Die Filderkommune spürt die Nähe zu Stuttgart und hat 20 Millionen Euro in Kindergärten investiert. Die Kommunalwahl verspricht spannend zu werden.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Leinfelden-Echterdingen - Natürlich ist Roland Klenk (CDU), der Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, bei der anstehenden Kommunalwahl um Neutralität bemüht. Aber für Hans Huber, den Stadtrat der Freien Wähler, macht er nachvollziehbar eine Ausnahme: „Mit ihm tritt ein Leistungsträger an, dessen Arbeit ich sehr zu schätzen gelernt habe.“ Man muss wissen: der ehemalige Dorfarzt Hans Huber feiert im Juni sein 88. Geburtstag. Noch heute radelt er zu älteren Patienten, die auf seine Heilkunst nicht verzichten wollen. Und auch im Gemeinderat hat seine Meinung nach wie vor erhebliches Gewicht.

 

Andere bisherige Leistungsträger werden hingegen am Sonntag, 25. Mai, nicht erneut kandidieren. So müssen die Freien Wähler in den kommenden Jahren etwa auf ihren langjährigen Fraktionsvorsitzenden Joachim Beckmann verzichten, der vor Kurzem erneut den Vorsitz des TSV Musberg übernommen hat und sich deshalb aus dem Gemeinderat zurückzieht.

Größter wechsel in der CDU

Den größten Wechsel hat die CDU zu verkraften. Dort hört nicht nur der langjährige Fraktionschef Harry Sandlaß, immerhin auch schon 75 Jahre alt, auf. Auch Walter Reiff, der vor Kurzem nach 32 Jahren auch den Vorsitz des TV Echterdingen abgegeben hat, verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Der Musberger Malermeister Ralf Bauer wiederum, der bisher für die CDU im Gemeinderat gesessen hat, wird nun für die Freien Wähler antreten. Während bei den Grünen Hilde Mezger ausscheidet, tritt die SPD mit allen bisherigen Stadträten an.

Das sind allerdings nur genau vier: Bei der letzten Kommunalwahl vor fünf Jahren hat die Partei ein katastrophal schlechtes Ergebnis eingefahren – und sogar weniger Stimmen als die Grünen und die FDP gesammelt. Diese Blamage möchte die SPD jetzt natürlich vermeiden.

20 Millionen Euro für den Kitabau

Inhaltlich hat sich in den vergangenen fünf Jahren auch in Leinfelden-Echterdingen vieles um den Ausbau der Kinderbetreuung gedreht. Dabei merkt die Stadt deutlich die Nähe zu Stuttgart: je urbaner das Umfeld, desto höher ist die Nachfrage nach Kinderbetreuung. Über die von der Bundesregierung ausgegebene Betreuungsquote von 35 Prozent für Kinder unter drei Jahren kann man in Leinfelden-Echterdingen nur den Kopf schütteln.

Selbst die 20 Millionen Euro, die die Stadt seit 2011 in den Bau neuer Kitas investiert hat, mit deren Plätzen es möglich ist, 60 Prozent der unter Dreijährigen ein Angebot machen zu können, reichen nicht aus. Roland Klenk beziffert den Bedarf auf 75 Prozent, appelliert aber an den Gemeinderat, wegen der mittelfristig zurückgehenden Kinderzahlen in der aktuellen Situation Übergangslösungen notfalls in Containern zu suchen.

Ein wichtiges Augenmerk der kommunalen Arbeit in den kommenden fünf Jahren liegt auf der Pflege der Schulbauten. Unter anderem muss die Haldenschule im Stadtteil Stetten saniert werden. Vier Millionen Euro investiert die Stadt, um in der Zeppelin-Grundschule in Echterdingen die Musikschule unterzubringen. Offen ist indes, ob die Stadt eine Gemeinschaftsschule bekommt. Bis jetzt, so Klenk, gebe es an der Ludwig-Uhland-Schule noch wenig Interesse an einer Umwandlung.

Ein weiteres Bauprojekt betrifft die Verwaltung selbst. Zwar hat sich Leinfelden-Echterdingen schon lange von der Idee verabschiedet, ein zentrales, neues Rathaus zwischen den beiden namensgebenden Stadtteilen zu errichten. Es gibt aber Überlegungen, zumindest die Verwaltungsarbeit in Leinfelden zu zentralisieren. Ins Auge gefasst hat Roland Klenk dafür ein Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft des Leinfelder Rathauses. Dort könnte dann auch das bisher im Echterdinger Rathaus beheimatete Finanzverwaltungsamt einziehen. Ob sich der neue Gemeinderat für eine solche Lösung erwärmen kann, muss sich aber erst noch zeigen.