Das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb hat sein Jahresprogramm vorgestellt. Neben einer Vielzahl von Führungen, Workshops, Seminaren und Vorträge gibt es spannende Sonderausstellungen.

Lenningen - Einmal einem lebensecht aussehenden Luchs die markanten Ohrpinsel streicheln – dieser Wunsch kann für Naturfreunde schon im Sommer in Erfüllung gehen. Dann stattet der scheue Jäger dem Naturschutzzentrum Schopflocher Alb einen Besuch ab – wenn auch nur als dreidimensionales Abbild. Die am 19. April in dem Zentrum auf der Schwäbischen Alb haltmachende Sonderausstellung „Wanted – Der Luchs“ ist ein Höhepunkt im Jahresprogramm der vom Landkreis Esslingen in Form einer Stiftung unterhaltenen Einrichtung. „Das 3-D-Modell des Luchses haben wir als Leihgabe vom naturkundlichen Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim bekommen“, sagte Franziska Harich, die Geschäftsführerin des in 800 Meter Meereshöhe am Rand eines aufgelassenen Steinbruchs bei Lenningen-Schopfloch gelegenen Naturschutzzentrums, bei der Vorstellung des Jahresprogramms 2020.

 

Wenn auch nur als Modell, kommt der Luchs im April dann für gut zwei Monate dorthin wieder zurück, wo der letzte wild- lebende Vertreter seiner Art in Deutschland einst sein Leben ausgehaucht hat. Im nahe gelegenen Wiesensteig (Kreis Göppingen) war er im Jahr 1846 von einem Jäger erlegt worden – in der irrigen Annahme, es handle sich um einen Wolf.

Verständnis für die Raubkatze

Mittlerweile ist die Raubkatze durch Auswilderungsprojekte – wenn auch nicht in Baden-Württemberg, so doch in der Schweiz, den Vogesen, im Harz und im Pfälzer Wald – wieder heimisch geworden. „Bei uns im Land gibt es bisher nur vereinzelte männliche Durchzügler auf der Suche nach einer Partnerin und einem Revier“, sagt Sonja Berger, die Luchsexpertin des Naturschutzzentrums. Im Vorgriff auf eine allerdings durchaus mögliche Rückkehr informiert die von der Luchs-Initiative Baden-Württemberg zusammengestellte Schau über die Lebensweise des heimlichen Einzelgängers und wirbt um mehr Verständnis für die Großkatze.

Um Verständnis geht es auch in der anschließenden Ausstellung „Wild & Jagd – Grenzgänge zwischen Natur und Kultur“, die vom 5. Juli an zu sehen sein wird. Neben der Geschichte der Jagd und ihrer Spuren in der Kultur und Landschaft werden im Begleitprogramm auch die Auswirkungen auf die Wildtierökologie, die Forstwirtschaft, die Landwirtschaft und den Naturschutz diskutiert. Auch die Frage, ob und wie Jagd und Tierschutz zusammenpassen, wird nicht ausgespart. Beschlossen wird der Reigen der diesjährigen Sonderausstellungen mit einem fotografischen Streifzug durch den Wald. Der Fotograf Dietmar Brigola hat die Förster in den verschiedenen Waldgebieten der Albregion fünf Jahre lang bei den Markierungs- und Waldeinschlagarbeiten begleitet. Franziska Harich verspricht anhand der von Brigola dokumentierten farbigen Markierungen an den Bäumen nicht mehr und nicht weniger als die „Entschlüsselung des Alphabets der Förster“.

Im Vorjahr 21 200 Besucher

Abseits der Sonderausstellungen wird das Naturschutzzentrum mit einer Reihe von Führungen, Workshops, Seminaren und Vorträgen seinem Auftrag der Naturerziehung und Umweltbildung gerecht. Im vorigen Jahr haben die Ausstellungen und Veranstaltungen des Zentrums knapp 21 200 Besucher auf die Schwäbische Alb gelockt. „Beinahe die Hälfte davon hat Veranstaltungen gebucht, rund 12 000 Besucherinnen und Besucher waren Laufkundschaft“, bilanziert Franziska Harich.

Vor allem Kinder und Jugendliche finden im Naturschutzzentrum offene Türen vor. So haben in der vergangenen Saison 61 Schulklassen naturkundliche Führungen gebucht. Knapp 1500 Schüler haben dabei einen vertieften Einblick in die Natur gewonnen. Mehr als 300 Kinder und Jugendliche haben zudem an den zahlreichen Kindernachmittagen, und -geburtstagen, an Junior-Ranger-Veranstaltungen, an der Sommerferienwoche, dem Sommerferienprogramm und an Artenschutzaktionen teilgenommen.