Fabian Hoyer, Cheftrainer der Leonberg Alligators, ist weder Fan der Kansas City Chiefs noch der Philadelphia Eagles – dennoch sind seine Sympathien im Superbowl klar verteilt.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

In der Nacht auf Montag (0.30 Uhr/Pro 7) findet das größte Eintages-Sportereignis des Planeten satt: der Superbowl der National Football League (NFL). Die Kansas City Chiefs um Star-Quarterback Patrick Mahomes treffen auf die Philadelphia Eagles. Fabian Hoyer, der Headcoach der Leonberg Alligators, ist zwar kein Fan von einem der zwei Teams, doch er hat klare Sympathien.

 

Herr Hoyer, warum findet kein Event von den Alligators zum Superbowl statt? Weil gleichzeitig Pferdemarkt ist?

Nein, das liegt daran, dass der Traumpalast anderweitig gebucht wurde. Als wir unsere Planungen angehen wollten, hieß es: Wir sind schon versorgt mit einer Superbowl-Veranstaltung – es ist sicherlich nicht optimal, dass es ohne die Alligators läuft.

Kurze Frage: Eagles oder Chiefs?

Ganz klar: Eagles. Ich sag’ auch gleich warum: Die Eagles sind zwar nicht mein Lieblingsteam, aber ich hab’ meine Schmerzen mit den Chiefs. Die werden überall wahnsinnig hochgelobt. Ich bin deshalb immer eher beim Underdog.

Wenn man die Quarterbacks in der Statistik vergleicht, ist Patrick Mahomes von den Chiefs in fast jeder Kategorie besser als Jalen Hurts von den Eagles.

Klar, Mahomes ist ein bombastischer Spieler, ich tue mich aber ein bisschen mit dieser Sensationsgeilheit schwer, die nicht nur in den Medien in Amerika läuft. Mahomes kann rückwärts umfallen, dann wird vier Wochen drüber berichtet. Ich finde es schade, wenn einer so sehr rausgehoben wird – die Jungs in der NFL machen alle grandiose Sachen. Ich habe keine Lust drauf, dass die Chiefs gewinnen, dann muss ich sechs Wochen lang auf Instagram lesen, wie klasse Mahomes war.

Wo liegen die Sympathien der Alligators-Spieler?

Ich würde sagen, tendenziell eher bei den Eagles. Ich bin nicht der einzige, dem der Hype um Mahomes auf die Nerven geht.

Wessen Fan sind Sie dann?

Ich war lange bei den Seattle Seahawks, aber als Quarterback Russell Wilson und Linebacker Bobby Wagner gewechselt sind, habe ich mich losgelöst – ich bin momentan teamlos und genieße es, einfach nur die Spiele anzuschauen.

Kann man was lernen, wenn man sich die NFL-Partien regelmäßig anschaut?

Ja, auf jeden Fall. Der Trainerstab schaut sich Spielzüge an und kann sich was entleihen. Aber für die Spieler und besonders für Neueinsteiger ist es wichtig, viele Spiele zu schauen, um den Spielverlauf zu verinnerlichen. Auch für die Special Teams ist das hilfreich, weil die im Training leider immer ein bisschen zu kurz kommen. Da ist es wichtig zu sehen, was die Profis machen. Die Basis ist immer die gleiche: Es gibt zehn, 15 Passkonzepte und drei, vier, fünf Läufe – wie jedes Team damit umgeht, ist individuell. Deshalb finden sich durchaus Parallelen zwischen unseren Playbooks und denen aus der NFL.

Gibt es Nachhilfe für Neulinge?

Wir bieten ein-, zweimal im Jahr einen Einsteiger-Onlinekurs an, damit man verstehen lernt, wie Football funktioniert, das richtet sich auch an die Cheerleader, damit sie wissen, wann man anfeuern muss. Wir nehmen uns irgendwelche NFL-Spiele, schauen die gemeinsam und erklären, was da passiert. Das ist besser als eine Powerpointpräsentation mit vielen Dreiecken und Vierecken.

Die vielen Unterbrechungen ärgern Neulinge

Dass die NFL im frei empfangbaren TV läuft, hilft den Alligators also auch.

Ja sicher, ich bin persönlich zwar kein großer Fan vom Format, wie Football auf Pro 7 präsentiert wird, aber es ist supergeil, dass so viel angeboten wird. Das weckt Aufmerksamkeit und die Leute kommen so mit Football in Berührung.

Viele TV-Einsteiger stören sich an den vielen Unterbrechungen. Sie finden: Das ist langweilig.

Ja, das sind wir in Deutschland nicht gewohnt im Sport. Hier läuft das nach dem Schema: Man geht in eine Kneipe oder ist daheim, man schaut das Spiel und dann ist es vorbei. Bei den amerikanischen Sportarten ist es üblich, dass man sich einen ganzen Nachmittag trifft, man isst zusammen, man verbringt Zeit und unterhält sich, während das Spiel läuft. Deshalb wird die Unterbrechungszeit im deutschen Fernsehen oft mit Beiträgen aus dem Internet überbrückt oder mit Analysen. Da wird die NFL für den europäischen Sportgucker aufbereitet.

Wie läuft es bei der Saisonvorbereitung der Alligators?

Ganz gut. Wir hatten leider zwei Abgänge in Richtung Stuttgart Surge (aus der European League of Football, d. Red.), die versuchen wir nun zu kompensieren. Ich hoffe jetzt nur, dass nicht noch weitere Spieler uns verlassen, weil wir die Spielpläne jetzt mit ihnen ausarbeiten. Ich würde sagen, wir stehen momentan ganz gut da.

Aufstieg der Alligators nicht ausgeschlossen

Wie sehr schmerzen die Abgänge?

Die Jungs, die zu Surge gehen, sind leistungstechnisch am oberen Rand unseres Teams – sonst könnten sie nicht dorthin wechseln. Dementsprechend fehlt uns natürlich Qualität. Aber ich sage: Dann gibt es bei uns andere Jungs, die freuen sich, weil sie eine Chance bekommen.

Sie hatten mal gesagt, ein Aufstieg wäre nicht ausgeschlossen. Gilt das noch?

Ich bin kein Freund, ein Saisonziel mit einem konkreten Ausgang zu stecken. Ich gehe mit dem Plan rein, jedes Spiel zu gewinnen. Ich denke, dass das möglich sein wird.

Letzte Frage: Haben Sie am Montag frei?

Ja, ich nehme immer am Montag nach dem Superbowl frei.