Für alle, denen es im Club zu laut ist, gibt es ein neues Konzept: Der Keller Klub in Stuttgart probiert sich an der „leisen Disco“, bei der alle einen Kopfhörer tragen und zu verschiedenen Musikrichtungen tanzen können.

Stuttgart - Achtung, hier kommt das Club-Konzept für alle Menschen, denen es in der Regel viel zu laut ist in den Disco-Schuppen: die „leise Disco“. Wie passen bitte schön „leise“ und „Disco“ zusammen? Ganz einfach: jeder Gast bekommt einen Funkkopfhörer mit zwei Kanälen. Zwei DJs legen – natürlich nur unter ihrem DJ-Kopfhörer und nicht laut - zwei unterschiedliche Musikrichtungen auf, also beispielsweise HipHop und House, und der Gast kann je nach Gusto zwischen den Kanälen hin und her schalten und natürlich die Lautstärke selbst regulieren.

 

Das alles sieht in Youtube-Videos etwas absurd und kurios aus, aber funktioniert deutschlandweit schon ziemlich gut. Der Veranstalter Jan Pfirrmann bringt das Konzept am 29. Juni erstmals nach Stuttgart in den Keller Klub, nachdem er die leise Disco schon zwei mal im kleineren Rahmen erfolgreich in Esslingen getestet hat.

Abgesehen davon, dass der Gast die Musikrichtung selbst wählen kann, jeder schamfreier als bei anderen Partys über die Tanzfläche hoppelt und gegebenenfalls laut mitsingt, so Pfirrmann aus Erfahrung, hat die leise Disco weitere Vorteile gegenüber – quasi - der lauten Disco. „Die Party, auch wenn man es erst nicht vermutet, ist viel kommunikativer, weil man sich nicht mehr anschreit, sobald man den Kopfhörer abgezogen oder leise gemacht hat. Ganz viele sagen auch, dass sie am nächsten Morgen keine Kopfschmerzen oder ähnliches haben, weil sie eben nicht stundenlang einem zu lauten Pegel ausgesetzt waren“, berichtet Pfirrmann von seinen ersten Events.

Feten überall in Europa

Wo die leise Disco ihren Ursprung hat, ist nicht ganz definiert, auf deutschem Boden startete das Konzept erstmals in Hamburg. Mittlerweile finden die stillen Feten auch in Österreich, Schweiz oder gar Spanien statt. Es war auch nicht schwer in Stuttgart einen Club zu finden, erzählt Pfirrmann, allerdings „muss man immer relativ viel Vorarbeit in Sachen Erklärung leisten, weil die meisten Menschen, die davon noch nie etwas gehört haben, sich das auch absolut nicht vorstellen können.“ Ist auch ein bisschen schwer vorstellbar alles. Der Keller Klub konnte sich das dann vorstellen, vielleicht auch weil er sowieso ein recht offener und vielfältiger Laden ist.

Momentan sei der Hype da, meint Pfirrmann, aber er könne sich gut vorstellen, dass sich das Prinzip langfristig etablieren kann: „Ich sehe da noch eine Menge an Potenzial. Gerade, wenn es um Lärmschutz oder Open-Air Veranstaltungen aller Art geht.“ Hui, also beispielsweise das HipHop Open mit Kopfhörern auf zwei Kanälen, einmal Skinny-Jeans-Rap und einmal Goldene-Zeiten-HipHop? Schwierig auszumalen, das alles.

Und geht da nicht auch allgemein ein Stück vom ureigenen Clubprinzip verloren, dass alle gemeinsam zur selben Musik feiern? Pfirrmann: „Ich glaube, es ist relativ egal, was Clubs im Detail machen um ihre Gäste zu unterhalten. Hauptsache, sie tun es.“ Das Entertainment geht vor und das passt dann wiederum ganz gut in unsere Zeit.

Silent Disco, Stuttgarts erste Kopfhörer Party, Freitag, 29. Juni im Keller Klub