Ein weiteres Gutachten zu Kosten und Terminen beim Milliardenprojekt Stuttgart 21 ist hoffentlich das letzte seiner Art. Bei der Bewertung der neuen Zahlen sollte dann Ehrlichkeit der Vorzug vor Ausflüchten gegeben werden, kommentiert StZ-Titelautor Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Und im Dezember kommt’s zum Schwur bei Stuttgart 21. Wem der Satz bekannt vorkommt, liegt richtig. Es war im Dezember 2012, als die Bahn einräumen musste, dass aus den 4,5 Milliarden Euro Kosten für den neuen Bahnknoten 6,5 Milliarden Euro geworden waren. Nun vertröstet die Bahn also die Öffentlichkeit auf Dezember 2017. Dann sollen Ergebnisse neuerlicher Gutachten vorliegen. Die externen Experten dürfen freilich keine eigenen Untersuchungen vornehmen, sondern lediglich die von der Bahn vorgelegten Daten überprüfen.

 

Boom im Baugewerbe kann nicht die ganze Erklärung sein

Die sich nun abzeichnenden Mehrkosten allein mit steigenden Baupreisen zu erklären, wäre zu kurz gesprungen. Natürlich brummt es beim Baugewerbe derzeit – und entsprechend hoch können die Unternehmen bei der Angebotsabgabe pokern. Aber das dürfte nicht der ausschließliche Grund für Kostenüberschreitungen sein. Das Bauen im Anhydrit stellt sich eben doch als komplizierter und damit kostenträchtiger dar, als es bisher behauptet wurde. Die Vielzahl an Planänderungen wirken ebenfalls keineswegs kostendämpfend. Und ein Projekt, das 23 Jahre nach der Vorstellung der Idee immer noch in der Umsetzungsphase ist, kann kaum im Finanzrahmen bleiben. All das wird die Bahn im Dezember zu erklären haben. Es ist höchste Zeit, die Realitäten auch als solche zu benennen.