Lob und Verständnis gibt es für die scheidende Erste Bürgermeisterin. Sie wagt eine Karriere in der freien Wirtschaft. Wie es in der Chefetage im Rathaus weitergeht, soll der Gemeinderat baldmöglichst entscheiden, wünscht sich der OB.

Leonberg - Das Urteil fällt durch die Bank positiv aus: „Sehr engagiert, fachlich fundiert, sie hat sich mit allen Belangen der Stadt identifiziert und war stets eine sehr gute Stellvertreterin.“ Wenn Oberbürgermeister Bernhard Schuler über die Erste Bürgermeisterin Inge Horn spricht, übt er sich vielleicht bereits im Verfassen eines Arbeitszeugnisses. Die überraschende Ankündigung, dass sich die 49-Jährige den Herausforderungen in der Privatwirtschaft stellen will, löst im Leonberger Rathaus durchaus Verständnis aus. „Ich kann gut nachvollziehen, dass man bei einem guten Angebot nochmals neue berufliche Herausforderungen annehmen will“, sagt Schuler.

 

Nun stellt sich die Frage nach der Nachfolge: Schuler will das weitere Verfahren bis vor der Sommerpause geklärt haben. Er empfiehlt dem Gemeinderat, die Stelle des Baudezernenten weiterhin als Bürgermeisterposten auszustatten. Dafür scheint sich im Gemeinderat eine Mehrheit abzuzeichnen. Schuler rät auch dazu, die Wahl des Ersten Bürgermeisters separat zu behandeln. Dann könnte der Gemeinderat entscheiden, ob der „Vize-OB“ Ulrich Vonderheid heißt, oder ein möglicher Nachfolger von Inge Horn wieder Erster Bürgermeister wird.

Die Freien Wähler wollen diese Fragen nochmals in der Fraktion beraten, erklärt Axel Röckle, Fraktionschef der Freien Wähler. Er lobt seine einstige Mitschülerin als „sehr fleißig“ und fragt sich, ob es denn überhaupt einen richtigen Zeitpunkt gebe, um in Leonberg aufzuhören: „Große Baustellen gibt es bei uns ja immer.“

Aktuell steht vor allem die Sanierung des Sportzentrums an, für zehn Millionen Euro müssen Kindergärten gebaut werden, die Wohnbau-Unternehmer Layher haben die Häussler-Brache übernommen – es ist offen, ob sie den gültigen Bebauungsbeschluss dort so akzeptieren. Das Wohnbaugebiet Ezach III hängt in der Warteschleife, zahlreiche Straßen müssen saniert werden – wobei die Renovierung der Grabenstraße im kommenden Jahr eines der schwierigsten Projekte werden dürfte. Entsprechend überrascht worden ist die Fraktionschefin der zweiten großen Gruppe im Rat, Elke Staubach (CDU). Sie äußert Verständnis, dass Horn ihre berufliche Chance nutze: „Aber wir haben in Leonberg derzeit sehr große Baustellen in den verschiedensten Bereichen. Und Inge Horn hat als Baubürgermeisterin den breiten Überblick über ihre Fachämter.“ Deshalb stehe für die CDU außer Frage, dass diese Position wieder als Bürgermeister ausgeschrieben werden müsse. Ähnlich denkt Bernd Murschel, der grüne Fraktionschef: „Wir brauchen einen Nachfolger, der nicht nur fachliche, sondern auch politische Kompetenz besitzt.“ Auch für die SPD-Fraktionschefin Christa Weiß ist das wichtig. Darüber hinaus bedauert sie Inge Horns Abgang sehr: „Sie hat den Gemeinderat immer mitgenommen und war bestens verortet – sie kannte die jeweiligen Befindlichkeiten.“