Im Ortszentrum von Leinfelden schlummern seit Jahrzehnten Altlasten in der Erde. Nun gibt es konkrete Reinigungspläne. Das Ganze hat mit einem neuartigen Verfahren zu tun. Wir erklären, was geplant ist.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Leinfelden - Es ist der wohl konkreteste Versuch seit den 1990er Jahren, den verseuchten Boden in Leinfelden zu reinigen. Vom 8. bis 18. April soll ein Pilotprojekt das Ganze einleiten, wie die Stadt Leinfelden-Echterdingen nun mitteilt. Mit einem neuen Verfahren sollen die im Untergrund an der Bahnhofstraße in Leinfelden – etwa auf Höhe der Dreimorgenstraße – schlummernden Altlasten entfernt werden.

 

Die Schadstoffe, nämlich chlorierte Kohlenwasserstoffe und Mineralöl, befinden sich seit über einem halben Jahrhundert an Ort und Stelle. Ein damals dort ansässiger Lösungsmittelrecycler hatte Abfälle offenbar einfach in der Erde entsorgt. Seit bald 30 Jahren wird geknobelt, wie der verseuchte Boden am besten saniert werden könnte. Und die Zeit drängt. Denn die Altlasten wandern.

Wegen des Grundwasserschutzes muss saniert werden

Befanden sie sich anfangs nur zwischen Schienen und Bahnhofstraße, sind sie inzwischen unter der Straße angekommen. Seit 2003 gehört das Areal der Aurelis Real Estate. Doch als früherer Besitzer des Grundstücks muss die Deutsche Bahn die Kosten für die notwendige Sanierung tragen. Aufgrund des Grundwasserschutzes müsse saniert werden, teilt die Stadt mit.

Für die Bahnhofstraße brauche es dabei ein anderes Vorgehen als für den großen Rest der Fläche näher zu den Schienen hin. Wegen der angrenzenden Häuser und Kanälen ist eine große Bohrung für einen Erdaustausch an der Bahnhofstraße nicht möglich. Eine andere, noch neue Methode soll helfen. Im Herbst 2018 sei in der Innenstadt von Aalen ein Verfahren erfolgreich eingesetzt worden, das nun auch in Leinfelden angewendet werden könnte.

Das lasse die Schadstoffe oxidieren

Dabei wird eine Lösung aus Permanganat und Persulfat sowie ein Trägermedium aus Guarkernmehl per Injektionsbohrung in mehreren dünnen Schichten in den Boden gepresst werden. Circa sechs bis elf Meter tief. Dies lasse die Schadstoffe oxidieren, heißt es in der Mitteilung. Die Bodenbewegungen befänden sich im Ein-Millimeter-Bereich und seien unbedenklich für die Gebäude und Kanäle.

Die Bohrungen nun im April können als Testlauf verstanden werden. Etwa zwei Monate später soll anhand von Bohrungen kontrolliert werden, ob das Verfahren erfolgreich war. Wenn ja, soll die Sanierung der Bahnhofstraße auf diesem Wege vorbereitet werden. Bis es losgeht, kann es allerdings noch dauern, denn es sind zunächst verschiedene Genehmigungen nötig. Die Stadt rechnet mit einer Sanierung in den Jahren 2020 und 2021. Die Fläche zwischen Straße und Schienen könnte dann 2022 und 2023 folgen. Dort wäre der Erdaustausch aber über eine große Erdbohrung denkbar.

Bahnhofstraße wird gesperrt

Während des Pilotversuchs vom 8. bis 18. April ist eine Teilsperrung der Bahnhofstraße auf einem Abschnitt von 50 Metern nötig. Die Gehwege bleiben durchgehend geöffnet. Für die Autofahrer wird eine Umleitung ausgeschildert.