Der Reutlinger Comedian begeistert sein Publikum mit „Schwaben – Menschen – Abenteuer“ in der Leonberger Stadthalle.

Leonberg - Dodokay nennt er sich. Dominik Kuhn heißt er, und er ist allem Schwäbischen zutiefst verbunden – im Guten wie im Schlechten. „Schwaben – Menschen – Abenteuer“ heißt sein zweites Live-Programm, mit dem er seit drei Jahren durchs Ländle tourt. Wo auch sonst würde man ihn verstehen, der in seinen Betrachtungen und Sketchen aus seiner Herkunft nahe Reutlingen sprachlich keinen Hehl macht?

 

Die Stadthalle bebt vor Lachen

Begonnen hat seine kabarettistische Laufbahn vor gut zehn Jahren, als der gelernte Werbefilmer bekannte „große“ Filmszenen auf schwäbisch humoristisch synchronisierte und mit überwältigendem Erfolg auf die Plattform Youtube stellte. Hier fanden und finden sich Charaktere wie James Bond, Elke Sommer oder Barack Obama im tagtäglichen schwäbischen Dunstkreis wieder, was eine umwerfende Diskrepanz zwischen Bild und Ton erzeugt.

In der fast ausverkauften Leonberger Stadthalle synchronisiert Dodokay am Sonntagabend manche Sequenzen live, was seine beachtliche Wandlungsfähigkeit demonstrierte. Vor allem aber die Sequenzen, in der sich bekannte Bundespolitiker in völlig neuem Zusammenhang als Sportverein SV 49 über die Ausrichtung einer Herbst-Hocketse in breitem Schwäbisch zoffen, ließ die Halle vor Lachen beben. Dodokay ist in dieser Hinsicht seinen Wurzeln treu geblieben.

Er beobachtet „den Schwaben“, sein Denken, Handeln und Sprechen, analysiert alles genauestens und trägt seine persönliche Quintessenz daraus pointiert und, wo möglich, temporeich in bester Stand-up-Comedy vor. Eines jedoch wird schnell klar: Werbung auf Schwäbisch funktioniert, außer bei einem Müslihersteller, gar nicht. Wie das daneben geht, führt er bei einem adaptierten Spot für eine Autobahn-WC-Anlage oder einen fiktiven Sanitärausstatter drastisch vor. „Der Schwabe muss alles kommentieren, was er sieht“, ist die Erfahrung von Dodokay. Leise bruddelnd, oder laut schimpfend, gibt er seine Meinung kund, wobei er oft A sagt, und B meint. Der Schwabe an sich, sei schwer zu durchschauen, und hier gebe es immer etwas dazu zu lernen, bis man merke, wie er tickt – oder eben auch nicht.

Kurios: Der Schwabe vor der Kamera

Ein Arztbesuch wird zur Tortur, wenn man, sich vor Schmerzen windend, erst einmal rigoros nach dem Kärtle gefragt wird, oder an der Metzgereitheke zwischen zwei sich ins Gespräch vertiefende Frauen gerät. Völlig kurios wird es, wenn der Schwabe vor eine TV-Kamera muss. Hier kommt gestelzt-bemühtes Hochdeutsch durch, wobei dann aber die inhaltlichen Erklärungen total gequält ins Kryptische ausufern. Sprache und Inhalt finden eben nicht immer zu einander. Manchmal reden die Schwaben aber auch konsequent aneinander vorbei, und Dodokay hinterfragt an vielen urkomischen Beispielen, warum man sich eigentlich nicht zuhört und trotzdem im Gespräch bleiben kann. Eine Antwort hat er – bisher – nicht.

Dass die Mimik die Sprache prägt, und auch umgekehrt, macht Dodokay mit humoristisch-überhöhter Darstellung süffisant deutlich und er kommt zu dem Schluss, dass der Schwabe dies gar nicht merkt. Aber eines ist für ihn Gewissheit nach seinen langen Studien: „Der Schwabe schwätzt meistens grob“, meint Dodokay, könne aber auch lieb, nett und mitfühlend mit verborgener Empathie sein. Und dieses „Verborgene“ gräbt er hingebungsvoll aus.