Mit fachlicher Hilfe will ein Jugendlicher seine Probleme meistern. Bisher hat es das Leben nicht immer gut mit ihm gemeint.

Leonberg - Der 14-Jährige lebte meistens bei seiner Tante. Sein Vater arbeitet im Ausland und der Jugendliche hat keinen Kontakt zu ihm. Die Mutter ist depressiv und sehr oft in einer psychiatrischen Klinik. Alltägliche Dinge überfordern sie schnell. Als der Junge klein war, sorgte die Oma für ihn. Er wohnte bei ihr, wenn die Mutter in der Klinik war oder sie schaute vorbei, wenn die Mutter zu Hause war. Die Großmutter starb vor vier Jahren. Seitdem kümmert sich die Tante um ihn. Sie hat selbst fünf Kinder und ist mit eigenen Angelegenheiten sehr eingespannt.

 

So richtig wohl hat sich der Junge bei der Tante nicht gefühlt und mit zwölf wohnte er mal bei dem einem, mal beim anderen Freund. Oft wusste die Tante nicht, wo er sich aufhielt. Der Teenager schwänzte immer häufiger und immer länger die Schule, was zum Schulausschluss führte.

Regeln gab es für ihn kaum

Die Schule schlug der Familie vor, sich Hilfe durch das Jugendamt zu holen. Die Mutter wollte das aber auf keinen Fall. Sie hatte Angst, dass der Junge wegen ihrer Erkrankung von ihr wegmüsse. Die Tante konnte sich hier nicht durchsetzen. Und so kam der Jugendliche mit Freunden zusammen, die oftmals erheblich älter waren als er. Er fing an zu klauen und war auch in Schlägereien verwickelt. Er wurde mehrmals von der Polizei aufgegriffen. Die Tante holte ihn dann ab und ließ ihn bei sich wohnen. Sie war aber nicht im Stande Regeln einzufordern und sich durchzusetzen. Mittlerweile hat sie resigniert.

Als die Mutter wieder einen langen Klinikaufenthalt nach einem Suizidversuch hatte, meldete sich die Tante beim Jugendamt. Gemeinsam wurde mit ihr, dem Onkel und dem Jugendlichen überlegt, wie die Situation zu verändern ist.

Das Leben im Waldhaus

Nach mehreren Gesprächen erklärte sich der Teenager bereit, eine Jugendwohngruppe des Waldhauses anzuschauen, die auch von „Lichtblicke“ unterstützt wird. Die Mutter willigte schließlich ein, dass der 14-Jährige vorerst dort wohnt und so lebt er jetzt seit einem halben Jahr in der Gruppe. Zu Beginn war es sehr schwer für ihn, sich an die dort herrschenden Regeln zu halten. „Es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen mit seinen Betreuern und er haute auch immer wieder ab“, sagt Sonja Achenbach vom Waldhaus.

Zwei Ereignisse haben nun das Leben des 14-Jährigen verändert: Ein Kumpel aus der Clique wurde beim Dealen erwischt. Da es sich um eine große Menge Rauschgift handelte, sitzt er jetzt im Gefängnis. Ein anderer sitzt ein wegen schwerer Körperverletzung. Dies führte dazu, dass der Teenager nun mehr Zeit in der Wohngruppe verbringt. Er besucht wieder eine Schule und möchte den Abschluss machen. Wenn es seiner Mutter gesundheitlich gut geht, besucht er sie am Wochenende.