Die Bäume aus den privaten Gärten sind in der Regel gleichmäßiger gewachsen als die aus dem Wald.

Leonberg - Weihnachten kann kommen: Ein stattlicher Baum schmückt seit gestern den historischen Marktplatz. Für die Händler der Faszination Altstadt das Startsignal, die Weihnachtsdekoration aus dem Lager zu holen und die Geschäftsfassaden zu schmücken.

 

Jahrzehntelang ist die stattliche Fichte in einem Garten in der Bismarckstraße in Rutesheim gewachsen. Als „Alleinherrscherin“, konnte sie sich gleichmäßig ausbreiten – ein bildhübscher Baum. Während ihre Artgenossen in dichten Wäldern mit der Konkurrenz um jeden Sonnenstrahl kämpfen müssen und recht einseitig gedeihen, konnte sie ausladende Äste bilden und das reichlich.

Langsam wurde es aber zu viel des Guten und der Platz zu eng und so haben sich die Besitzer des Gartens im Leonberger städtischen Bauhof gemeldet. Der ist für die öffentlichen Weihnachtsbäume zuständig. Seit Jahren ist es Tradition, bei den Bürgern um eine Baumspende zu bitten. „Mehr als ein Dutzend Anrufe sind auch dieses Mal eingegangen“, sagt Thomas Kost. Er ist beim Bauhof zuständig für die Pflege des Stadtbildes.

Welcher Baum darf auf den Marktplatz?

Mit den Zimmerleuten des Bauhofes sieht er sich dann die Bäume an und gemeinsam wird beraten, welchen Platz der Baum schmücken könnte. Aber nicht immer kann der einem Stück entnommen werden, oder er lässt sich nicht problemlos zu seinem neuen Standort karren, dann wird dankend abgelehnt. „Für Gebersheim beispielsweise benötigen wir aus Platzgründen einen schlanken“, weiß der Fachmann aus Erfahrung.

„Es sind meist schön und regelmäßig gewachsene Bäume, die viel Platz zur Verfügung hatten, doch nun müssen sie weichen und können noch einen letzten besonderen Dienst tun – sie werden zu Weihnachtsbäumen“, sagt Thomas Kost. Während die Bäume für Eltingen, Höfingen und Gebersheim in diesem Jahr aus dem Ort kommen, wird der für den Silberberg aus dem Mahdental angeliefert und der für die Warmbronner Ortsmitte sogar aus Malmsheim.

(Übrigens: Im vergangenen Jahr kam der Baum aus Höfingen)

Am Montagnachmittag ist die Fahrzeugkolonne vor dem alten Rathaus angelangt. Der Silberberger Landwirt Heinz Keppler fährt mit dem von einem Traktor gezogenen Langholzwagen vor. Auf dem liegt die gut 18 Meter lange Fichte. Keppler, der früher im Leonberger Forst Holzrückarbeiten getätigt hat, hat den längenverstellbaren Transporter nur noch für den Weihnachtsbaum in seinem Fahrzeugpark stehen. „Diese Fahrt hat Tradition.“

Baum wiegt fast drei Tonnen

Die Schwerarbeit tut an diesem Tag der Kran einer Flachter Fachfirma. Das von einem 450 PS starken Motor angetriebene Gefährt wiegt selbst rund 48 Tonnen, kann aber bis zu 70 Tonnen hochheben. Doch soviel Leistung wird nicht benötigt. Der Weihnachtsbaum wiegt „nur“ 2,8 Tonnen.

Doch das heißt nicht, dass er dafür einfacher gehandelt werden kann. Hier kommen die Zimmerleute des Bauhofes ins Spiel. Sie müssen den Baum so am Kranhaken befestigen, dass er möglichst senkrecht hängt. 33 Meter hoch fährt der Kranführer den Ausleger der Maschine aus, dann schwebt der Baum überm Marktplatz – jetzt lässt er sich noch mühelos in die richtige Position drehen.

Mit Kettensägen verjüngen die Zimmerleute den Baumstamm so, dass er in die metallene Bodenhülse passt, die 1,2 Meter tief ins Pflaster des Marktplatzes eingelassen ist. Behutsam senkt der Kranführer den Baum ab. Mit dem Vorschlaghammer treiben die Zimmerleute Holzkeile zwischen den Stamm und die Bodenhülse, bis alles felsenfest sitzt. Jetzt fehlt nur noch die Weihnachtsbeleuchtung.