Bitter für Stuttgart, aber ein solches Berufsangebot kann man kaum ausschlagen: Inés de Castro, Direktorin des Linden-Museums in Stuttgart, soll als Chefin der Sammlungen zum Humboldt-Forum in Berlin. Noch aber gibt sich das Kunstministerium nicht ganz geschlagen.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Es gibt berufliche Angebote, die kann man kaum ausschlagen, und dieses gehört dazu: Wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, soll Inés de Castro, die Direktorin des Stuttgarter Linden-Museums, zum Humboldt-Forum in Berlin wechseln und dort Leiterin der Sammlungen werden. Hinter der Fassade des neu errichteten Berliner Schlosses sollen nach der geplanten Eröffnung Ende 2019 das bisherige Ethnologische Museum und das Vorderasiatische Museum vereint werden; entstehen wird so eine der bedeutendsten ethnologischen Sammlungen der Welt. De Castro würde somit nicht nur einen zentralen Ausstellungsort Deutschlands prägen, sondern überhaupt zur Mitspielerin in der Riege der führenden kulturhistorischen Museen der Welt.

 

In Berlin heißt es, mit dieser Personalie unter Regie der Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sei eine Weichenstellung für die Zukunft des Humboldt-Forums getroffen, dessen Gründungsintendant Neil MacGregor 2019 abtreten wird. Das Durchsickern der Meldung passt zum aktuellen Zeitplan in der Hauptstadt: Just an diesem Montag haben Grütters und MacGregor zu einer Pressekonferenz eingeladen.

Das Ministerium will de Castro noch zum Bleiben bewegen

Petra Olschowski, Staatssekretärin im Kunstministerium von Baden-Württemberg, wollte sich am Sonntag gegenüber unserer Zeitung zu Details nicht äußern, bestätigte aber, mit Inés de Castro noch in Gesprächen über einen Verbleib in Stuttgart zu sein. Eine der Knackpunkte dürfte dabei allerdings die ungewisse Zukunft des Hauses sein: Das Haus an der Hegelstraße 1 muss dringend renoviert und erweitert werden; eigentlich sind sich alle einig, dass ein kompletter Neubau im künftigen Rosensteinpark-Viertel noch besser wäre. Doch die Bauverzögerungen beim Bahnprojekt Stuttgart 21 und die zögerliche Kulturplanung im Rathaus machen jede konkrete Zusage oder gar einen Zeitrahmen unmöglich.

Die gebürtige Argentinierin Inés de Castro, geboren 1968 in Buenos Aires, leitet seit 2010 das Linden-Museum. Die Ethnologin hat mit einer Reihe hochrangiger Ausstellungen, zum Beispiel „Inka – Könige der Anden“ oder aktuell über Hawaii, den überregionalen Rang des Hauses noch einmal deutlich gesteigert. Die Landeshauptstadt verlöre mit diesem Wechsel eine ihrer höchst erfolgreichen Museumsdirektorinnen.