Der Leonberger Künstler Michael Lange arbeitet mit Pestalozzi-Schülern an seinem Projekt, das im Oktober enthüllt werden soll. Die Fertigstellung des Kunstwerks ist für Oktober dieses Jahres geplant.

Leonberg - Bäume sind kraftvoll und sinnlich. Vom Wind umspielt, vermitteln sie Ruhe. Bäume wirken auf uns. Wir bestaunen ihre Macht, ihre Größe und ihr oftmals hohes Alter. Auch der Leonberger Künstler Michael Lange fühlt diese Kraft. Behutsam hört und spürt er, greift auf und setzt seine Gefühle in Kunst um.

 

An einem ganz besonderen Projekt arbeitet der Künstler derzeit. Mit zehn S-21-Baumstämmen soll ein Kunstwerk am Alten Golfplatz entstehen. Unter dem Motto „Bäume reden mit uns“ werden die historischen Stämme einem neuen Sinn zugeführt. „Zum Leben kann ich sie leider nicht mehr erwecken“, sinniert Lange. „Aber ich kann sie wieder herstellen.“

Die sieben mächtigsten Stämme

So stammen die gewaltigen und sehr beeindruckenden Stämme von Eichen, Ulmen und Buchen. Einst von Königin Olga von Württemberg (1822 bis 1892) im Schlosspark gepflanzt, wurden rund 300 Stück für das Stuttgarter Bahnhofsprojekt geopfert. Knapp 80 wurden ausgeschrieben und sollten einem sozialen Zweck zugeführt werden. Wurde dabei ursprünglich an Schulen und Kindergärten gedacht, die mit dem Naturmaterial arbeiten sollten, so sind es heute Künstler, die mit der sensiblen Aufgabe betraut sind. Michael Lange hat zehn Stämme erhalten. Neben drei kleineren sind darunter auch die sieben mächtigsten Baumstämme. So wiegt ein Stamm bis zu sechseinhalb Tonnen, sie haben einen Durchmesser von bis zu zwei Metern und messen eine Höhe zwischen viereinhalb und sechs Metern. „Bäume faszinieren mich. Sie ziehen mich an“, macht Lange deutlich.

Dabei denkt er an Liebespärchen, die unter einem Baum ihren Platz finden. Doch sieht er in ihnen auch Schattenspender und Zuhörer. Vielleicht sogar Seelentröster. „Die Menschen können die Bäume wiedersehen, und sei es als Kunstwerk“, sagt Michael Lange. Auch der soziale Aspekt und das Arbeiten mit Kindern sind ihm wichtig. So ist eine Projektgruppe in der Pestalozzi-Schule entstanden. „Ich bin schon seit langer Zeit dort“, sagt er. In der Kunst-AG ist es Lange möglich, Kindern Kunst und das Wissen um künstlerische Prozesse weiterzugeben. „Ich erzähle immer viel. Mir macht die Arbeit mit Kindern Spaß“, sagt er.

So sieht man den Künstler also derzeit am Alten Golfplatz, direkt vor Ort, arbeiten. Gemeinsam mit seiner kleinen Gruppe von Kindern der Förderschule aus den Klassen sieben bis neun. Bearbeitet werden die Baumstämme im liegenden Zustand. Sie werden von Ästen und Rinde befreit und anschließend in ein Vlies eingebunden und verschnürt. Betrachtet man die Bäume, erinnern sie nun an einen Kokon. „Das hat eine Symbolik. Wir wollen verdeutlichen, dass ein Kunstwerk entsteht“, so Lange. Aus Altem entsteht Neues. Aus zu Fall Gebrachtem entsteht neu Aufgerichtetes.

Wenn sich der Kreis schließt

Auf einem Areal von neun mal zehn Metern und mit einem Klangspiel versehen, kann die Baumgruppe bald neue Sinnlichkeit verströmen. „Man kann hindurchgehen, Bäume umarmen, sie erleben“, erzählt Michael Lange. Künstlerisch bearbeitet und mit Eisenbahnschienen verstärkt wird den Bäumen auch Stabilität verliehen, die jährlich von einem Stuttgarter Ingenieurbüro überprüft wird. Doch garantieren die Eisenbahnschienen nicht nur Stabilität, auf besondere Weise schließt sich hier auch ein Kreis für die S-21-Bäume. „Ich bin so glücklich, dass ich die Bäume habe und dass ich daran arbeiten darf“, meint der Künstler leise. Die Fertigstellung des Kunstwerks ist für Oktober dieses Jahres geplant.