Nach 25 Jahren verabschiedet sich heute Abend Rainer Merk als Chef des DRK-Ortsverbandes. Als Notarzt will er aber weiterhin dem Gemeinwohl dienen. Der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid steht als Nachfolger bereit.

Leonberg - Dass es ihn zur Medizin zieht, merkt der junge Rainer Merk spätestens bei einem Praktikum im Leonberger Kreiskrankenhaus. Als 20-Jähriger darf er 1978 bei einer Operation dabei sein. „Das war eine sensationelle Erfahrung“, erinnert er sich. „Adrenalin pur.“

 

38 Jahre später hat Merk eine gut laufende Praxis für Allgemeinmedizin und ist in der ganzen Stadt wegen seines ehrenamtlichen Engagements bekannt. Seit einem Vierteljahrhundert ist er Vorsitzender des Roten Kreuzes in Leonberg.

Am heutigen Freitag gibt der „ewige DRK-Chef“ sein Amt ab. Ihm folgen will kein Mediziner, sondern ein Kommunalpolitiker: Der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid stellt sich zur Wahl.

Rainer Merk hält diese Kombination für durchaus vorteilhaft. Vonderheid ist der Leonberger Brandschutzdezernent und damit der politische Chef der Gesamtfeuerwehr. „Rotes Kreuz und Feuerwehr arbeiten im Rettungsdienst eng zusammen“, sagt der scheidende DRK-Vorsitzende. „Das ergänzt sich gut.“ Zumal beide Einrichtungen ihre Zentralen in unmittelbarer Nachbarschaft in der Römerstraße haben.

Heimlicher Wechsel zur Medizin

Es sind Zufälle, die Rainer Merk in den Siebzigern zur Medizin und zum Roten Kreuz führen. Der Sohn soll Jura studieren. So will es sein Vater Walter Merk, der damals einflussreiche Fraktionschef der Freien Wähler, selbst ein Jurist. Rainer folgt zunächst dem Wunsch des Vaters. Doch der Zivildienst und mehrere Ferienjobs beim DRK bringen ihm die faszinierende Welt der Medizin nahe. Heimlich wechselt er das Fach und studiert Medizin. Merk senior trägt es am Ende mit Fassung.

Anfang der Neunziger führt der CDU-Politiker Wolfgang Rückert den Leonberger DRK-Ortsverein. Rainer Merk gehört als Arzt zwar auch dem Vorstand an, hat aber keine weiteren Ambitionen. Der passionierte Waidmann spielt eher mit dem Gedanken, Karl Gentner als Chef der Kreisjägervereinigung Leonberg zu folgen. Doch Rückert, den Posten als Staatssekretär vor Augen, kann Merk davon überzeugen, sein Nachfolger beim DRK zu werden.

1991 tritt der Mediziner an. Und hat nicht nur mit Hilfseinsätzen und Dienst am Menschen zu tun. Im Jahr 2000 will die finanziell angeschlagene Stadt eine satte Miete für die DRK-Räume im Obergeschoss der Feuerwache. Für die Rotkreuzler eine nicht vertretbare Kostensteigerung. Sie kündigen den Mietvertrag und richten sich provisorisch im Seedammcenter ein. Doch die Spannungen zwischen der Stadtspitze und der örtlichen DRK-Führung währen nicht ewig. Am Ende ist es der Oberbürgermeister, der dem DRK-Ortsverein einen Neubau direkt neben der Hauptfeuerwache per Erbpacht ermöglicht. 2007 werden die beiden Rettungsinstitutionen wieder Nachbarn. Im Seedamm-Center richtet das Rote Kreuz die Kleiderkammer ein.

Mehr als 2000 Fördermitglieder hat der Ortsverein heute. Dazu kommen rund 50 aktive Sanitäter, zehn Helfer im Kleiderladen und 15 Leute bei der Jugendbereitschaft. Der immer noch eigenständig existierende DRK-Ortsverein Höfingen ist nicht mehr im Rettungseinsatz aktiv, sondern hat sich auf soziale Projekte fokussiert. Das nachbarschaftliche Verhältnis ist gut, sagt Merk. Eine Fusion zu einem großen DRK-Stadtverband sei zumindest jetzt kein Thema.

Das liebe Geld

Wie fast überall geht es auch beim DRK um Geld. Die Beiträge der hiesigen Fördermitglieder gehen nicht etwa an den Leonberger Ortsverein, sondern an den Kreisverband in Böblingen. „Rund 40 Prozent der Gesamtsumme bekommen wir für unsere eigene Arbeit zurück“, sagt Rainer Merk. Der Rest werde für die Rot-Kreuz-Arbeit auf Kreis-, Landes und sogar Bundesebene aufgeteilt.

Ein weitere Einnahmequelle sind für die Leonberger Helfer die Einsätze bei Großereignissen, etwa dem Pferdemarkt oder Glemseck 101. Mit 60 Leuten war das DRK beim vergangenen Pferdemarkt unterwegs. Die Stadt erstattet zehn Euro pro Stunde.

Wobei die Anforderungen an die Helfer immer größer werden. Früher mussten beim Pferdemarkt deutlich weniger Helfer ausrücken. Heute ist der Leonberger Feiertag ein Massenspektakel. Bei dem Merk auch künftig in seiner orangenen Einsatzjacke als Notarzt helfen wird. Nur seinen dunklen Repräsentationsanzug wird er heute zum letzten Mal tragen.