Ein Hotel nach dem anderen ist in den vergangenen Jahren in Leinfelden-Echterdingen entstanden. Und der Trend hält an. Die Gästehäuser setzen den angespannten Wohnungsmarkt zusätzlich unter Druck.

Leinfelden-Echterdingen - Weitere 176 Zimmer im Hotel Moxy im vergangenen Jahr; 2019 werden das Mövenpick Flughafen und das Adagio Access Hotel im Carré Vision One eröffnet und zum ohnehin üppigen Hotelangebot in Leinfelden-Echterdingen weitere 385 Zimmer hinzufügen. Der Tourismus boomt in der Kommune, vor allem in Echterdingen. Und das nicht, weil in der Stadt in den vergangenen Jahren eine Sehenswürdigkeit nach der anderen dazugekommen wäre. Es liegt vor allem an der Messe, welche die Gäste auf die Filder zieht – für durchschnittlich 1,7 Nächte.

 

„Standortprägend sind Geschäftsreisende, der Freizeittourismus ist weit unten angesiedelt“, sagt Gabriele Ostertag von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), die die Entwicklungsmöglichkeiten des Hotelgewerbes in der Kommune untersucht hat. 2007 – die Messe gab es damals noch nicht – wurden in der Kommune 151 000 Übernachtungen gezählt. Zehn Jahre später waren dies 532 000 – rund das Dreieinhalbfache. Sie kamen in 35 Übernachtungsbetrieben unter, davon allein 21 Hotels mit rund 1740 Zimmern.

Potenzial für gerade einmal ein weiteres Hotel

Die Gutachter der GMA, die die in diesem Artikel genutzten Zahlen ermittelt haben, leiten aus ihrer Untersuchung das Potenzial für gerade einmal ein weiteres Hotel der niedrigen bis mittleren Preiskategorie ab.

Anders sieht man das bei der Stadtverwaltung. Dort wird „kein Ende des Hotelbooms“ erwartet, da die Auslastungsquote mit knapp über 50 Prozent zu den höchsten in der Region gehöre und sich derzeit im Vergleich mit anderen Anlagemöglichkeiten auch eine gute Rendite erwirtschaften lasse. Der Brutto-Jahresumsatz im Tourismus liegt nach Angabe der GMA demnach bei knapp 150 Millionen Euro. Doch allzu viel bleibt nicht im Ort hängen: Der Netto-Jahresgewinn sei mit 160 000 Euro überschaubar, schreibt Oberbürgermeister Roland Klenk in der Vorlage.

Gibt es einen Verdrängungseffekt?

Der Erfolg hat jedoch auch seine Schattenseiten. Baubürgermeisterin Eva Noller beobachtet einen Verdrängungseffekt. Und das heißt: Statt dringend notwendiger Wohnungen oder Flächen für Gewerbe werden Hotels gebaut. Sie befürchtet zudem einen negativen Einfluss auf das Stadtbild durch die „Volumenarchitektur im Einfachstandard“. Auch die Preise für Bauland würden in die Höhe getrieben. Und falls irgendwann einmal der ICE auch am Flughafen hält, erwartet der Stadtplanungsleiter Philipp Schwarz einen weiteren Schub. „Die Frage ist nur: Was erträgt die Große Kreisstadt, und wie kann man das steuern?“

Die Antwort könnte ein Standortkonzept für die gesamte Stadt sein, das zusammen mit dem Bebauungsplan auch eine rechtliche Basis hätte. „Im Bebauungsplan können über die Nutzung Hotels ausgeschlossen werden, wenn sich das städtebaulich mit dem Konzept begründen lässt“, sagt Noller. Das gelte nicht nur für zukünftige, sondern auch für bestehende Bebauungspläne. „Und das sogar recht kurzfristig, nachdem die Anfrage nach einem Neubau an die Stadtverwaltung herangetragen wurde“, ergänzte die Baubürgermeisterin.

Schwieriger ist es dagegen, Airbnb und vergleichbare Angebote in Wohngebieten zu verhindern, die natürlich die ohnehin bestehende Wohnungsnot weiter verschärfen. Das könnte zwar mit einem Zweckentfremdungsgesetz gehen. „Doch die Hürden für eine solche Satzung sind sehr hoch“, sagt Noller.