Lenningen Geopoints bringen die Erde zum Sprechen

Die Schwäbische Alb ist ein offenes Geschichtsbuch. Was sie aus geologischer Sicht so alles zu erzählen hat, ist an neu installierten Informationspunkten aufbereitet.
Lenningen - Gespräch mit der Erde“ hat der Wissenschaftler Hans Cloos (1885-1951) einst sein noch immer wegweisendes Buch über die Geologie überschrieben. Aus erdgeschichtlicher Sicht besonders gesprächig ist die Schwäbische Alb. Damit auch der Laie versteht, was das Karstgebirge ihm mit seinen Dolinen, Trockentälern, Hungerbrunnen, Vulkanen, Maaren und Höhlen zu sagen hat, ist jetzt der erste Geopoint im Landkreis Esslingen markiert worden. Eine Informationstafel gibt den Kalktuff-Terrassen der Weißen Lauter am Ortsausgang von Lenningen-Gutenberg eine Stimme.
„Ergänzend zu den schon bestehenden drei Geopark-Infostellen am Beurener Freilichtmuseum, an der Panorama-Therme Beuren und am Naturschutzzentrum Schopflocher Alb wollen wir zehn Geopoints im Kreis auszeichnen“, sagt Siegfried Roth, der Geschäftsführer des Geoparks Schwäbische Alb. Die neuen Geopoints sollen die Besucher auf erdgeschichtlich interessante Phänomene hinweisen und deren sich über Jahrmillionen hinziehende Entstehung anschaulich erklären.
Geschätzter Baustoff
Die Kalktuff-Terrassen an der Lauter werden von Regenwasser gebildet, das auf seinem Weg durch das Karstgebirge Kalk gelöst hat. Wenn dieses kalkhaltige Wasser das Gestein an der Quelle wieder verlässt, beginnt es sich zu erwärmen. Das Kohlendioxid entweicht, und ein Teil des Kalkes fällt aus. Verstärkt wird diese Sinterbildung, wenn das Wasser an Gefällstufen zusätzlich verwirbelt wird und wenn Wasserpflanzen durch die Fotosynthese zusätzlich Kohlendioxid verbrauchen. „Die Pflanzen graben sich so ihr eigenes Grab, denn der Kalk überzieht alles, was sich dem Karstwasser in den Weg stellt“, sagt Roland Krämer, ein Landschaftsführer vom Naturschutzzentrum Schopflocher Alb. In früheren Zeiten hat sich der Mensch diesen Vorgang zunutze gemacht und den porösen Kalktuff abgebaut. „Kalktuff, der beim Trocknen aushärtet, hat herausragende Isoliereigenschaften. In Gutenberg sind noch viele Häuser aus diesem Baustoff hergestellt“, sagt Krämer. Inzwischen ist der Abbau von Kalktuff verboten.
Besucherlenkung als Gratwanderung
Auf dem schmalen Grat zwischen dem Schutz der Formationen und deren touristischer Vermarktung balancieren auch die Mitarbeiter des seit dem Jahr 2015 mit dem Unesco-Siegel versehenen globalen Geoparks Schwäbische Alb. „Wir wollen einerseits das erdgeschichtliche Erbe der Schwäbischen Alb für die Menschen erlebbar machen, andererseits aber auch die Geotope schützen“, beschreibt Roth den Spagat. „Besucherlenkung“ lautet das Zauberwort, das den Interessenausgleichgewährleisten soll. „Geotourismus ist eben auch ein Beitrag zur Regionalentwicklung. Davon können die Gemeinden auf der Schwäbischen Alb profitieren“, sagt der Geopark-Geschäftsführer.
Von den Geopark-Infostellen aus sollen die Besucher gezielt an die Geopoints weitergeleitet werden. „Der Kreis Esslingen ist der Vorreiter. Hier werden wir die ersten zehn herausragende Geotope vorstellen“, sagt Roth. Im kommenden Jahr sollen eine Informationsbroschüre und ein handliches Büchlein den Informationshunger der Besucher zusätzlich stillen. Dann können die geologisch interessierten Besucher der Erde nicht nur vor Ort ihr Gehör schenken, sondern auch nachlesen, was sie ihnen zu sagen hat.
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