Seit knapp zwei Wochen dürfen die Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft in Leinfelden-Echterdingen ihr Haus nicht mehr verlassen, ein Zaun riegelt das Gelände von der Umgebung ab. Wie ist dort die Stimmung?

Oberaichen - Diese Situation ist selbst für Corona-Zeiten ungewöhnlich: Mehr als 30 Männer dürfen seit Gründonnerstag und voraussichtlich noch bis Ende dieser Woche ihr Heim an der Oberaichener Steinbeisstraße nicht verlassen. Die Flüchtlingsunterkunft ist von einem Metallzaun umgeben, wie man ihn von Baustellen kennt. Wachpersonal steht davor und kontrolliert, dass niemand gegen die Quarantäne-Auflagen verstößt.

 

Dennoch gehen die Bewohner vernünftig und gelassen mit der Situation um, sagt Gundel Jacobi, eine für Oberaichen zuständige Helferin vom örtlichen Arbeitskreis Asyl auf Nachfrage. „Sie halten per Telefon und WhatsApp ihre gewohnten Kontakte nach außen aufrecht.“ Die Männer würden immer wieder erwähnen, dass sie gefragt würden, ob sie zusätzlich zu den organisierten Nahrungslieferungen etwas benötigen. Natürlich sei der Zaun nicht angenehm, „aber sie machen das Beste draus“, sagt Jacobi. Die Männer nutzen das gute Wetter und die Fläche zwischen dem Haus und dem Zaun, um etwas Sport zu treiben und die Frühlingssonne zu genießen. „Ansonsten lesen sie viel, manche lernen die Theorie für die Fahrschule – und sie freuen sich, wie ihre Arbeitgeber darauf, dass sie bald wieder arbeiten gehen können“, sagt die Helferin.

Etwas Sport auf einem schmalen Grünstreifen

Wie berichtet, hatten sich mehrere Bewohner dieser Unterkunft mit dem Coronavirus infiziert. Diese Männer hat die Stadt in zwei – so oder so umgebaute – Wohnungen an der Musberger Filderstraße verlegt. Die anderen Bewohner wurden vor Ort unter Quarantäne gestellt, das Haus an der Steinbeisstraße wurde mit einem Zaun abgeriegelt.

Der Hintergrund dafür: Die städtische Unterkunft ist eine von mehreren, die an der Steinbeisstraße direkt nebeneinander liegen. „Auf dem gesamten Gelände leben mehr als 150 Menschen“, sagt Peter Löwy, der Leiter des städtischen Amtes für soziale Dienste. Bereits vor Wochen hatte die Kommune aufgrund der Corona-Krise die Besuchsmöglichkeiten in diesen Häusern eingeschränkt. Weil sich aber nicht alle an die Vorschriften gehalten hatten, wurde Sicherheitspersonal eingesetzt, erklärt er. Als einige Bewohner dann am Coronavirus erkrankt waren und die Quarantäne begonnen hatte, wurde die Security verstärkt.

Stadt versorgt Bewohner mit Lebensmittel

Die Stadt versorgt die Bewohner des abgeriegelten Heimes mit notwendigen Dingen, insbesondere mit Lebensmitteln, die auch vom Tafelladen kamen. Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes und der Hausmeister des Heimes haben die Sachen verteilt. Zum Schutz vor Ansteckung haben die Helfer Schutzanzüge getragen. Viele der Männer sind zuvor einer Arbeit nachgegangen, waren beispielsweise Hilfsarbeiter auf dem Bau, so Löwy. Sozialarbeiter haben ihnen geholfen, ihre Arbeitgeber über die Quarantänemaßnahme zu informieren. Sie halten telefonischen Kontakt zu den Bewohnern.

Familien leben keine in dem abgesperrtem Haus. Sie sind in anderen städtischen Unterkünften untergebracht. Damit Kinder, Jugendliche und deren Eltern die Zeit, bis Schulen und Kitas wieder öffnen werden, besser überbrücken können, hat die Flüchtlingshelfergruppe Arbeit und Integration um Monika Heilmann die Stadt darum gebeten, altersgerechte Spielsachen, Bücher und Bastelmaterial zur Verfügung zu stellen.