CDU und Freie Wähler sorgen sich um die zentrumsnahe Grünzone. Doch eine knappe Mehrheit ist für das 1,1 Hektar große Wohngebiet in der Berliner Straße.

Leonberg - Es bleibt dabei: Längs der Berliner Straße wird ein neues Wohnviertel gebaut. In größeren Gebäuden mit mehreren Wohnungen wie auch in Einfamilienhäusern sollen dort Menschen eine neue Bleibe finden, die nicht die horrenden Summen zahlen können, die im Raum Leonberg zusehends verlangt werden.

 

Dass dennoch die CDU bei den gerade laufenden Haushaltsberatungen den Versuch gestartet hatte, das Projekt zu stoppen, hat mehr mit der Lebensqualität im Zentrum zu tun. Denn dass ausgerechnet im Stadtpark eine Fläche von 1,1 Hektar zugebaut würde, der auch die Skaterbahn zum Opfer fiele, das behagt den Christdemokraten nicht. Dafür sei die Parklandschaft als innerstädtische Erholungsfläche zu bedeutsam, argumentierte bei der Etatdiskussion im städtischen Planungsausschuss Gerhard Schwarz. Zumal es sich ja nicht um dezente Häuser handeln würde. Um wirtschaftlich zu bauen, müssten dort schon Gebäude mit bis zu fünf Stockwerken hin.

Gebäude mit fünf Stockwerken?

Unterstützung bekam die CDU von Wolfgang Schaal. Für den Stadtverbandschef der Freien Wähler genießt eine Bebauung des TSG-Geländes Priorität: „Wenn wir ein neues Viertel bauen, dann erst da.“

Wie berichtet, soll ein aus dem TSV Eltingen und der TSG Leonberg fusionierter Großverein ein neues Domizil auf dem jetzigen TSV-Areal in der Bruckenbachstraße bekommen. Die TSG-Basis hat ihren Vorstand ermächtigt, das jetzige Vereinsgelände zu verkaufen.

Oberster Anwärter für die Fläche an der Jahnstraße ist die Stadt, die dort ein Baugebiet entwickeln möchte. Als Verkaufssumme sind 2,5 Millionen Euro im Gespräch. Die könnte der künftige Verein in sein Hallenprojekt investieren, das mit rund elf Millionen Euro veranschlagt ist.

Weiteres Gebiet in der früheren Schuhfabrik möglich

„Wenn wir diese Fläche haben, müssen wir nicht vorrangig im Stadtpark bauen“, erklärte Schaal. Zumal im nahegelegenen Unteren Schützenrain ebenfalls potenzielle Gebiete zur Verfügung stünden: „Da können wir einen Millionenbetrag erlösen.“

Ein kleines Wohnviertel könne zudem direkt im Zentrum auf der Fläche der alten Schuhfabrik gegenüber der Hauptpost realisiert werden. Das nicht eben ansehnliche Haus gehört der Stadt und könne zugunsten von Neubauten abgerissen werden. Und schließlich, so argumentierte der Freie Wähler, gebe es noch freie Flächen im neuen Quartier Ezach III.

„Ezach III hat nichts mit bezahlbarem Wohnraum zu tun“, konterte Wolfgang Schönleber (SPD). Seine Fraktionskollegin Christa Weiß verwahrte sich gegen den Eindruck, dass ein großer Teil des Stadtparks zugebaut werden solle: „Wir bauen an der Berliner Straße, nicht im Park.“

Unterstützung kam von Dieter Maurmaier: „Wir können solche Gebiete, die der Stadt gehören und schnell entwickelt werden können, nicht auf die lange Bank schieben“, argumentierte der FDP-Stadtrat. Und auch der Oberbürgermeister wollte seine Verblüffung nicht verbergen: „Das Gelände an der Berliner Straße gehört der Stadt, alle anderen Gebiete müssen wir kaufen“, erklärte Bernhard Schuler. Sollte aber die Stadt jetzt Millionen für Baugebiete ausgeben, „dann hat das negative Auswirkungen auf die Verschuldung und den Haushaltsausgleich in zwei Jahren.“

Schulen und Geschäfte in der Nähe

Für den OB ist das Gebiet im Stadtpark ideal: „Es liegt zentral. Schulen, Kindergärten und Einkaufsmöglichkeiten sind direkt in der Nähe.“ Und der Druck auf den Wohnungsmarkt werde in den kommenden Jahren nicht nachlassen, sondern steigen.

Auch angesichts des ohnehin schon großen täglichen Verkehrschaos im Zentrum ist Schuler gegen ein Wohnquartier im Bereich Unterer Schützenrain: „Die Grabenstraße als wichtigste Zufahrtsroute ist und bleibt unser Nadelöhr. Mehr Menschen produzieren nun einmal mehr Verkehr.“

Am Ende sprach sich eine hauchdünne Mehrheit für das Baugebiet im Stadtpark aus. Dort dürfte es also auf jeden Fall ein neues Viertel geben.