Die Stadtwerke führen im neuen Parkhaus am Bahnhof und in der Garage unter dem Marktplatz den 24-Stunden-Betrieb ein. Statt Schranken gibt es Tickets für relativ moderate Preise. Im Dezember startet der Expressbus zum Flughafen.
Leonberg - Nicht nur Elke Staubach kann ein Lied davon singen. Die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Gemeinderat ist nicht die einzige, die schon zu vorgerückter Stunde im Parkhaus am Marktplatz vor verschlossenen Türen stand: Ausfahrt unmöglich, weil der Automat streikte.
Vom 1. Oktober an wird es keine Menschen mehr geben, die verzweifelt vor defekten Automaten oder Schranken stehen. Denn letztere wird es dann nicht mehr geben. Die Stadtwerke übernehmen die Tiefgarage in der Altstadt, im Volksmund besser als Parkkaverne bekannt. Die wurde in den vergangenen 30 Jahren von der Firma Südpark betrieben.
Unter der Regie des städtischen Tochterunternehmens wird es keine Schranken mehr geben. Die seien „störanfällig und nicht kundenoptimal.“ Statt dessen gibt es auf jeder Ebene drei Parkscheinautomaten.
„Mit einem Tages- oder Wochenticket kann der Kunde rund um die Uhr in das Parkhaus ein- und ausfahren, was bisher nicht möglich ist“, erklärt der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid, der in Personalunion die Stadtwerke leitet. „Dadurch wird die Altstadt gerade für Tagesbesucher und Kurzurlauber noch attraktiver.“
Schranken sind auch im Parkhaus am Bahnhof tabu. Der Rohbau wächst stetig, die Eröffnung ist auf den 1. Juli terminiert.
Sechs der insgesamt neun Stockwerke hat die Firma Bosch bereits für die Autos ihrer Mitarbeiter langfristig angemietet. Auf den verbleibenden drei Etagen werden jeweils zwei Parkscheinautomaten installiert, insgesamt also sechs.
Eine Schranke am Eingang ist nicht vorgesehen. Schlangen vor den Schranken könnten Rückstaus in der Bahnhofstraße hervorrufen, befürchten die Stadtwerke. Außerdem müsste für die dort parkenden Bosch-Mitarbeiter eine separate Lösung gefunden werden.
Profitieren werden von den schrankenlosen Parkhäusern die Kunden. Ein unbegrenztes Ein- und Ausfahren während der Gültigkeitsdauer des Parkscheines ist nun möglich. Besonders interessant ist das für die Inhaber von Langzeit-Tickets, etwa Wochen- oder Monatskarten.
Beide Parkhäuser haben eine einheitliche Tarifstruktur: die erste halbe Stunde kostet nichts. Danach sind pro angefangenen sechs Minuten 10 Cent fällig.
Eine 24-Stunden-Karte kostet 5 Euro, sieben Tage werden mit 20 Euro berechnet, der ganze Monat mit 80 Euro. Inhaber einer VVS-Jahreskarte zahlen lediglich 40 Euro im Monat. Ursprünglich hatten die Stadtwerke sogar nur 29 Euro veranschlagt. Um aber das Defizit zu schmälern, hatten sich die Freien Wähler für 40 Euro ausgesprochen. Ein Vorschlag, der bei einer Mehrheit im Gemeinderat auf Zustimmung gestoßen ist.
Nur weil es keine Schranken gibt, sollte aber niemand in die Versuchung des Schwarzparkens geraten. Wer erwischt wird, muss 60 Euro berappen. Wird einer dreimal ertappt, muss er mit einem Hausverbot rechnen.
In den Fraktionen des Gemeinderates stoßen die neuen Tarife weitgehend auf Zustimmung. Allein Birgit Widmaier von den Grünen kritisiert eine Steigerung im Bahnhofs-Parkhaus von mehr als 100 Prozent. So kostete im alten Gebäude die Tageskarte nur 2 Euro statt künftig 5 Euro. Selbst Besitzer von Monatskarten hätten keine Vorteile: „Das trägt nicht zur Attraktivität bei.“
Für den Stadtwerke-Chef hingegen ist aus wirtschaftlichen Gründen eine Erhöhung um nur zehn Prozent „undenkbar“. Die Tarife seien im Vergleich nach wie vor günstig. Ulrich Vonderheid verweist auf das Parkhaus am Bahnhof in Böblingen, wo ein Tagesticket 7 Euro und eine Wochenkarte 35 Euro kosten. Am Stuttgarter Flughafen ist diese Summe schon an einem Tag fällig.
Deshalb rechnet der Bürgermeister auch mit zahlreichen Urlaubern, die ihren Wagen im Parkhaus am Bahnhof abstellen werden. Wird doch von Dezember an eine neue Expressbuslinie im Halbstunden-Takt den Leonberger Bahnhof direkt mit dem Airport verbinden. Und auch mehrere Fernbuslinien sollen in absehbarer Zeit Leonberg ansteuern.
Den Jahresverlust von bis zu einer halben Million Euro, der bisher durch das Parkhaus am Marktplatz an den Stadtwerken hängen geblieben ist, werde durch das neue System auf jeden Fall reduziert, ist sich Vonderheid sicher.
Bleibt noch das Problem der Schwarzparker, das Ottmar Pfitzenmaier (SPD) umtreibt. Doch der Stadtwerke-Chef verspricht: Es wird regelmäßig und scharf kontrolliert. Nicht nur am Tage.