Der Preis der Leipziger Buchmesse geht an ein Geschichtspanorama: Guntram Vesper siegt mit seinem Opus magnum „Frohburg“.

Leipzig - Der Autor Guntram Vesper (74) hat den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Die Jury zeichnete am Donnerstag in der Kategorie Belletristik seinen neuen Roman „Frohburg“ aus. Weitere Preisträger sind die Übersetzerin Brigitte Döbert und der Sachbuchautor Jürgen Goldstein. Die Sieger nahmen die mit insgesamt 45 000 Euro dotierte Auszeichnung zu gleichen Teilen entgegen. Der Preis zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland.

 

In dem über 1000 Seiten starken Roman beschäftigt sich Guntram Vesper mit dem Ort seiner Geburt: Frohburg, einer Kleinstadt südlich von Leipzig, wo er Kindheit und Jugend verbrachte, ehe die Familie 1957 in die Bundesrepublik floh. Die Jury bemerkte: „In „Frohburg“ erzählt Vesper von deutschem Leben im zwanzigsten Jahrhundert, von Kultur, Politik, Krieg und Nachkrieg, und entwirft damit ein Geschichts- und Geschichtenpanorama, das sich zumeist aus eigenem Erleben und Beobachten speist und das ein Land und eine Zeit gültig festhält.“ Vesper lebt als freier Autor in Göttingen. Er verfasste Gedichte, Erzählungen und Hörspiele und wurde schon vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Peter-Huchel-Preis.

Preis zum zwölften Mal verliehen

Der 74-Jährige setzte sich gegen die ebenfalls nominierten Autoren Marion Poschmann („Geliehene Landschaften - Lehrgedichte und Elegien“), Roland Schimmelpfennig („An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“), Nis-Momme Stockmann („Der Fuchs“) und Heinz Strunk („Der goldene Handschuh“) durch. Im vergangenen Jahr hatte als erster Lyriker Jan Wagner mit „Regentonnenvariationen“ gewonnen.

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging die Auszeichnung an Jürgen Goldstein für sein Buch „Georg Forster. Zwischen Freiheit und Naturgewalt“. Goldsteins Studie über den Entdeckungsreisenden und Intellektuellen Forster (1754-1794) gehe über die Gattung der Biografie hinaus, „indem sie sachkundig und thesenstark das anthropologische Lebenswerk eines Mannes deutet, dessen politisches Denken durch seine bahnbrechenden Reisen unmittelbar geprägt wurde“, hieß es. Goldstein, Jahrgang 1962, lehrt als Professor für Philosophie an der Universität Koblenz-Landau.

Den Preis für die beste Übersetzung erhielt Brigitte Döbert. Sie wurde für die Übertragung des Buchs „Die Tutoren“ von Bora Cosic aus dem Serbischen ausgezeichnet. „Wenn Ideologien zerbröseln, gerät die Sprache außer Rand und Band. Mit überbordendem Wortwitz bildet Brigitte Döbert ein Kompendium balkanischer Verrücktheiten nach“, hieß es von der Jury. Döbert (Jahrgang 1959) übersetzt aus dem Bosnischen, Englischen, Kroatischen und Serbischen. Sie übertrug Texte unter anderem von Dzevad Karahasan, Roman Simic, Dragan Velikic und Miljenko Jergovic.

Der Preis der Leipziger Buchmesse wurde zum zwölften Mal verliehen.