Aushub der Baugrube an“, sagt der Vereinsvorsitzende Hasan Matur unserer Zeitung. Mehr aber gebe es dazu derzeit nicht zu sagen. Denn am weiteren Zeitplan werde noch gearbeitet. „Unserer Architekten sind noch nicht ganz so weit“, sagt er. Das Stuttgarter Büro m3-Architekten leitet den Bau. Es hat auch die Entwürfe für die Moschee gezeichnet, die vor Jahren im Oberaichener Pavillon präsentiert worden waren. Der Büroleiter war allerdings für unsere Zeitung nicht zu sprechen. „Mehrere Firmen sind im Gespräch“, sagt derweil Matur. Für den Baustart habe der Verein ausreichend Geld zusammen getragen. Das Gelände aber gehöre weiterhin der Stadt.

Zur Erinnerung: Die Stadträte und die Verwaltung von L.-E. hatten sich über Jahre hinweg immer wieder mit den Moschee-Plänen beschäftigt. Der islamische Verein wollte zunächst mit seinem Gebets- und Kulturzentrum in die ehemalige Gaststätte Rößle in Unteraichen ziehen. Dies aber war am Widerstand der Anwohner gescheitert. Oberbürgermeister Roland Klenk hatte dann das stadteigene Grundstück in Oberaichen ins Gespräch gebracht.

Zwischen Stadt und Verein besteht ein Erbpachtvertrag

Ende 2014 hat der Gemeinderat den Weg dafür freigemacht. Zwischen der Stadt und dem Verein wurde ein Erbpachtvertrag unterzeichnet. Der VKBI hat mit seiner Unterschrift das Recht erworben, bis 2018 den Baugrund zu kaufen. Die Idee dahinter: zunächst die Moschee bauen und dann das Grundstück kaufen.

Immer wieder hatte der Verein auf Nachfrage unserer Zeitung angekündigt, dass die Arbeiten auf dem Grundstück an der Wilhelm-Haas-Straße demnächst losgehen werden. Doch erst jetzt ist ein erster Bagger angerückt. Hasan Matur sagt dazu: „Den Bau ganz ohne Kredit zu finanzieren, das ist nicht einfach.“ Das Millionen-Projekt soll zum größten Teil über freiwillige Beiträge finanziert werden. Mitglieder des Vereins sammeln dafür.

Den roten Punkt hat die Stadt laut Oberbürgermeister Roland Klenk erst jetzt erteilt, weil bis dato der Bauzeitenplan für das Vorhaben fehlte. Nun geht er davon aus, dass die Bauarbeiten vorangehen und der Neubau im Laufe des kommenden Jahres fertiggestellt wird.

Nächste Woche wird es ein Gespräch zwischen dem OB, Vertretern der Bürgergemeinschaft Oberaichen und des muslimischen Vereins geben. Hasan Matur will bei diesem Treffen auch über den weiteren Zeitplan des Moscheebaus berichten. „Die Informationspolitik des VKBI war bisher dürftig“, sagt derweil der OB. „Die Bürger in Oberaichen aber haben ein Recht auf Informationen.“ Bei dem Treffen sollen alle Beteiligten an einen Tisch geholt werden.