Habemus Papam: Nach nur 24 Stunden Konklave steigt aus dem Schornstein auf der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch auf. Erstmals kommt ein Pontifex aus den USA.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Es gibt einen neuen Papst: Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost wurde nach nur 24 Stunden Konklave in der Sixtinischen Kapelle zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Als Pontifex wird er den Namen Leo XIV. tragen.

 

Bislang hat Prevost im Vatikan als Kurienkardinal das wichtige Dikasterium – gewissermaßen das vatikanische Ministerium – für alle Bischöfe weltweit geleitet. Früher war er als Missionar und Bischof in Peru tätig sowie Generalprior des Augustinerordens. Der 69-Jährige gilt als jemand, der zwischen dem konservativen Lager und dem für Reformen offenen Lager in der katholischen Kirche gut vermitteln kann.

Leo XIV. auf der Mittelloggia des Petersdoms. Foto: Oliver Weiken/dpa

Erster Papst aus den USA

Damit kommt zum ersten Mal in 2000 Jahren Kirchengeschichte ein Pontifex aus den Vereinigten Staaten. Die vergangenen zwölf Jahre hatte der argentinische Papst Franziskus – von 2013 bis 2025 – an der Spitze von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken gestanden.

„Viva IL Papa“: Die Gläubigen begrüßen in Rom den neuen Pontifex. Foto: Andrew Medichini/AP/dpa

Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stieg um 18.08 Uhr weißer Rauch auf. Es war das Zeichen, auf das alle gewartet hatten. Die 133 Kardinäle aus aller Welt hatten sich zuvor in der Sixtinischen Kapelle mit Zweidrittelmehrheit geeinigt. Dazu reichten vier Wahlgänge.

Auf dem Petersplatz, wo zu diesem Zeitpunkt mehr als 15.000 Menschen warteten, brach lauter Jubel aus. Dazu läuteten vom Petersdom sämtliche Glocken.

Begeisterte Ordensfrauen strahlen auf dem Petersplatz um die Wette. Foto: Oliver Weiken/dpa

Papabile -und doch eine große Überraschung

Robert Francis Prevost hatte bereits vor dem Konklave zum Kreis der Favoriten gezählt. Auf den meisten Listen, die veröffentlicht wurden, lag er aber nicht ganz vorn.

Nach seiner Wahl wurde der neue Papst in der Sakristei der Kapelle in die weiße Soutane des Papstes eingekleidet. Alle Kardinäle schworen ihm Gehorsam. Nach einem gemeinsamen Gebet ging es für ihn zur Mittelloggia des Petersdoms.

Anders als sein Vorgänger Franziskus trug Leo XIV. bei seinem ersten öffentlichen Auftritt wie frühere Päpste eine Stola aus Goldbrokat. Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa

Dort wurde das „Habemus Papam“ („Wir haben einen (neuen) Papst“) verkündet – und sein Name. Leo XIV. Anders als sein Vorgänger Franziskus trug er bei seinem Auftritt dann auch wie frühere Päpste eine Stola aus Goldbrokat.

Papstwahl begann am Mittwoch

Leo XIV. ist der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. Vom Balkon aus spendete er dann erstmals auch den Segen „Urbi et Orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“). Der Petersplatz war dann schon mit mehr als 100.000 Menschen gefüllt. Viele Römer und Touristen hatten sich nach der Nachricht vom weißen Rauch in größter Eile auf den Weg zum zentralen Platz des kleinen Kirchenstaats im Herzen der italienischen Hauptstadt gemacht.

Blick in eine ungewisse Zukunft als neues Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken. Foto: Marijan Murat/dpa

Der Nachfolger des am 21. April mit 88 Jahren gestorbenen Papstes Franziskus wurde damit verhältnismäßig schnell gekürt. Die Kardinäle waren erst am Mittwoch (7. Mai) gegen 17.45 Uhr in die Sixtinische Kapelle eingezogen, wo sie dann strikt abgeschottet von der Außenwelt berieten. Sie durften keinerlei Kontakt nach draußen haben, auch in den Pausen und in der Nacht nicht.

Kardinäle waren sich schnell einig

Damit dauerte seit den 1960er Jahren kein Konklave länger als drei Tage. Es ging sogar noch schneller als 2013 bei der Wahl von Franziskus, der fünf Wahlgänge brauchte. Dabei war das Wahlgremium mit 133 Kardinälen so groß wie noch nie.

Wird Leo XIV. den Reformkurs seines Vorgängers fortsetzen? Foto: Oliver Weiken/dpa

Am ersten Abend hatte es mehr als drei Stunden gedauert, bis erstmals schwarzer Rauch in den Abendhimmel über dem Vatikan stieg. Auch am zweiten Tag gab es zur Mittagsstunde noch einmal das Signal: keine Einigung. Doch schon am Abend war es dann so weit.

Wird Leo XIV. den Kurs von Franziskus fortsetzen?

Damit hat die katholische Kirche nach zwölf Jahren unter Franziskus und zweieinhalb Wochen Sedisvakanz (Zeit des unbesetzten Stuhls) einen neuen Pontifex. Mit Spannung wird erwartet, ob Papst Leo XIV. den vorsichtigen Reformkurs des Argentiniers fortsetzen wird. Von konservativen Kardinälen hatte es zuvor Forderungen gegeben, zu einem traditionelleren Kurs zurückzukehren.

Die Glocken des Petersdoms läuten, nachdem der neue Papst gewählt worden ist. Foto: Christoph Reichwein/dpa

Papst ist laut Glaubenslehre Nachfolger des Apostels Petrus

In Europa verlor die katholische Kirche in den vergangenen Jahren erheblich an Mitgliedern, befördert durch zahlreiche Missbrauchsskandale. Auf anderen Kontinenten nimmt die Zahl der Katholiken stetig zu. Im Vorfeld wurde deshalb viel spekuliert, dass der neue Papst wieder nicht aus Italien kommen könnte. Seit 1978 waren der Pole Johannes Paul II., der deutsche Benedikt XVI. und der Argentinier Franziskus im Amt.

Das Konklave im Vatikan Foto: dpa-Infografik

Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.

Am Sonntag Angelus-Gebet

Franziskus hatte mehr als zwölf Jahre an der Spitze der katholischen Kirche gestanden. Er starb am Ostermontag an den Folgen eines Schlaganfalls im Vatikan, nachdem er am Tag zuvor noch mit seinem Papamobil über den Petersplatz gefahren worden war. Zuvor hatte er mehr als einen Monat mit einer lebensgefährlichen Lungenentzündung in Rom im Gemelli-Krankenhaus gelegen. Nun liegt er in der Kirche Santa Maria Maggiore begraben, seiner Lieblingskirche in Rom.

Rückblick: Am 13. März 2013 erschien der neue Papst Franziskus auf der Mittelloggia des Petersdoms. Foto: Imago/Imagebroker

Erwartet wird, dass der neue Papst Leo XIV. dort bald seinem Vorgänger noch einmal die Reverenz erweisen wird. Ansonsten steht am Sonntag mit dem traditionellen Angelus-Gebet vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz ein öffentlicher Auftritt auf dem Programm. Zur Amtseinführung wird es dann vermutlich nächste Woche eine große Messe geben, zu der zahlreiche Staatsgäste erwartet werden.