Wie steht es um den Bach und die Renaturierung des Gewässers? Eine geführte zweistündige Wanderung von Nabu, Stadtverwaltung und Volkshochschule zeigt den Bürgern, was getan wird, um die Natur zu entlasten.

Leonberg - Jeder, der aus Leonberg oder der Umgebung kommt, kennt das Glemstal. Jedoch wissen viele nicht, was genau dort abläuft, wie das Tal renaturiert werden soll. Es war bis vor einigen Jahren noch stark belastet durch verschiedene Schadstoffe. Um solche Themen den Bürgern zu erklären, haben der Nabu, die Stadtverwaltung und die Volkshochschule Veranstaltungen mit verschiedenen Schwerpunkten auf die Beine gestellt.

 

Angefangen hat das Ganze im vergangenen Jahr, als immer mehr Anrufe beim Nabu und der Stadtverwaltung eingingen. Die Bürger wollten wissen, was im öffentlichen Raum so alles passiert. Als es immer mehr wurden, beschloss man, Informationsveranstaltungen über verschiedene Themen anzubieten. Der erste Infoabend im vergangenen Jahr hatte die exotischen Bäume in der Stadt zum Inhalt. Jetzt am Mittwochabend stand eine Wanderung entlang der Glems auf dem Programm. Michael Kübler von der Stadtverwaltung informierte auf dem etwa zweistündigen Spaziergang über die Renaturierung des Glemstals und darüber, wie der Bach wieder zum Fließen gebracht wird. Fast 30 interessierte Bürger haben sich den Vortrag während der Wanderung angehört.

Fischen wird der Weg abgeschnitten

Den ersten Halt gab es an der alten Kläranlage Felsensägmühle. Diese liegt auf einer gerodeten Fläche und stellt nicht nur für das Auge eine unschöne Stelle dar. Sie wurde vor einigen Jahren überflüssig, weil die neue Kläranlage im Glemstal für rund 80 000 Einwohnern konzipiert ist. Durch die Verdolung und damit Verdunkelung der Glems an dieser Stelle wird vielen Fischen der Weg abgeschnitten. Die Wasserbewohner sehen dies als Barriere an. Weil dort früher eine Kläranlage ihren Dienst versah, befinden sich dort im Boden alte Ablagerungen, die jedoch ohne komplizierte Maßnahmen beseitigt werden können.

Diese Stelle wird vor allem deswegen renaturiert, weil der Bund gesetzlich dazu verpflichtet ist, nach Bauarbeiten die Belastung der Natur zu kompensieren. So muss zum Beispiel der Ausbau der A 8 Richtung Heimsheim ausgeglichen werden. In diesem Fall hat sich die Stadt Leonberg eingeklinkt und die Renaturierung des Glemstals vorgeschlagen. Obwohl dies akzeptiert wurde und im Jahr 2009 schon hätte fertig sein sollen, verzögerte sich das Ganze aufgrund von Verhandlungen um Wasserrecht, hydraulische Verhältnissen und Artenschutz um einige Jahre. In diesem Herbst soll jetzt endlich damit begonnen werden, erklärte Michael Kübler.

Das Auto als großer Feind

Die erste Maßnahme im Oktober wird der Abriss des Amphibientümpels sein. Auch dieser ist leicht verseucht und muss erneuert werden. Er soll an derselben Stelle wieder angelegt werden, um den Tieren einen Platz zum Laichen zu bieten. Vor ein paar Jahren wurde beschlossen, das Höfinger Täle während der alljährlichen Amphibienwanderung zu sperren, weil sonst zu viele von ihnen unter die Autoräder gelangten. Nur Anlieger dürfen zu dieser Zeit mit dem Auto durch das Tal fahren. „Eine Großzahl der kleinen Tierchen stirbt jedes Jahr, weil sie von Autos überfahren werden“, beklagt Kübler. „Viele meinen, sie könnten sie umfahren, doch das ist zu dieser Zeit ein Ding der Unmöglichkeit.“

Auch die Niedrigwasserproblematik im Sommer stellt eine Schwierigkeit für Frosch und Molch dar. Oft stehen im Sommer Teile des Flüsschens komplett trocken, weil bestimmte Wassermengen aufgrund der Verteilung der Wasserrechte in Mühlkanäle umgeleitet werden. Auch dies kann Kübler zufolge eine unüberwindbare Barriere für die Amphibien sein. Um das Problem zu lösen, soll durch die Renaturierung die Mindestwassermenge reguliert werden. Bei niedrigem Wasserstand wird einfach die Ausleitung des Wassers zurückgefahren.

So versuchen die Experten mit verschiedenen Methoden, aus der Glems wieder ein natürliches Fließgewässer zu machen. „Die Veranstaltungen kommen bei den Bürgern gut an, und es gibt auch genug Leute, die sich für solche Themen interessieren“, sagte Kübler. Wanderungen wie diese werde es öfter geben, wenn die Resonanz und die Zahl der Teilnehmer so positiv bleibe.