Der Abiturient Maximilian Litterst spielt sich in nur fünf Jahren vom Anfänger in die Regionalliga.

Leonberg - Was haben der Microsoft-Gründer Bill Gates, die Wimbledon-Siegerin Martina Nawratilowa, der Fußballtrainer Luis van Gaal und der Abiturient Maximilian Litterst aus Höfingen gemeinsam? Sie spielen Bridge, ein populäres und – wie der Filmschauspieler und Bridge-Experte Omar Sharif fand – „das einzige intelligente Kartenspiel.“

 

Maximilian Litterst (17) hielt seine erste Bridgekarte mit 13 Jahren in der Hand. Heute, knapp fünf Jahre später, spielt er für den Stuttgarter Bridgeclub im Team der Regionalliga, der vierthöchsten Klasse in Baden-Württemberg. Maxi findet das Spiel mit Pik, Coeur, Karo und Treff spannend: „Es gibt nicht die eine richtige Lösung, sondern viele unterschiedliche richtige Lösungen.“ Auch sehr gute Spieler seien sich nicht einig, was denn jetzt besser ist. „Das ist dann richtiger Denksport.“

Französisches Blatt, 52 Karten, vier Spieler, von denen zwei zusammen als Partnerschaft gegen die beiden anderen spielen – das ist die Grundausrüstung fürs Bridge. Wichtig ist einerseits, dass man die Regeln gut beherrscht und andererseits, dass man sich mit dem Partner auch zwischenmenschlich gut versteht.

Das ist bei Maximilian Litterst der Fall. Mit Thomas Behagel (17), seinem Freund aus Kindergartentagen, nahm er bald an Turnieren für Junioren teil. Die beiden ergänzen sich. Maxi reizt relativ solide, Thomas eher aggressiv. Das ist gut in einer Bridge-Partnerschaft: Einer ist der Antreiber, einer der Bremser. Seit zwei Jahren ist das Paar Litterst/Behagel Mitglied im Jugendkader des Deutschen Bridgeverbands (DBV), und kommt in den Genuss des Kadertrainigs. Vier bis fünf Mal jährlich werden 16 junge Leute zwischen zwölf und 20 Jahren aus ganz Deutschland nach Frankfurt/Main zum Spitzenspieler Hartmut Kondoch eingeladen. Dort lernen sie auch noch die ausgefeiltesten Feinheiten des komplizierten Kartenspiels.

Das macht Lust auf mehr. Anfang Juni wollen die beiden wieder bei den deutschen Juniorenmeisterschaften in Oberreifenberg teilnehmen. Und im Juli steht eventuell ein internationales Turnier in Lettland auf dem Plan. Dort findet die „13th European Youth Bridge Pairs Championships“ in Liepajas statt. Finanziert wird das Ganze vom DBV, die Junioren werden eingeladen.

Seit März 1999 ist Bridge vom Internationalen Olympischen Komitee als Sportart anerkannt. In Deutschland wartet man – anders als in den meisten Nachbarländern wie etwa Frankreich und Holland – immer noch auf die Anerkennung. Hier gliedert sich der sportliche Spielbetrieb auf Bundesebene in die 1., 2. und 3. Bundesliga, auf Landesebene in die Regionalliga und die 1. und 2. Landesliga. Daneben gibt es diverse Pokal- und Verbandsturniere.

Ein- bis zweimal pro Woche spielt Maxi nun in Stuttgart, teils mit Thomas, teils mit anderen Spielern. Kommt da die Schule nicht zu kurz? „Meine Mutter hat schon manchmal Bedenken“, räumt Maxi ein. Allerdings bringt Daniela Litterst schon Verständnis auf, denn sie greift selbst sehr gern zu den Bridgekarten. Und Maxi freut sich, dass das Spiel mit der Mutter prima klappt: „Wir denken ganz oft das gleiche!“ Das Paar Litterst/Litterst belegt regelmäßig obere Ränge im Stuttgarter Bridgeclub.

Überhaupt hat Bridge in der Familie der Mutter Tradition. Man spielt gewissermaßen Generationen übergreifend. Maxis Opa war schon vor 35 Jahren zwölf Jahre lang Präsident des Konstanzer Bridgeclubs; die Großmutter spielt da noch heute. Und Vater Bernd Litterst bekam zu einem runden Geburtstag einen privaten Bridgekurs geschenkt. Da man für Bridge ja vier Leute braucht, nahmen außer Vater und Mutter auch gleich die beiden Söhne Maximilian (damals 13) und Julian (damals zehn) teil.

Vorerst ist aber Schule angesagt. Maxi interessiert sich für die Naturwissenschaften und will Physik studieren. Außerdem spielt er Schach, schwimmt bei den Wasserfreunden Leonberg und fährt gern Ski. Allerdings wird auch in Zukunft Bridge eine wichtige Rolle spielen: „In jeder Universitätsstadt gibt es auch einen Bridgeclub!“