Hans-Otto Wimmer hat einen Morris aus dem Jahr 1971 in ein Elektrofahrzeug umgebaut.

Leonberg - Hans-Otto Wimmer ist eher der pragmatische Typ. Als der ehemalige Kfz-Mechaniker und Diplomphysiker aus Höfingen vor gut zweieinhalb Jahren in Rente ging, hatte er viel Zeit, genug Geld und dazu eine Solaranlage auf dem Dach, die mehr Strom produzierte, als er und seine Frau verbrauchen konnten. Um alle Ressourcen auszuschöpfen, kaufte er sich also ein altes Auto und baute es eigenhändig in ein Elektroauto um.

 

„Ich brauchte eine Beschäftigung – und ich war schon immer ein leidenschaftlicher Auto-Schrauber“, erzählt Wimmer. Seine Wahl fiel auf ein Kombi-Modell der britischen Kult-Marke Morris aus dem Jahr 1971, das er im Winter 2016 bei einem Gebrauchtwagenhändler im fränkischen Erlangen fand. Der hintere Teil der Karosserie besteht teilweise noch aus Holz. „Die Entscheidung hatte mit dem bastlerischen Anreiz zu tun. An diesem Auto konnte ich sowohl Blech- und Elektro- als auch Holzarbeiten durchführen“, sagt Wimmer.

Ein regelrechte Fleißarbeit

Mit dem neu gekauften Auto machte er sich auf den Weg nach Offenbach bei Frankfurt am Main. Dort gibt es eine Firma, die sich auf den Umbau zum Elektroauto spezialisiert hat. Wimmer ließ sich ein Batterie- und Motorpaket zusammenstellen. Vor der heimischen Garage in Höfingen fand dann der eigentliche Umbau statt. Mit einem Flaschenzugsystem baute er zuerst den alten Motor, den Tank und die gesamte Mechanik rund um den Benzinantrieb aus. Den Flaschenzug hatte er sich aus dem Höfinger Bädle ausleihen können, wo Wimmer im Vorstand des Vereins tätig ist. „Ich kümmere mich um die Außenanlagen und teilweise auch um die Technik dort. Deshalb kannte ich mich mit dem vorhandenen Werkzeug recht gut aus.“

Auf die alte Motorhalterung setzte er dann den neuen, 16 Kilowatt starken Motor. Das Getriebe sowie die standardmäßige Autobatterie konnte er weiterverwenden. Die neuen Kabel verlegte Wimmer vom Motor aus in den hinteren Teil des Wagens. „Da habe ich mich um ein paar Zentimeter vermessen, sodass die Batterien nicht auf den Platz des alten Tanks passten“, räumt Wimmer ein. So musste die hintere Sitzbank weichen. An ihrer Stelle stehen nun 60 einzelne Akkus, die seinem Morris eine Reichweite von gut 85 Kilometern garantieren. Der Motor schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern.

Aufgeladen werden die Akkus über eine ganz normale Steckdose im Garten der Wimmers. Dazu baute er eine Ladebuchse von einem Wohnmobil in die Seite des Morris. Ein Ladevorgang dauert dadurch allerdings ganze zehn Stunden. „Ich hätte mir auch eine Ladestation besorgen können, die das Ganze in zwei Stunden schafft. Das hätte mich aber 5000 Euro gekostet“, erklärt er. So lädt er das Auto einfach über Nacht. Ein weiterer Vorteil: Er kann seinen Wagen überall da auftanken, wo es eine Steckdose gibt.

Eine Geldverschwendung? Niemals!

Günstig war das gesamte Unterfangen allerdings trotz eingesparter Ladestation nicht. Der neue Antrieb sowie weitere Ersatzteile kosteten Wimmer mehr als 10 000 Euro. „Manche meiner Nachbarn fragen sich, wie ich so viel Geld in dieses Auto stecken kann und ob das nicht Verschwendung sei.“ Für Wimmer stand aber das Hobby im Vordergrund. Außerdem spart er nun viel durch den selbst erzeugten Strom. „Ich werde aber auch oft auf das Auto angesprochen. Den Leuten gefällt das alte Modell, und dann fragen sie sich, warum es denn so leise ist“, berichtet er. Die allermeisten zeigten sich beeindruckt von seinem Projekt. Auf die Frage, ob er denn ein politisches Statement setzen wollte, findet Wimmer allerdings keine klare Antwort: „Ich glaube nicht, dass sich E-Autos in Deutschland durchsetzen werden. Dafür ist man hier zu unsensibel für die Probleme der Welt. Aber schade ist es schon.“ Ein Statement soll es also nicht sein, aber vielleicht kann er ja den einen oder anderen Hobbybastler motivieren, sich der neuen Technologie zu öffnen.

2017 hat Wimmer 6000 Kilometer mit seinem E-Morris zurückgelegt. Dieses Jahr sollen es schon 10 000 werden. Doch fertig ist er noch lange nicht. „Zwei Holzbalken am Heck sind marode und die Hinterachse quietscht bei hohen Geschwindigkeiten – da muss ich bald mal ran“, sagt Wimmer. Er freut sich schon auf die Arbeit. Und sollte irgendwann mal nichts mehr zu tun sein: „Wer weiß – vielleicht kommt das nächste Auto“, sagt er lachend.