Wer wegen Corona im Homeoffice sitzt, ist manch ungewohnter Geräuschkulisse ausgesetzt. Das zeigt das Beispiel aus Musberg (Leinfelden-Echterdingen), wo Schafe die Ruhe störten. Ein Teil der Herde wurde inzwischen geschlachtet.

Leinfelden-Echterdingen - Laubbläser und Heckenschere werden in Corona-Zeiten gerne im angrenzenden Garten in Bewegung gesetzt. Und manch einer lässt nun seine Terrasse richten. Wer derweil versucht, am heimischen Schreibtisch zu arbeiten, muss immer wieder den Lärm anderer ertragen. Das kann an den Nerven zerren. Ein Mann aus Musberg, der in der Nähe des Naturschutzgebietes Eichberg lebt, hat sich insbesondere am Blöken der städtischen Schafsherde gestört. Was auch daran lag, dass die Herde zeitweise stark gewachsen war. Inzwischen sind etliche Tiere geschlachtet – aber der Reihe nach.

 

Die Kommune setzt die Tiere in dem Naturschutzgebiet quasi als lebendige Rasenmäher ein. Die Schafe grasen die Obstbaumwiesen und andere Flächen des Naturschutzgebietes ab, für dessen Pflege die Stadt Leinfelden-Echterdingen zuständig ist. Die Herde wird von zwei jungen Leuten betreut, die bei der Stadt L.-E. ein freiwilliges ökologisches Jahr absolvieren. Die Tiere werden innerhalb von flexiblen Zäunen untergebracht. Die Schafe sind immer wieder woanders im Naturschutzgebiet zu finden. Eine private Ziegen-Herde wird dort eingesetzt, wo es darum geht, Büsche und Hecken klein zu halten.

Laut wird es, wenn die Lämmer von den Müttern getrennt werden

„Diese Art der Beweidung macht Sinn“, sagt Bürgermeisterin Eva Noller dazu. Die Herde sei für den städtischen Haushalt auch recht preiswert. Denn die Stadt erhalte dafür öffentliche Fördermittel und spare sich den Einsatz von teuren Maschinen, „die ebenfalls Krach machen würden“, wie Noller betont. Die Schafe seien übers Jahr betrachtet auch recht leise, erklärt sie. Wenn im Winter aber die frisch geborenen Lämmer von ihren Müttern getrennt werden müssten, werde es laut.

Wenn die Schafherde im Frühjahr vom Winterfutter aufs Sommerfutter umgestellt werde, machten sich die Tiere zudem für ein paar Tage immer wieder lautstark bemerkbar. Damit sie sich nicht den Magen verderben, dürften sie zunächst nur kurz ins Freie und müssen immer wieder zurück in den Stall. „Das Geblöke geht los, wenn sie wieder reinmüssen“, sagt Eva Noller. Und genau an diesen Tagen gehen jedes Jahr aufs Neue Beschwerden bei der Stadt ein, erzählt die Bürgermeisterin. In diesem Jahr hat sich auch ein Musberger Mann beklagt, der wegen der aktuellen Krise im Homeoffice arbeitet und sich deshalb in diesem Frühjahr besonders an dem Geblöke der Tiere gestört habe.

Viele Tiere mussten zum Schlachter

Für die Geräuschkulisse kam erschwerend hinzu: Die städtische Schafsherde hat in diesem Frühjahr deutlich mehr Tiere gezählt als in anderen Jahren. „In diesem Winter wurden 39 Lämmer geboren“, sagt Noller. In den Wintern zuvor seien es im Durchschnitt 20 Schafbabys gewesen. Viele dieser Lämmer würden normalerweise zu Ostern an den Schlachter verkauft und so dem Fleischmarkt zugeführt. Wegen der Corona-Krise und den zu dieser Zeit noch starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens fiel die Nachfrage nach Lammfleisch zu diesem Fest aber geringer aus als sonst.

Die Herde ist so auf knapp 80 Tiere angewachsen und war deutlich zu groß, wie die Noller sagt. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Roland Klenk hat man deshalb beschlossen, die Herde auf 30 Tiere zu reduzieren. Etliche Tiere mussten geschlachtet werden. Bei dieser Herdengröße soll es nun bleiben, so Noller. Im kommenden Frühjahr sollen die Lämmer schneller und früher verkauft werden.