Zwei Motorradfahrer sind auf der B 295 gestorben. Als Unfallschwerpunkt gilt die Straße aber nicht.

Leonberg - Drei Motorradfahrer sind im Jahr 2015 bei Verkehrsunfällen in den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg ums Leben gekommen. Nun starben gleich zwei binnen weniger Wochen – und beide auf der B 295 in Leonberg, am 8. und am 21. Mai. Hinzu kamen weitere schwere Unfälle in der näheren Umgebung an ein – und demselben Wochenende.

 

„Das ist schon eine ungewöhnliche Häufung auf so engem Raum“, erklärte Peter Widenhorn, Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Im Bereich Leonberg ist ansonsten eigentlich nur das Glemseck als Hochburg für Motorradfahrer bekannt. „Da haben wir natürlich häufiger Unfälle, aber selten so schwere wie jetzt.“

Mit Beginn der warmen Jahreszeit werden Motorradfahrer stärker kontrolliert

Eine Erklärung für die jüngsten Ereignisse habe er aber leider nicht. Zumindest bildete die Bundesstraße 295 bislang aus Sicht der Polizei keinen Unfallschwerpunkt. Und aus zwei Unfällen etwas anderes zu schließen, auch wenn sie sehr dicht aufeinander folgten, halte er für verkehrt. „Zumal die Hergänge auch noch nicht vollständig geklärt sind.“

Konsequenzen für diese spezielle Strecke wird es vorerst also nicht geben. „Allgemein kontrollieren wir zu Beginn der warmen Jahreszeit verstärkt Motorräder“, so Widenhorn. Unabhängig vom Unfallort sei aber oft das Problem, „dass viele Autofahrer die Geschwindigkeit der Motorräder unterschätzen, und dass die nicht so schnell bremsen können wie ein Auto.“ Gleichzeitig überschätzen sich manche Motorradfahrer, wenn sie nach der Winterpause wieder auf ihr Gefährt steigen.

Der ADAC rät deshalb Bikern immer zu einer ausreichenden Vorbereitung vor dem Start in die Saison – angefangen beim einwandfreien Zustand des Fahrzeugs und einer angemessenen Sicherheitsausstattung. Denn für die ist jeder Fahrer ganz alleine verantwortlich, gesetzlich vorgeschrieben ist lediglich der Helm.

Motorradfahrer werden leicht mal übersehen

Doch auch sich selbst und vor allem andere richtig einzuschätzen, ist für die Sicherheit auf der Straße elementar. „Wir haben einen hohen Prozentsatz von Allein-Unfällen, bei denen ein Biker die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert und stürzt“, erklärt Volker Zahn, Leiter der Abteilung Verkehr und Technik beim ADAC Württemberg. Auf dem Übungsplatz in Leonberg können Biker deshalb für sich alleine üben oder in Kursen ein Sicherheitstraining absolvieren. Je nach Zielgruppe gibt es spezielle Angebote, vom Basiskurs über Aktionen für Fahranfänger bis hin zum Kurs für Wiedereinsteiger, die nach vielen Jahren wieder aktiv werden möchten. Dort können die Teilnehmer kontrolliert austesten, wie sich ihr Fahrzeug unter verschiedenen Voraussetzungen verhält, bei Nässe, in Kurven, beim Langsamfahren.

„Bei Kollisionen mit Autos ist es allerdings oft so, dass die Autofahrer die Biker übersehen, einfach aufgrund der schmalen Silhouette.“ Darüber müssten sich die Motorradfahrer immer im Klaren sein, „dass sie jemanden sehen, er sie aber vielleicht nicht“, erinnert Zahn. Nicht umsonst gilt für Motorräder bereits seit Jahrzehnten auch tagsüber Lichtpflicht. „Unnötiges Zeug“, das viele Autofahrer vor ihrer Windschutzscheibe baumeln haben, machten das Ganze nicht besser. „Die Motorradfahrer müssen immer für die anderen mitdenken“, mahnt er.