Die Politik muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass Museen nur schöne Aushängeschilder sind, die dem Marketing dienen, meint unsere Redakteurin Adrienne Braun.
Stuttgart - Es ist der Gang der Dinge: Geschäfte, die nicht laufen, werden von der Konkurrenz hinweg gefegt. Restaurants ohne Gäste machen dicht. Wie aber steht es um Museen? Sollten auch sie abgewickelt werden, wenn das Publikum ausbleibt? Diese Frage müssen sich derzeit einige Häuser stellen. Denn gelingt es nicht, genügend Tickets, Kataloge, Postkarten und Plakate zu verkaufen, reagieren Gemeinderäte oft empfindlich. Erst wird gemahnt, dann gedroht und im schlimmsten Fall die Subvention gestrichen.
Dahinter steckt eine klare Erwartung: Museen sollen Glanz in eine Stadt bringen. Kunst und Kultur dienen als Marketinginstrumente. Erfolg wird daran gemessen, ob Busse aus aller Welt vorfahren. Das einstige Tübinger Museumswunder, bei dem Hunderttausende in die Kunsthalle kamen, hat manche Gemeinde gierig gemacht. Misslingt aber das Wunder auf dem Lande, und das tut es fast immer, ist die Lust auf ein eigenes Museum schnell wieder perdu.
Die Dauerausstellungen locken kaum Besucher
Aber auch in Großstädten tun sich Museen schwer. Bei Sonderausstellungen strömt das Publikum, Sammlungen aber locken kaum Besucher. Dabei fällt diesen Herzstücken der Häuser eine zentrale Aufgabe zu. Stichwort: Kulturelle Bildung.
Gerade Museen scheinen hierfür prädestiniert zu sein, schließlich wollen sie bilden. So geht es bei der neuen Ausstellung „Aufbruch Flora“ der Staatsgalerie Stuttgart zum Beispiel neben reinen Sinnesfreuden auch um den Postimpressionismus. Bloß: was soll konkret gelehrt werden? Zahlen und Fakten? Wissenschaftliche Erkenntnisse? „Ismen“? Das entscheiden die Museen. Dass aber gerade die Dauerausstellungen so schlecht besucht sind, lässt den Schluss zu, dass sich das breite Publikum nicht für diesen Kanon interessiert – oder die Aufbereitung nicht ansprechend ist.