Nach kontroverser Debatte bewilligt der Gemeinderat einen Basisbetrag für das Projekt von Michael Lange. „Ich freue mich“, sagt er. Das Kunstprojekt hat sich binnen einer Woche zum Politikum ausgewachsen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Am Tag danach ist der Künstler eine Mischung aus zufrieden und immer noch aufgeregt: „Ich kann damit leben“, sagt Michael Lange, um sich sogleich zu korrigieren: „Nein, ich freue mich!“

 

Doch ob die Freude des Leonberger Bildhauers über einen Beschluss des Gemeinderates von langer Dauer ist, muss sich noch weisen. Zwar hat es Lange geschafft, einen städtischen Zuschuss für sein Kunstwerk aus zehn Bäumen zu bekommen, die vor fünf Jahren der S 21-Baustelle in Stuttgart weichen mussten. Doch reichen werden die bewilligten 10 000 Euro nicht. Mindestens 25 000 Euro wird allein der Betonsockel kosten, auf dem die dicken Holzstämme platziert werden sollen.

Kunstprojekt als Politikum

Das Kunstprojekt hat sich binnen einer Woche zum Politikum entwickelt. Wurden doch vor zwei Wochen die zehn Bäume am Rande des geplanten Standortes, dem Alten Golfplatz auf der Leonberger Heide, abgeladen. Seither liegen sie an der viel befahrenen Stuttgarter Straße.

Der Künstler beruft sich auf eine E-Mail des städtischen Kulturamtes vom Oktober, in dem ihm tatsächlich die Übernahme der 25 000 Euro in Aussicht gestellt wird. Diese E-Mail liegt unserer Zeitung vor. Voraussetzung aber war, dass Lange einen Statiknachweis für die Standsicherheit des Sockels vorlegt. Doch die Skizzen, die sich der Bildhauer von einem Statiker hat machen lassen, reichen der Stadt nicht aus.

Die Kommunalpolitik wie die Öffentlichkeit reagieren gespalten. In Leserbriefen wird über Holzstapel gespottet, die nicht einmal zum Verbrennen taugen. Andere sehen die Freiheit der Kunst in Gefahr. Entsprechend verlief am späten Dienstagabend eine Debatte im Gemeinderat. Um zu vermeiden, dass das sensible Thema zu Emotionen im Publikum führt, hatte der Oberbürgermeister die Diskussion hinter verschlossenen Türen führen lassen.

Und die muss heftig gewesen sein. Die Äußerungen schwankten zwischen Verständnis dafür, dass ein Künstler nun einmal kein Verwaltungsexperte sei, bis zur klaren Ablehnung des Projekts, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Seien doch 25 000 Euro fast der komplette Jahresetat der Stadt für Ausstellungen. Michael Lange selbst hatte sein Projekt, wie er selbst sagt, verteidigt: „Ich musste mich wehren.“ Das offenbar mit solch einer Vehemenz, dass nicht wenige Stadträte verwundert waren über den Auftritt des Bildhauers. Lange spricht von einer „hektischen Geschichte“. Am Ende hat er den Saal verlassen. Ob freiwillig oder nach Aufforderung, auch darüber gibt es unterschiedliche Ansagen.

Fakt ist, dass sich der Gemeinderat in geheimer Abstimmung mit 17 zu 11 Stimmen bei zwei Enthaltungen für einen maximalen Zuschuss von 10 000 Euro ausgesprochen hat. Den Rest des Geldes will Michael Lange nun mit Hilfe von Sponsoren zügig zusammenbekommen.

Die Bäume müssen am Freitag weg sein

Denn die Zeit drängt. Spätestens am Freitag müssen die Bäume vom Rand der Stuttgarter Straße verschwinden. Diesen letzten Aufschub hat die Straßenmeisterei gewährt, die das Tempolimit an der Ablagestelle von 70 auf 50 reduziert hat.

Der Künstler geht davon aus, dass alles funktionieren wird. Eine korrekte Statik will er noch in dieser Woche nachreichen. Der Statiker wiederum habe zugesagt, sich in den kommenden zehn Jahren um die Standsicherheit der Bäume zu kümmern.

Wenn denn ausreichend Geld vorhanden ist, um die Stämme, die mit einer Schienenstange verbunden werden, überhaupt aufzurichten. So lange werden die S 21-Bäu

me auf dem Alten Golfplatz lagern.