Die Volkshochschule kämpft mit den Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie.

Leonberg - Maximal zehn Personen in einem Raum – diese Vorgabe für Sportkurse in geschlossenen Räumen klingt erst einmal vernünftig. Seit dem 2. Juni sind Sportangebote nicht mehr grundsätzlich untersagt. „Aber die Einschränkungen sind so massiv, dass es fast einem Betriebsverbot gleich kommt“, sagt Uwe Painke, der Leiter der Volkshochschule Leonberg, die auch Außenstellen in Renningen, Rutesheim, Weil der Stadt und Weissach betreibt.

 

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Bleiben wir beim Beispiel Sportkurse: So muss nach aktuellem Stand der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg zwischen den Teilnehmern 1,70 Meter Abstand eingehalten werden. „Ein Sportkursraum hat so zwischen 60 und 70 Quadratmeter. Wir haben das mal mit Matten ausgelegt“, berichtet Painke. Hätte fast gepasst. „Man braucht ungefähr zehn Personen pro Kurs, damit sich das Angebot selbst trägt“, erklärt der VHS-Leiter.

40 Quadratmeter für Bewegung

Doch dann kam eine neue Vorgabe: Bei Sportkursen mit Bewegung sind nun zusätzlich 40 Quadratmeter pro Person vorgeschrieben. „Da geht dann ein Kursleiter in den Raum rein und sonst niemand mehr.“ Bei Entspannungskursen dagegen sind nur zehn Quadratmeter vorgeschrieben. „Das sind dann Kursleiter plus fünf Personen im Raum“, sagt Uwe Painke. „Zu wenig, um rentabel zu sein. Das Angebot dann drei Mal so teuer zu machen, ist auch nicht unser Anspruch“, beteuert der VHS-Leiter. So sehe das auch bei den anderen Angeboten aus, ob nun Kreatives, Sprachen oder Berufliche Weiterbildung.

Das Beispiel zeigt, mit welchen Problemen sich Painke und seine Mitarbeiter der Volkshochschule seit Mitte März auseinandersetzen. Derzeit bereiten sie das Programm für das Herbst-Winter-Semester vor. Fast 1000 Veranstaltungen umfasst ein VHS-Semester normalerweise.

Was wird im Herbst machbar sein?

„Doch jedes Mal, wenn eine neue Verordnung raus kommt, ist unsere Planung hinfällig oder zumindest fragwürdig“, sagt Painke. „Wir haben jetzt keinerlei Klarheit darüber, was im September möglich sein wird“, fasst er das Problem zusammen. Dabei müsste das Programm bald in Druck gehen, damit es rechtzeitig ausgelegt und verteilt werden kann.

Das ist nicht die einzige Arbeit der vergangenen Wochen. Mit den Kontaktbeschränkungen vom 17. März musste die VHS Leonberg 500 Veranstaltungen und Kurse absagen. „Wir haben oft bis spät in die Nacht gearbeitet“, berichtete der VHS-Leiter, der die Arbeit mit der des griechischen Tragikhelden Sisyphus vergleicht.

Geduld bei Gebührenerstattung

Zwar hat die Stadt Leonberg schnell zugesagt, dass bereits gezahlte Gebühren für anstehende Kurse ganz beziehungsweise für bereits begonnene Angebote teilweise zurückerstattet werden.

Doch Uwe Painke bittet die Betroffenen um Geduld, falls das noch nicht in jedem Fall geschehen sein sollte. „Wir müssen hier 5000 Einzelüberweisungen anstoßen, die alle über die Stadtkasse abgewickelt werden“, erklärt der Chef der Volkshochschule. Rund 10 000 Teilnehmer gibt es pro Semester im Schnitt.

Warum bei den VHS strengere Maßstäbe angelegt werden als bei normalen Schulen oder gar im Gottesdienst, das ist für viele nicht nachvollziehbar. „Die Schulpflicht ist sicherlich ein höheres Gut“, sagt Painke. Ebenso sei die Religionsfreiheit im Grundgesetz verankert.

Verhaltener Start nach den Ferien

Kurse absagen, neue Angebote für das kommende Semester planen und wieder umplanen – bei diesen zeitintensiven Aufgaben sei eine zusätzliche Umstellung auf Online-Angebote nicht möglich gewesen. Mit einer Ausnahme: die Integrationskurse. „Das ist eine hoheitliche Aufgabe. Hier haben wir in großem Stil vorübergehend auf online umgestellt“, berichtet Painke.

Doch nach den Pfingstferien soll damit Schluss sein. Denn dann werden die neuen Integrationskurse wieder im Präsenzunterricht stattfinden: Im größten Raum der VHS, den Konferenzraum, in dem Stühle mit Schreibfläche mit großem Abstand verteilt sind. Statt 60 Personen passen so nur noch 26 Menschen rein.

Dort könnte am 17. Juni dann auch der erste Vortrag nach der Corona-Pause stattfinden. Dabei geht es um den Krieg von 1870. „Das wird unser Testballon sozusagen“, meint Uwe Painke.

VHS Leonberg
: Auf vhs.leonberg.de gibt es aktuelle Informationen sowie das Programm der VHS.