Der Stadtrat der Liste SALZ lehnt den Vorschlag des Oberbürgermeisters entschieden ab.

Leonberg - Ganz offensichtlich kein Freund des oberbürgermeisterlichen Vorschlags, einen Tunnel unter der Stadt graben zu lassen, um damit möglicherweise viele Verkehrsprobleme zu lösen, ist Frank Albrecht. Das geht zumindest aus der Reaktion hervor, die der Stadtrat von der Liste „Stadt, Arbeit, Leben, Zukunft“ (SALZ) der Ankündigung von Martin Kaufmann folgen lässt. Dieser will, wie berichtet, sich dafür stark machen, dass ein langer Tunnel unter der Stadt ein fester Bestandteil des Regionalverkehrsplans wird.

 

„Dass der Oberbürgermeister einen Tunnel unter die Stadt legen will, ist schon recht interessant. Da hat er sich von allen Zwängen frei gemacht, und einfach mal einen rausgehauen, ohne geringstes Grundlagenwissen“, meint Frank Albrecht. Dabei habe der Gemeinderat dem Oberbürgermeister im aktuellen Haushalt eine halbe Million Euro „als Willkommensgeschenk“ zur Verfügung gestellt, damit er sich mit Gutachten und Probeläufen eine solide Entscheidungsgrundlage erarbeiten könne.

Viele Akten mit seriösen Gutachten

„Dazu gibt es im Planungsamt viele Quadratmeter Aktenschränke mit tatsächlich höchst seriösen Gutachten und über 200 ausgearbeiteten Netzfällen, also detaillierte Überlegungen zu Verkehrsstromänderungen“, sagt Albrecht. „Doch diese ignoriert er.“

Nun komme der Oberbürgermeister mit dem Vorschlag einer Komplettuntertunnelung. „Dazu hat er null Grundlagen und schlägt in den Wind, dass wir über die Jahrzehnte bei Zählungen stets 80 Prozent Ziel- und Quellverkehr haben, also Menschen die nach Leonberg rein oder raus wollen, aber eben nur 20 Prozent, die nur durch wollen“, meint Albrecht.

Der Stadtrat ist fest davon überzeugt: „Eigentlich lohnt es gar nicht, sich auch nur theoretisch mit diesem Vorschlag auseinanderzusetzen.“ Seiner Ansicht nach bräuchte man hier, selbst wenn man nur im Sinn hat, hier eine Stauumfahrung für die Autobahn „zu basteln“, die ja tatsächlich ein Leonberger Hauptproblem ist, zwei, mindestens aber einen gegabelten Tunnel, der die Richtung München beziehungsweise Karlsruhe anbindet.

„Gigantische Kosten“

Ein solcher Tunnel mache keinen Sinn aus vielen Gründen, erklärt der Stadtrat. Zum einen wären die Kosten gigantisch. Zudem müsste die Stadt angesichts quellender Anhydridschichten im Untergrund jährlich „den halben Haushalt“ als Rückstellung für Sanierungen aufwenden.

„Man kann sich lebhaft vorstellen, was in einem derartigen Tunnel los ist, wenn gestresste Lastwagenfahrer, die die Autobahn umfahren, in dem engen Loch einen Unfall verursachen“, mahnt Albrecht.

Zudem würde eine einspurige Röhre im Falle eines Staus sofort zulaufen. „Und dann stehen hier hunderte Autos und Lastwagen stundenlang in dem engen Loch unter der Stadt“, zeichnet der Kommunalpolitiker ein düsteres Szenario.

Scherzend fügt Albrecht hinzu: „Wenn es zwei Röhren à drei Spuren gibt, geht es natürlich schon – aber das haben wir schon, genannt Engelbergtunnel.“