Bürger und Geschäftsleute haben in Leinfelden-Echterdingen die unbeliebten Nagetiere auf Straßen und in Läden beobachtet. Falsch entsorgte Lebensmittel locken die Tiere an.

Leinfelden-Echterdingen - Bürger von Leinfelden-Echterdingen sind verunsichert. Denn offenbar erobern immer mehr Ratten die Straßen ihrer Stadt. Die Nagetiere wurden sogar dabei gesichtet, wie sie über viel befahrene Straßen flitzen. „Sie huschen überall herum“, berichtet Eberhard Wächter. „Auf der Suche nach Nahrung gehen die Tiere an Mülltonnen und an gelbe Säcke“, sagt er. Die Allesfresser verirren sich dabei auch in örtliche Ladengeschäfte.

 

Der Apotheker weiß, von was er spricht. Gemeinsam mit seinem Team hat er vor Kurzem eines der Tiere in seinen Räumen an der Echterdinger Hauptstraße gesichtet. „Es hat zwar etwas gedauert“, sagt er. „Dann aber ist es uns gelungen, die Ratte wieder raus in Freie zu jagen.“ Kunden von ihm hätten ähnliche Erfahrungen gemacht. Das Problem dabei: Die Tiere können durch ihre Ausscheidungen Krankheiten übertragen.

„Dieses Jahr sind viel mehr Ratten unterwegs, als früher“, sagt der Mann, der zudem für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt. Seine Fraktionskollegin Beatrix Hess berichtet, dass es im Stadtteil Leinfelden ähnlich aussieht. Eberhard Wächter vermutet, dass dies daran liegt, dass es dieses Jahr viel zu trocken war. Peter Friedrich, Chef der örtlichen Stadtwerke und damit auch Herr über die unterirdischen Kanäle der Stadt, bestätigt, dass es in diesem Jahr offenbar mehr Ratten in Leinfelden-Echterdingen gibt, als in den vergangenen Jahren. Zumindest haben sich bisher mehr Bürger als früher gemeldet, weil sie diese Nagetiere gesehen haben. „Wie hatten in den vergangenen Monaten 24 Rattenmeldungen“, sagt er. „Das sind etwas mehr als sonst.“

Trockenheit war gut für die Ratten

Von einer Rattenplage will Friedrich aber nicht sprechen. Denn dann hätte es deutlich mehr Meldungen geben müssen. „Das Jahr war bisher sehr trocken“, sagt auch er. Die gebauten Nester der Tiere in den Kanälen und auch die Jungtiere hatten so bessere Überlebenschancen. Bei starkem Regen dagegen werden die Kanäle geflutet.

Wenn Ratten auf privatem Gelände auftauchen, sollte der Kammerjäger gerufen werden, rät der Stadtwerkechef. Für die Kanäle und Schächte gilt: Mitarbeiter der Stadtwerke legen regelmäßig Fressköder aus, die Rattengift enthalten. „Wenn wir Meldungen aus einem Stadtteil bekommen, kontrollieren wir dort verstärkt, ob die Köder an- oder gar aufgefressen sind“, sagt er. Ist dies der Fall, wird nachgelegt.

Friedrich warnt davor, Lebensmittelreste in der Toilettenschüssel zu entsorgen. Denn so gelangen diese in die Kanalisation als willkommene Nahrung für die dortigen Bewohner. „Die Ratte weiß, was gut ist. Wenn die Tiere die Wahl haben zwischen einer Maultausche und einem Giftköder, nehmen sie die Maultasche“, sagt er. Und: „Ohne dass die Bevölkerung mitmacht, haben wir keine Chance.“

Dazu passt eine Meldung des Verbandes kommunaler Unternehmen. Dieser schreibt anlässlich des Welttoilettentages am 19. November: „Schädlinge wie Ratten werden durch die Entsorgung von Speiseresten über die Toilette angelockt. Diese gehören in den Restmüll, besser noch in die Biotonne.“

Auch woanders gibt es die Tiere

Leinfelden-Echterdingen ist mit diesem Problem freilich nicht allein. Im Juni berichteten Menschen aus Filderstadt, dass sie vermehrt die unbeliebten Nagetiere gesichtet haben. In sozialen Netzwerken machte das Gerücht von einem Rattenproblem die Runde. Was jedoch vom örtlichen Tiefbauamt entkräftet wurde. Die Stadt Filderstadt geht einmal im Jahr gemeinsam mit einer Fachfirma gezielt gegen die Schädlinge vor. Fressköder mit Gift werden in der Kanalisation ausgelegt.

Auch Nachbarn aus Stuttgart-Rohr befürchteten eine Rattenplage in ihrem Wohngebiet. Im unteren Bereich der Steigstraße wurden zahlreiche der Nagetiere beobachtet. Die Ursache dafür wurde auf einem privaten Grundstück vermutet. Nicht zuletzt haben die gefräßigen Tiere in der Stuttgarter Unibibliothek tausende Bücher angenagt und damit einen immensen Schaden angerichtet.

Um erst gar kein Problem mit Ratten zu bekommen, werden auf den Grüngutplätzen des Landkreises Esslingen keine Speiseabfälle angenommen. Dies gilt auch für Kürbisse und Äpfel. Letztere haben Streuobstwiesenbesitzer in diesem Jahr im Übermaß ernten können. „Auch die gehören in die Biotonne“, sagt Manfred Kopp, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebes. Denn: „Wir wollen den Nagern kein Nahrungsangebot machen.“