In Stetten (Leinfelden-Echterdingen) fehlt ein Drogeriemarkt. Nachdem es zunächst Hoffnung gab, hat sich diese wieder zerschlagen. Denn Rossmann will sich dort nicht mehr ansiedeln.

Leinfelden-Echterdingen - Wer in Leinfelden-Echterdingen Windeln, Feuchttücher oder Bio-Tomatensoße einkaufen will, der wird wohl ins Auto oder aufs Fahrrad steigen und zum nächsten dm-Markt fahren. Gleich zweimal ist die Drogeriemarktkette im Stadtgebiet vertreten: einmal an der Ulmer Straße in Echterdingen und einmal an der Maybachstraße in Leinfelden. Im Stadtteil Stetten fehlt bisher allerdings ein Laden, der sich auf diese Produktpalette spezialisiert hat. Das wird vorerst so bleiben. Auch wenn es zunächst andere Pläne gegeben hat.

 

Die Stadtverwaltung von Leinfelden-Echterdingen hätte gerne das Unternehmen Rossmann in den Flecken geholt, um so die Nahversorgung vor Ort zu verbessern. Die laut eigenen Angaben zweitgrößte Drogeriemarktkette Deutschlands hat auf den Fildern bereits eine Filiale in Bernhausen, die direkt am S-Bahnhof liegt. Es gibt weitere Läden in Ostfildern, Esslingen und in Stuttgart.

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hatte dafür ein städtisches Grundstück am Ungerhaldenweg zwischen dem Lebensmittelladen Lidl und der Stettener Hauptstraße vorgesehen. Im Erdgeschoss ein Drogeriemarkt, im ersten und zweiten Obergeschoss eine Pflegeeinrichtung, so war der ursprüngliche Plan.

Areal war als neuer Feuerwehrstandort im Gespräch

Die Dirk Rossmann GmbH sollte auf dieser Fläche gemeinsame Sache mit der in Filderstadt ansässigen Wohngemeinschaft für Senioren (WGfS) machen. Die Stadt hat der Filderstädter Firma dafür bereits vor Jahren eine Kaufoption für das städtische Areal eingeräumt, die schon einmal verlängert wurde. Rossmann sollte derweil als Pächter der Erdgeschossfläche auftreten. Entsprechende Pläne wurden ausgearbeitet, ein Architektenwettbewerb ausgelobt und ausgerichtet.

Das Ganze sollte zur Stadtteilentwicklung beitragen: Denn Stetten mangelt es an einem Zentrum. Gutachter empfahlen einst, einen Schwerpunkt für Sport und Freizeit auf dem Berg sowie einen für Geschäfte und Gastronomie zu schaffen. Eine Schlüsselfunktion dafür sollte das Areal rund um die Kreuzung Stettener Hauptstraße/Sielminger Straße bekommen.

Es gab viele Gespräche – auch mit Rossmann, sagt Daniel Splettstößer, einer der Geschäftsführer der Wohngemeinschaft für Senioren. Das Unternehmen hat bereits einen hohen fünfstelligen Betrag in das Projekt investiert, erklärt er auf Nachfrage. Das Grundstück am Ungerhaldenweg stand derweil – zum Ärger einiger Anwohner und Stadträte – nicht mehr als Standort für das neue Stettener Feuerwehrhaus zur Verfügung; dieses soll nun an der Jahnstraße errichtet werden. Doch Rossmann hat das Interesse an dem Projekt in Stetten verloren, ist aus gut informierten Kreisen zu hören. Eine Sprecherin bestätigt auf Anfrage: „In dem von Ihnen angesprochenen Gebiet sind aktuell keine Verkaufsstellen geplant.“ Warum dies so ist, dazu will sich die Firma allerdings nicht äußern – weil es sich hierbei um „wettbewerbsrelevante Informationen“ handele.

Die Situation des Einzelhandels ist schwierig

Baubürgermeisterin Eva Noller wird etwas deutlicher. Sie sagt: „Rossmann hat der WGfS mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit im Boot ist.“ Das Unternehmen habe seine Strategie verändert, sagt sie. Durch den zunehmenden Internethandel habe sich die Situation des Einzelhandels verändert, Expansionen seien mittlerweile schwierig. Dies gelte freilich nicht nur für Rossmann, dies treffe auch auf andere Ketten zu. Was die Suche nach Alternativen schwierig gestaltete.

Laut Splettstößer hat man unter anderem mit der Drogeriemarktkette Müller, aber auch mit Inhabern von Lebensmittelmärkten gesprochen. „Alle Gespräche waren nicht zielführend“, sagt er. Auch er spricht von einer Strategieänderung bei Rossmann. Das Unternehmen sei mittlerweile nur noch an großen Einheiten interessiert, erklärt er. Sprich, die 700 Quadratmeter umfassende Verkaufsfläche am Ungerhaldenweg war der Drogeriemarktkette mittlerweile zu klein.

Baupreise sind stark gestiegen

Noller bedauert die Entscheidung. Sie sagt aber: „Dennoch war es nicht falsch, das Projekt so aufzusetzen.“ In Sachen Diskussion um das neue Feuerwehrhaus betont sie, dass die Feuerwehr selbst nie an die Ungerhalde wollte. Sie sagt aber auch: „Wir brauchen weitere Pflegeeinrichtungen.“ Die WGfS überlege nun, ob sie an dieser Stelle auch eine reine Pflegeeinrichtung errichten kann. Splettstößer bestätigt dies. Das Problem: Die Baupreise sind in den vergangenen Jahren um 20 Prozent gestiegen. Das Projekt rechnet sich für die Wohngemeinschaft nur dann, wenn sie da künftig mehr als 60 Pflegeplätze anbieten und damit auch das Erdgeschoss nutzen kann. Ursprünglich – mit einem Partner im Boot – wären dort 44 Pflegeplätze entstanden.

Das Grundstück aber gehört weiter der Stadt. Ende Juli läuft die Kaufoption für die WGfS aus. Heißt, die Kommune hat ein Wörtchen mitzureden, was mit dem Grund und Boden geschieht. Sie scheint aber nicht auf den Bedingungen von einst zu beharren. Die Bürgermeisterin hat der WGfS laut Splettstößer fest zugesagt, dass sie das Projekt am Ungerhaldenweg auch ohne einen Partner aus dem Einzelhandel vorantreiben darf. „Und davon gehen wir nun auch aus“, sagt der Geschäftsführer.