Leinfelden-Echterdingen ächzt unter dem Verkehr. Ein Hauptgrund sind überproportional viele Einpendler. Die Bürgermeisterin Eva Noller erklärt, warum und woher diese Menschen kommen. Und wie die Kommune versucht, dem Problem zu begegnen.

Leinfelden-Echterdingen - Etwas mehr als 40 000 Einwohner hat Leinfelden-Echterdingen. Nachts. Am Vor- und am Nachmittag sind es deutlich mehr. „Tagsüber sind wir eine Stadt von 55 000 Menschen“, sagt Eva Noller, die Erste Bürgermeisterin. Wie das geht? Es pendeln deutlich mehr Leute ein als aus. Aktuell gibt es etwa 34 000 sozialversicherungspflichtige Jobs in der Stadt. Bis 2021 werden am neuen Daimler-Trucks-Standort 2000 hinzukommen, zudem verkündete der OB Roland Klenk jüngst, dass ein internationales Unternehmen aus der Metallbranche konkrete Ansiedlungspläne habe und weitere 2000 Arbeitsstellen bringen könnte.

 

Erledigt werden die Jobs im Ort in erster Linie von Auswärtigen. Um die 28 000 Einpendler zieht es Tag für Tag in die Filder-Kommune, 13 000 Bürger arbeiten anderswo und pendeln dafür aus. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat hierzu im Jahr 2014 selbst Untersuchungen angestellt, zum anderen liegt der Verwaltung eine landesweite Studie von 2016 vor. Rechne man in derselben Linearität hoch, komme man zum Überschuss von 15 000 Menschen, sagt Eva Noller.

Leinfelden-Echterdingen ist ein guter Wirtschaftsstandort

Woher diese Berufstätigen anfahren, hat die Verwaltung 2014 ebenfalls erhoben. „Die meisten kommen aus Stuttgart und Filderstadt, also aus der nahen Umgebung“, sagt sie, aber es gebe auch viele Leute, die aus dem Raum Tübingen und Reutlingen und aus dem Neckartal anfahren. „Das sind für uns die Problematischen“, sagt Eva Noller, und damit meint sie nicht die Menschen, sondern deren Autos.

Ernstzunehmende Alternativen zur Anreise mit dem eigenen Fahrzeug gebe es jedoch kaum. Sie muss es als Esslingerin wissen. „Wenn ich mal mit den Öffentlichen kommt, fahre ich mit dem Bus zur Messe und gehe 20 Minuten über die Felder“, sagt die Bürgermeisterin. Wegen solcher fehlender Querverbindungen werbe die Stadtverwaltung immer wieder für den S-Bahn-Ringschluss runter ins Neckartal.

„Wir sind ein Wirtschaftsstandort“, stellt Eva Noller klar, im Vergleich zu anderen Filder-Orten sei die Zahl der Arbeitsplätze immens hoch. Dass so viele Auswärtige in Leinfelden-Echterdingen arbeiten, führt sie unter anderem auf die Qualität der Firmen und die Struktur der Region Stuttgart zurück. „Wir sitzen alle so eng aneinander. Hier kann man schnell den Arbeitsplatz wechseln, ohne umzuziehen.“ Die Menschen seien das Pendeln hierzulande gewöhnt, sagt Eva Noller.

Die Stadt hat noch kein eigenes Mobilitätsmanagement

Dem Ansturm von außen versucht Leinfelden-Echterdingen auf unterschiedliche Arten zu begegnen. Zum einen ist das durch die Schaffung von Wohnraum, denn wer am Ort arbeitet, ist leichter aufs Rad oder in den Bus zu bewegen. „Bauland anzubieten, ist ein Baustein für Verkehrsentlastung“, sagt Eva Noller und verweist auf die Gebiete Schelmen- und Goldäcker, wo mittelfristig um die 400 Wohneinheiten entstehen sollen.

Ein weiterer Baustein soll das Konzept mit Mobilitätspunkten sein, das mehr Komfort beim Umsteigen in der Stadt bieten soll – mit Radabstellplätzen, Infostelen, Wartebereichen, und mittelfristig auch Bikesharing, zählt die Bürgermeisterin auf. Der Wettbewerb hierzu soll im September entschieden werden.

Außerdem sollen Unternehmen ermuntert werden, sich über ein Mobilitätsmanagement Gedanken zu machen. Daimler etwa musste vor dem Spatenstich zur neuen Truck-Zentrale eine solche Konzeption vorlegen. Punkte wie Fahrradhof, Umkleiden und Duschen sowie Jobticket finden sich darin, erklärt Eva Noller.

Und dann muss sie sich an der eigenen Nase fassen. Denn die Stadtverwaltung Leinfelden-Echterdingen ist mit mehr als 800 Mitarbeitern auch ein großer Arbeitsgeben. „Wir haben das noch nicht. Aber wir sind mittendrin.“