Kultur: Adrienne Braun (adr)

Dass der freie Eintritt in staatliche Museen nicht beschlossen wurde, spricht dafür, dass die Landesregierung nicht glaubt, das Problem allein übers Geld lösen zu können. Im teuren London ist freier Eintritt für Touristen ein Anreiz, in Stuttgart oder Karlsruhe würde er keinen Umbruch bringen. Es mag viele Menschen geben, die sich den Museumsbesuch nicht leisten können. Aber sehr viel mehr Menschen investieren Zeit und Geld einfach lieber anderweitig.

 

Museen waren von Beginn an elitäre Musentempel, in denen ein akademischer Diskurs gepflegt wurde. Museen könnten aber viel mehr. Sie bieten das ideale Feld, um Reflexion und konstruktive Streitkultur zu fördern. Die Schwaben-Ausstellung im Landesmuseum macht es vor, dass der Blick auf die Geschichte aktuelle Klischees und Zuschreibungen zurechtrücken kann. Auch bei der Kunstbetrachtung kann man erfahren, wie Fremdes und Befremdliches beglückt und bereichert.

Miteinander statt Distinktion: Das Angebot muss bunter werden

Deshalb ist es höchste Zeit, sich zu verständigen, wer was unter dem Schlagwort „Kulturelle Bildung“ versteht und was die Aufgabe der Museen von morgen sein soll. Diese Entscheidung darf den Häusern nicht allein überlassen werden, auch Politik und Stadtgesellschaft sind gefragt und müssen beim Wandel zur Seite stehen, damit neben dem akademischen Diskurs auch andere Zugänge möglich und gesellschaftsfähig werden. Auch die Mitarbeiterschaft muss bunter, diverser werden – und künftig weniger auf Distinktion als auf ein Miteinander mit dem Publikum setzen.

Bevor das gelingen kann, muss die Politik sich aber endlich verabschieden von der Vorstellung, dass Museen Marketinginstrumente sind, Flaggschiffe, Aushängeschilder. Internationales Renommee mag ein schöner Nebeneffekt sein. Kulturelle Bildung aber wird nicht mit anonymen Busladungen erreicht, sondern im engen Austausch mit den Menschen vor Ort – ob in Stuttgart, Ellwangen oder Mengen-Ennetach. Das gesellschaftliche Potenzial, das in der Museumsvielfalt steckt, ist enorm. Höchste Zeit, es auch zu nutzen.