Die Geschichte des Wahrzeichens im Leonberger Stadtteil ist in verschiedenen Versionen überliefert. Mittlerweile hat das Grautier echten Kultstatus in Eltingen erlangt. Seit Mai 2010 hat es einen Ehrenplatz auf dem Platz vor der Michaelskirche.

Leonberg - Seit vielen Jahren kursieren unterschiedliche Erklärungen dafür, weshalb die Eltinger als Esel geneckt werden. Was mit einer ulkigen Geschichte begann, ist zum hiesigen Markenzeichen geworden. Wolfgang Röckle, Mitbegründer der Werbegemeinschaft „Wir sind Eltingen“, hat seine eigene Fassung der Historie um den Esel.

 

Vor langer Zeit soll ihm zufolge ein nicht sehr cleverer, aber anständiger Eltinger einen großen Kürbis gefunden haben. Leider hatte er keine Ahnung, um was es sich bei seinem Fund handelte. Auf der Suche nach einer Antwort ging der wissbegierige Mann zu den nahegelegenen Wengertern. Schmunzelnd versicherten ihm die Männer, dass die große Kugel ein Esels-Ei sei. Gutgläubig machte sich der ahnungslose Eltinger auf den Weg, um ganz in Ruhe in der Feinau das vermeintliche Esels-Ei auszubrüten.

„Stundenlang hockte er reglos auf dem Kürbis, bis es ihn an seiner Sitzfläche so juckte, dass er es ohne zu kratzen nicht mehr aushielt“, erzählt Röckle weiter. Dabei habe sich das vermeintliche Ei selbstständig gemacht und sei mit Schwung ins Tal hinuntergekullert. Der Brutvater raste kurzerhand hinterher, um sein Ei einzuholen, da prallte es bereits an einen Baum und zerschellte. Fast im selben Augenblick habe der Ahnungslose ein kleines braunes Tierlein mit langen Ohren querfeldein davonhoppeln sehen, so Wolfgang Röckle. Seine Enttäuschung sei augenblicklich in helle Begeisterung umgeschlagen, weil er dachte, dass sein Esel geschlüpft sei. Deshalb habe er dem erschrockenen Hasen hinterhergerufen: „Halt doch, du Esel, halt doch, ich bin’s doch, dein Vatter.“

Neben dieser Überlieferung existieren noch einige kleine Abweichungen der Eselsgeschichte. Doch die Quintessenz bleibt immer dieselbe.

Der historische Eltinger Esel ist mittlerweile ein absolutes Markenzeichen geworden. Im Sommer 2008 tauchte der mit Fell überzogene Styropor-Esel, der sonst für den Pferdemarkt im Einsatz war, als Kunstobjekt auf dem gerade fertiggestellten Obi-Kreisverkehr auf.

„In einer Nacht- und Nebelaktion haben wir den Eltinger Esel mitten auf dem Kreisel platziert“, erinnert sich Wolfgang Röckle. Er habe sogar eine ganze Woche dort stehen bleiben dürfen, bis er in seinen „Stall“ zurück musste. „Das war wirklich eine lustige Sache, die allen viel Spaß bereitet hat“, beschreibt Röckle.

Aus dieser einmaligen Aktion entstand die Idee des Eltinger Bürgervereins, ein Eseldenkmal zu errichten. Um eine große Skluptur finanzieren zu können, hat der Steinmetz und Bildhauer Andreas Geißelhardt einige kleine Steinesel entstehen lassen. Durch die Einnahmen aus deren Verkauf und durch zusätzliche Spenden war genug Geld für einen großen Bruder da. Schnell war klar, dass der Kirchplatz der richtige Ort dafür wäre, berichtet Wolfgang Röckle. Steinmetz Geißelhardt war für die Verwirklichung genau der Richtige. Er legte die rund 600 Kilogramm schwere Eselsskulptur aus belgischem Granit frei. Die Eltinger haben ihre „Eselschlupfete“ am 7. Mai 2010 groß gefeiert. Seitdem ziert das steinerne Grautier den Vorplatz der Michaelskirche. „Wir erzählten die lange Geschichte des Esels und haben uns riesig über diesen Ehrenplatz gefreut“, beschreibt Röckle.

Doch neben dem steinernen Denkmal gibt es natürlich auch ein lebendiges Exemplar. Das steht bereits seit Februar 2009 bei Kurt Widmaier im Stall. Die beiden ortsansässigen Gastwirte Bernd Soller und Joe Scheydt waren die Drahtzieher, haben das Tier gekauft und bei Widmaier untergestellt. Doch wie sollte das Tier heißen? Nach einem Aufruf in der LKZ, bei dem sich zahlreiche Leser beteiligten, kristallisierte sich der Name Elbenjo heraus. Der Name setzt sich übrigens aus Eltingen (El), Bernd Soller (ben) und Joe Scheydt (jo) zusammen. Der bald siebenjährige Esel durfte seinen steinernen Gefährten bereits bei der Enthüllung beschnuppern. Seither ist Elbenjo sowohl beim Maibaumaufstellen als auch beim Hauptstraßenfest in der Carl-Schmincke-Straße immer dabei. Dort schenkt Herbert Hartmann, der Wirt der Eltinger Weinstube Weidenbusch, „’s Eselströpfle“ aus. Auf dem Etikett der Weinflasche ist selbstverständlich der Eselskopf abgebildet.

Die Werbegemeinschaft „Wir sind Eltingen“ benutzt den Eselkopf ebenfalls als unverkennbares Logo. „Wir haben ein markantes Symbol für unsere Werbeanzeige gesucht“, erklärt Röckle und ist selbst noch ganz verblüfft, dass der Esel zu einem solchen Markenzeichen und gleichzeitig heimlichen Wappentier geworden ist.