Der Umbau des Azubi-Wohnheims am Krankenhaus zur Sammelunterkunft dauert noch bis zum Herbst. Insgesamt 155 Menschen finden dort Platz, die aber erst nach und nach dort untergebracht werden sollen.

Leonberg - Noch ist das Schuljahr nicht vorüber. Doch die Azubis und Berufsschüler, die bislang im Lehrlingswohnheim zwischen Krankenhaus und Beruflichem Schulzentrum wohnten, sind mittlerweile ausgezogen. Der Landkreis hatte dem Betreiber, dem Internationalen Bund, Ende des vergangenen Jahres den Mietvertrag gekündigt. Denn von Juli an werden an der Rutesheimer Straße Asylsuchende untergebracht.

 

Hintergrund ist die Zusage der Bundesrepublik, Tausende Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien in Deutschland aufzunehmen. Diese werden auf die Bundesländer verteilt und dort auf die Landkreise. Nach Jahren mit geringen Asylbewerberzahlen sind diese aber nicht darauf eingestellt. Langfristig werden zwar auch im Kreis Böblingen neue Unterkünfte gebaut – etwa in Malmsheim, wo neben der bestehenden Sammelunterkunft ein weiteres Gebäude für 75 Menschen entstehen wird. Doch auch kurzfristig müssen die Landkreise reagieren.

Weil das ganze Areal rund ums Krankenhaus dem Kreis Böblingen gehört, hat dieser nun auf das Wohnheim zurückgegriffen. Im Juli sollen die ersten 35 Flüchtlinge dort einziehen. „Die Umbauarbeiten laufen, wir sind auf einem guten Weg. Mitte bis Ende Juli werden nach und nach Flüchtlinge einziehen. Natürlich nicht alle auf einmal“, erklärt der Pressesprecher des Kreises, Dusan Minic. Danach werde weiter Stockwerk für Stockwerk umgebaut. Vom Herbst an stehen dann weitere 120 Plätze zur Verfügung. Das heißt aber nicht, dass auch gleich so viele Menschen dort wohnen werden. „Pro Monat bekommt der Kreis Böblingen etwa 50 Flüchtlinge zugewiesen, die dann auf unsere 15 Unterkünfte verteilt werden“, sagt Minic.

Dabei achte man darauf, die Nationalitäten so zu verteilen, dass ein gutes Zusammenleben möglich ist. „Es kann also sein, dass Flüchtlinge, die bereits in anderen Unterkünften untergebracht sind, nach Leonberg kommen“, erklärt der Sprecher des Landkreises. Am Krankenhaus werden Menschen untergebracht, die in Deutschland Asyl beantragt haben und deren Verfahren noch nicht entschieden ist.

Wem Asyl gewährt wird, der kommt in die sogenannte Anschlussunterbringung. Dazu kommt eine zweite Gruppe, unter die auch viele Syrer fallen: Sie erhalten zwar kein Asyl. Wegen der gefährlichen Lage in ihrem Heimatland werden sie aber nicht zurückgeschickt, sondern dürfen vorerst bleiben. 45 von ihnen muss die Stadt Leonberg in diesem Jahr aufnehmen, so sieht es die Zuteilung des Landkreises vor. „23 sind bereits da“, berichtet Jürgen Rein vom sozialen Dienst der Stadt. Im vergangenen Jahr hat Leonberg insgesamt 33 Flüchtlinge unterbringen müssen, in den Jahren davor waren es zwischen 11 und 15 Personen.

Einige bleiben auf Jahre in den städtischen Unterkünften hängen. Teils sind Wohnungen in der Region zu teuer. Teils haben die Flüchtlinge keine oder nur eine eingeschränkte Arbeitserlaubnis, um sich selbst ihren Unterhalt verdienen zu können. Dazu ist die Stadt auch dafür verantwortlich, Wohnungslose in Leonberg unterzubringen. Zusammen sind das im Moment 254 Menschen, darunter 80 Kinder.

Viele leben in stadteigenen Siedlungen. Doch der Platz reicht längst nicht aus, weshalb auch viele Wohnungen angemietet werden müssen. Deshalb plant die Stadt neue Unterkünfte. Bis Ende 2015 soll etwa in Höfingen ein neues Gebäude mit acht Wohnungen für bis zu 65 Bewohner neben der Gäublickhalle entstehen. „Noch sind wir in der Planungsphase. Aber im Frühjahr 2015 soll der Baustart sein“, berichtet die Sprecherin der Stadt, Undine Binder-Farr. Ein geplantes Obdachlosenheim nahe dem Aldi-Kreisel ist aber vorerst vom Tisch – aus Brandschutz- und Hochwassergründen. Der Gemeinderat hat die Stadt beauftragt, alle Alternativen zu prüfen: von anderen Standorten bis hin zu weiteren Wohnungen oder Häusern, die gekauft oder gemietet werden können. Die Ergebnisse werden dem Rat am 3. Juli vorgelegt.

Kindergarten wird ausgebaut

Clara-Grundwald-Kindergarten
: Ab Oktober wird es hier eine Gruppe mehr geben. Zum einen wird durch die Flüchtlingsunterkunft der Bedarf um zehn Plätze steigen. Zum anderen sind die dortigen Kindergärten (Clara Grunwald, Gartenstadt, Waldorf) schon jetzt ausgelastet und können die Nachfrage nicht abdecken. Der Clara-Grunwald-Kindergarten befindet sich auf dem Krankenhausareal. Für die zusätzlichen 24 Plätze werden weitere Räume vom Landkreis angemietet.