Im Stadtmuseum ist die Wanderausstellung „Guten Tag, lieber Feind“ eröffnet worden.

Leonberg - Mir war zu Beginn dieses Projekts nicht bewusst, wie viele Autoren und Illustratoren sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben und setzen“, meinte Leonbergs Kulturamtsleiterin Christina Ossowski, die sonst eigentlich nichts so leicht überrascht. Doch die Vielzahl der Bilderbücher aus aller Welt, die sich mit Krieg und Frieden beschäftigen, und dieses schwere Thema ohne den erhobenen Zeigefinger für Kinder verständlich machen wollen, hat sie erstaunt. Aber das unterstreicht eben auch die Bedeutung dieses Themas, und Ossowski freut sich über die anspruchsvolle Wanderausstellung, die, wie sie sagt, „in unserer heutigen Zeit sehr, sehr wichtig ist.“

 

Seit 1998 sind Klassiker wie „Ferdinand, der Stier“ oder „Die Konferenz der Tiere“ mit einer Auswahl internationaler, eindrucksvoller und origineller Bilderbücher im Auftrag der Internationalen Jugendbibliothek München schon auf Reisen und vom 27. August bis zum 31. Oktober im Leonberger Stadtmuseum zu sehen. Museumsleiterin Kristin Koch-Konz hat mit ehrenamtlicher Unterstützung die rund 70 Bücher im obersten Stock bestens in Szene gesetzt, die bunte Vielfalt hängt und steht an den mit leichter Hand arrangierten Holzlatten, die aussehen, als müssten sie dort unter dem Fachwerkdach stehen. Plakate mit markanten Auszügen aus den Büchern weisen auf einzelne Werke hin, sie laden dazu ein, die Hand auszustrecken und mehr zu sehen.

Bücher nach vier Kategorien geordnet

„,Guten Tag, lieber Feind!‘, der Titel der Ausstellung wirft uns ja direkt in das Thema hinein“, findet Lore Gerlach, sie führt bei der Eröffnung in die Ausstellung ein und erklärt die Zuordnung der Bücher in vier Kategorien: In der ersten Kategorie finden sich die verstörendsten Bücherthemen, die der erlebten Kriege. Die Bücher daneben behandeln die Entstehung von Eskalation und Gewalt, im dritten Block dreht sich alles um Vorurteile und Ausgrenzung. Der letzte Bereich ist der Friedensutopie und den Antikriegsbüchern vorbehalten.

Was die Bilderbücher aus Japan, Indien, Mexiko und Europa eint, ist die Botschaft: „Krieg lohnt sich nicht, weder ideell, noch finanziell“, bringt es Gerlach auf den Punkt. Blättert man die Bücher durch – ja, das dürfen die Besucher in dieser Ausstellung! –, so nehmen die Geschichten und die Zeichnungen auch den erwachsenen Leser ganz schnell gefangen. Die beiden Teddybären, die, selbst auf dem Abstellplatz der ehemaligen Kuscheltiere gelandet, den Neuzugang verhöhnen und später doch seine Hilfe brauchen, das afghanische Mädchen, das nicht mehr zur Schule darf und doch einen Weg findet, um zu lernen, oder Menschen in Mexiko, die verzweifelt über eine Mauer kommen wollen, um festzustellen, dass sie dort auch nicht willkommen sind – die Bücher, die im Zeitraum von 1936 bis circa 2014 publiziert worden sind, behandeln nach wie vor aktuelle Themen, die den Bezug zur Gegenwart so schnell wohl auch nicht verlieren werden.

Trotz Ernsthaftigkeit immer noch Kinderbücher

Die Ausstellung macht Mut und nachdenklich. Sie erinnert uns auch an etwas: „Wir erleben den längsten Frieden in unserer Geschichte, vielleicht sind wir deshalb ein wenig unbedacht und vergessen, unseren Kindern zu vermitteln, welch großes Geschenk der Friede ist“, sorgt sich Ossowski. Doch bei aller Ernsthaftigkeit des Themas sind die Bücher immer noch Kinderbücher, liebenswert und witzig werden die Geschichten erzählt, ein ideales Nachmittagsprogramm für Großeltern und Enkel.

„Ausstellungen sind dazu da, dass viele Leute sie sehen“, sagt Ossowski, bevor die Besucher die ausgetretenen Holzstufen erklimmen, „und diese ganz besonders.“