Das Misstrauen gegenüber der eigenen Parteispitze sitzt in der SPD so tief, dass niemand mehr die Differenzen zusammenführen kann. Wenn aber die SPD ihrer gewählten Führung nicht mehr traut, wer sollte dann noch der SPD trauen, fragt Parlamemtskorrespondent Thomas Maron.

Berlin - Am Aschermittwoch ist Karneval ja eigentlich vorbei – nicht so bei der SPD. Das wilde Treiben in der Partei wird weitergehen. Neben dem Fehlen eines fixen Enddatums unterscheidet noch ein weiterer Umstand die Kapriolen in der SPD vom turbulenten Gewese der Närrinnen und Narren: Spaß macht das keinem Genossen. Prägende Gemütszustände sind Angst, die Sehnsucht nach dem großen, befreienden Knall, bei manchen: Rachsucht. Daran ändert auch die Aussicht nichts, dass erstmals in der bald 155-jährigen Geschichte dieser stolzen Partei mit Andrea Nahles eine Frau an die Spitze treten soll. Die Genossen tanzen in atemberaubenden Pirouetten dem Abgrund entgegen, in Umfragen trennt die Partei von Otto Wels und Willy Brandt nur noch ein Wimpernschlag von den Rechtspopulisten der AfD.