Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier hält einen Badebetrieb unter Auflagen für nicht ausgeschlossen.

Leonberg - Dass das gerade frisch sanierte Leobad in diesem Sommer womöglich überhaupt nicht aufmacht, damit will sich die Leonberger SPD nicht abfinden. „Halten sich die Menschen im Sommer bei 30 Grad im Schatten besser kontrolliert in öffentlichen Bädern auf, anstelle von wildem Baden an Seen und Flüssen?“, fragt der Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier. Zumal auch die anderen Sportstätten zu sind und mangelnde Bewegung gesundheitliche Schäden zur Folge habe.

 

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„Natürlich habe auch ich große Zweifel, ob wir öffnen können“, räumt Pfitzenmaier ein. „Aber es müssen doch trotzdem frühzeitig Konzepte überlegt werden, wie ein Betrieb im Leobad vonstatten gehen könnte.“ Der ehemalige Sparkassen-Direktor hält allein schon aus Aufwands- und Ertragserwägungen eine Mindestöffnungszeit von acht bis zehn Wochen für nötig. „Das hieße, wenn man Anfang Juli öffnet, dann müssen die Vorbereitungen Anfang Juni beginnen: Das ist in einem Monat“, warnt der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Konzept auch fürs Hallenbad

Eine Besucherbegrenzung hält er auf jeden Fall für erforderlich. Eventuell dürften nur Leonberger das Bad betreten. Unabhängig davon müssten jetzt Personaleinsatz-, Sicherheits- und Hygienekonzepte entwickelt werden. „Falls das Leobad doch nicht öffnet, kann man Teile der Konzeptplanung später fürs Hallenbad übernehmen.“

Auch andere Sportstätten müssten wieder geöffnet werden: „Sport treiben – auch in Gruppen – ist doch unter Einhaltung bestimmter Hygienestandards letztlich nur eine Frage des guten Willens.“

Großen Handlungsbedarf sieht Ottmar Pfitzenmaier in den Kindergärten. „Die Notbetreuung in den Kitas muss deutlich ausgeweitet werden“, fordert der Sozialdemokrat. „Ich erwarte von der Stadt Leonberg eine großzügigst mögliche Auslegung, insbesondere was die Aufnahme von Kindern von Alleinerziehenden betrifft.“

Eltern nicht weiter vertrösten

In einem „nächsten zügigen Schritt benötigen wir klare Aussagen von Land und Bund, wann wieder alle Kinder in die Tagesstätten können“, fordert der SPD-Fraktionschef. „Ein weiteres monatelanges Vertrösten der Eltern ist inakzeptabel. Und im August macht womöglich die Kita drei Wochen Sommerferien...“

Ähnliches gelte für die Schulen: „Es müssen schleunigst Szenarien entwickelt werden, wie ein geregelter Unterricht für alle Schüler möglich ist. Derzeit verabschieden wir uns von jeglicher Bildungsgerechtigkeit. Lehrer verlieren einen Teil ihrer Schüler vollkommen.“

„Die Versäumnisse in der Digitalisierung der Schulen“, die Pfitzenmaier Bund und Land vorwirft, sei in Leonberg zumindest abgemildert: „Wir haben klugerweise eine kompetente Mitarbeiterin für diese Aufgabe eingestellt, es gilt jetzt, mit Hochdruck die Lücken zu schließen. Eine Sondersitzung des Schulbeirats muss umgehend weitere Weichen dafür stellen.“

Psychische Schäden befürchtet

Die Interessen der Familien seien viel zu kurz gekommen: „Kinder müssen mit Kindern Kontakt haben. Wenn sie zu Hause eingesperrt sind, womöglich noch mit überforderten überängstlichen Eltern, tragen sie bleibende psychische Schäden davon“, befürchtet der Sozialdemokrat. „Die große Politik“ sei daran schuld: „Denn Eltern wird seit Jahren signalisiert: Geht ruhig arbeiten, wir sorgen dafür, dass eure (Klein-) Kinder in Kitas gut aufgehoben sind. Jetzt lässt man aber Familien monatelang weitgehend allein zwischen Homeschooling und Homeoffice, ohne Perspektiven für eine Besserung in der Zukunft zu bieten.“

„Düstere Zukunftsszenarien“ wie die seines Parteifreundes Karl Lauterbach seien für die Stimmung wenig hilfreich. „Ich habe keinen Zweifel an seiner gesundheitsfachlichen Expertise, wobei er nur Spekulationen verbreitet, an seinen psychologischen und empathischen Fähigkeiten aber schon“, meint Pfitzenmaier.