Der Schwabengarten in Leinfelden-Echterdingen macht auf Facebook Werbung für eine Sommerparty – mit einem eindeutigen Spruch und dem Bild einer Frau im tief ausgeschnittenen Dirndl. Das sorgt für Diskussionen – online und offline.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

L.-E. - Der Schwabengarten in L.-E. veranstaltet im Juli eine Sommerparty. Nun ist das für sich genommen keine große Nachricht. Aufsehen erregt aber das dazugehörige Werbeposter im sozialen Netzwerk Facebook: Neben dem Schriftzug „Holz vor der Hütt’n“ ist das Foto einer blonden Frau zu sehen, deren tief ausgeschnittenes Dirndl viel von ihrer Oberweite sehen lässt.

 

Keine Frage, es ist weit verbreitet, mit leicht bekleideten Frauenkörpern Werbung zu machen. Allerdings wird Reklame wie diese insbesondere unter dem Eindruck der Metoo-Debatte zunehmend kritisch gesehen. Es gibt sogar Versuche, solche Werbung zu untersagen: Vereine wie „Terre des femmes“ oder „Pinkstinks“ engagieren sich schon lange für ein bundesweites Verbot von sexistischer Werbung.

Solche Reklame ist in einigen deutschen Großstädten tatsächlich verboten, beispielsweise in Ulm, München, Frankfurt, Leipzig oder Flensburg. Freilich können die Städte lediglich bei städtischen Flächen reglementieren. Auf privaten Flächen oder eben bei Facebook haben sie keine Handhabe.

Bürger weisen auf problematische Werbung hin

Doch wie wird definiert, was sexistische Werbung ist? Dabei greift München beispielsweise auf Kriterien zurück, die „der sogenannte Sexismus-Beirat von 1987 festgelegt habe“, heißt es bei „Spiegel online“. Wenn die „sexuelle Attraktivität der Frau als Werbemittel ohne Sachzusammenhang“ verwendet wird, oder Frauen „in einseitigen klischeehaften Rollen dargestellt“ oder „demütig oder lächerlich gemacht“ werden, dann sei die Werbung als sexistisch einzustufen. In München und Ulm sind es oft die Bürger, die die Stadtverwaltung auf problematische Werbemotive hinweisen.

Während die Stadtverwaltung in Leinfelden-Echterdingen keine Bürgerbeschwerden zu sexistischer Werbung bekommt, ist das in Filderstadt anders: „Es melden sich ab und zu Bürger, die Werbung beanstanden“, sagt Susanne Omran, die Referentin für Bürgerbeteiligung und Chancengleichheit in Filderstadt. Meistens sei das aber „überregionale Werbung, etwa auf Lastwagen oder Postkarten“. „Wir sind als Stadt in diesen Fällen nicht zuständig“, sagt Omran. Sie verweise dann auf den deutschen Werberat, bei dem man seine Beobachtungen melden könne.

Susanne Omran fände es sinnvoll, über ein Verbot wie in München oder Ulm nachzudenken. „Es ist ärgerlich, wenn Firmen für ihre Produkte werben und dabei Frauen als Objekte darstellen“, sagt Omran. „Dabei steht stets die Sexualisierung der Frau im Vordergrund.“ Sie gibt zu bedenken: „Es gibt keine Vermarktung von Männern beziehungsweise Männerkörpern in dieser Form in der Werbung.“

„Einfach eine hübsche Frau in einem schönen Dirndl“

In der Facebookgruppe „Filder-Pinnwand“ hatte sich zu der Werbung eine Diskussion entwickelt. Die einen sind der Meinung, das Poster sei „unterstes Niveau“, „völlig daneben und unangebracht“. Es sei schade, dass man heute noch platte Sprüche brauche, bei denen Frauen nur auf Äußerlichkeiten reduziert würden, um auf eine Party aufmerksam zu machen. „Haben die Veranstalter keine anderen Ideen?“, wird gefragt. Andere wiederum haben kein Problem mit der Werbung: „Welche Frau wird da lächerlich gemacht?“, fragt sich eine Kommentatorin, eine andere Frau meint: „Ich finde, man kann alles übertreiben.“ „Was für eine Spießergruppe hier“, schreibt ein Mann, ein anderer: „Die Idee ist sicher nicht besonders originell. Die Zielgruppe wird sicher erreicht.“

Auch einer der Geschäftsführer des Schwabengartens klinkte sich in die Facebook-Diskussion ein: Man könne nie eine Veranstaltung machen, die „alle und jeden glücklich macht“, findet der Mann. „Wem es nicht gefällt, muss da ja auch nicht hin.“ Seiner Meinung nach ist auf dem Poster „einfach eine hübsche Frau in einem schönen Dirndl“ zu sehen. Das Motiv sei nicht neu, man habe damit auch schon die Veranstaltung „Winterdörfle“ beworben. Er weist sogar zurück, dass der Titel „Holz vor der Hütt’n“ etwas mit der abgebildeten Frau zu tun habe: „Die Idee, unsere Veranstaltung so zu nennen, kam im Winter, als wir vor unserer ‚Hütt’n‘ nämlich Holz liegen hatten, und zwar so viel, dass wir täglich sechs Stunden lang unser Lagerfeuer anfeuern konnten.“

Die Geschäftsführer des Schwabengartens wollten sich gegenüber unserer Zeitung nicht zu ihrer Werbung äußern.