Der Ezach liegt zwischen Schopflochberg und Eltingen. Seit den 70er Jahren ist die Gegend in drei Bauabschnitten entwickelt worden, die jüngste Vergrößerung läuft derzeit. Der Bürgerverein kümmert sich um das nachbarschaftliche Miteinander und die Natur.

Leonberg - Auf dem Schulhof der Sophie-Scholl-Schule ist es ganz ruhig. Auch aus den nahen Kindergärten Ezach und Schopfloch ist kaum etwas zu hören. Kein Wunder, es sind schließlich auch Ferien. Dass es auch rund um das ökumenische Zentrum Ezach – von den Anwohner schlicht „Öze“ genannt – still ist, verwundert nicht.

 

„Das ist unser Ort der Begegnung“, meint zwar Reinhard Siegfahrt, der Vorsitzende des Bürgervereins Ezach. „Mit Ökumene ist hier nicht mehr viel los. Es ist eher ein Ort der Begegnung für Raucher und Biertrinker“, schimpft dagegen Rudolf Kohler, ebenfalls Vereinsmitglied. Die evangelische und die katholische Kirchengemeinde, denen das Gebäude gemeinsam gehört, wollen es verkaufen. Die Zukunft ist ungewiss.

Viele Jahre hat der Bürgerverein hier Nachbarschaftsfeste gefeiert, Kinderflohmärkte veranstaltet und den Bewohnern des Stadtteils vieles geboten. Die Hochzeit dieser Aktivitäten ist allerdings vorbei.

Ende der 70er Jahre entstanden die ersten Häuser im Ezach. 1985 gründete sich der Verein. Viele junge Familien wohnten damals hier, gemeinsame Interessen gab es viele. Mittlerweile sind die Altersgruppen viel durchmischter. Rund 1500 Haushalte gibt es im Ezach I und II, dazu kommen rund 250 neue Wohneinheiten im Baugebiet Ezach III, das gerade entsteht.

Zwischen Renninger und Brennerstraße, zwischen Schopflochberg und Friedhofsstraße liegt der Stadtteil, der auf der Karte eingezeichnet wie ein Igel mit dem typischen Schnäuzchen aussieht. Der Igel ist quasi das Wappentier, auch des Bürgervereins. Zum Pferdemarkt laufen die Kinder als „Ezach-Igel“ verkleidet mit. „Der Igel ist fleißig, friedliebend, weiß sich aber auch zu wehren“, meint der Vereinsvorsitzende.

Dennoch ist der Stadtteil eine reine Wohnstatt. Es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten, keinen Einzelhandel, kaum Gastronomie. „Eltingen mit seinen Möglichkeiten ist aber schnell zu erreichen“, sagt Siegfarth. Dafür stehen die Häuser nicht dicht beisammen, alles ist schön grün und in großen Teilen auch geschützt vor dem Lärm der Autobahn oder Brennerstraße. Der Bereich rings um Grundschule, Kindergärten und „Öze“ ist der Ersatz-Dorfplatz. Beim Kinderflohmarkt vor vielen Jahren war jeder Flecken mit einem Stand belegt. Doch über die Jahre wurden es immer weniger, die mitgemacht haben. „Heute kaufen und verkaufen die Leute ihre Sachen auf Ebay“, erklärt Reinhard Siegfahrt. Der Bereich ist verkehrsberuhigt, von drei Seiten aber gut mit dem Auto zu erreichen. Dennoch meinten nicht wenige Mütter, den Nachwuchs direkt vor die Eingangstür fahren zu müssen. „Dass sie dabei die Kinder aber erst recht in Gefahr bringen, sehen viele nicht ein“, sagt Rudolf Köhler.

Sorge um Naturdenkmal

Weiter geht es den Schopflochweg entlang, der vielen Kindern auch als sicherer Schulweg dient. Er trennt den oberen vom unteren Ezach. „Früher musste man sich sehr genau überlegen, wo man mit dem Auto hin wollte. Der Weg vom einen Teil war weit, weil man außen herum fahren musste. Heute geht das schneller durch die verlängerte Brennerstraße“, erklärt der Vereinschef. Der Weg markiert aber auch eine weitere Grenze. „Im unteren Ezach gibt es Kabelanschluss, im oberen hingegen nicht“, berichtet Reinhold Siegfarth.

In der Geislinger Straße angekommen, rauscht der Linienbus vorbei. Bald wird er auch Ezach III ansteuern. „Leider fährt der Bus sonntags gar nicht, samstags nur einmal pro Stunde und in der Woche nur bis 20 Uhr. Und das bei so vielen Leuten, die hier wohnen“, kritisiert Siegfarth, der als stellvertretender Sprecher der Agenda-Gruppe Radl auch Mitglied der Verkehrskommission ist.

Folgt man der Geislinger Straße um die Ecke, erreicht man den neuen Bauabschnitt. „Die neuen Bewohner von Ezach III zu integrieren, wird die nächste große Aufgabe“, kündigt der Vereinschef an. Er kann sich gut ein Fest vor dem ebenfalls neuen Kinderhaus Ezach vorstellen, dort ist ein offener Platz angelegt.

Doch vieles an der Planung und Umsetzung der Stadterweiterung gefällt den Verantwortlichen des Bürgervereins nicht. Kurzer Halt am Silberberger Weg. Dieser ist als Straße ausgebaut, doch eigentlich ist es nur eine Zufahrt zu drei Bauplätzen. Zwei Häuser stehen schon – und die sind nicht gerade klein.

„Die Planer haben damals gesagt, sie brauchen diese Ecke zur Arrondierung, um eine Verbindung zur bestehenden Bebauung zu schaffen“, erklärt Reinhard Siegfahrt. Doch hier beginnt der Schopflochberg, der als besondere geologische Formation ein Naturdenkmal ist. Ihn zu pflegen und zu bewahren ist als Aufgabe sogar in den Vereinsstatuten festgehalten. Es ist Naherholungsgebiet für die Anwohner, aber es wachsen auch viele seltene Pflanzen hier. „Und jetzt stehen hier die größten Häuser von allen“, kritisiert der Vereinsvorsitzende weiter. Zwar habe es Auflagen für Naturausgleich gegeben. Doch nur die obere Erdschicht abzutragen und woanders aufzuschütten, reiche nicht aus. „Erst einmal sind die Pflanzen weg. Und dann muss so etwas auch gepflegt werden.“ Jedes Jahr veranstaltet der Verein eine Putzete am Schopflochberg, macht auch regelmäßig Führungen zu den Ausgleichsmaßnahmen. Naturschutz wird eben groß geschrieben.

Noch viele Baulücken gibt es im Ezach III. Durch diese hindurch erhascht man einen guten Blick auf den Rad- und Feldweg, der an diesem sonnigen Tag von vielen Radfahrern genutzt wird. „Eine Einkehrmöglichkeit für die Radfahrer wäre gut“, überlegt Siegfarth laut. Die Autobahn ist nur als leises Rauschen zu Vernehmen. Das kommt immer auf den Wind an. Auch beim Thema Verkehrslärm engagiert sich der Verein. Lauter sind an diesem Tag jedoch die Baumaschinen. Es geht voran im südwestlichen Ezach.

Verbesserungsmöglichkeiten

Wo der Bürgerverein noch Verbesserungsmöglichkeiten sieht:

Sicherer Weg zu Ezach III

Der Schopflochweg teilt den unteren und oberen Ezach. Nur Fußgänger und Radfahrer dürfen ihn nutzen, vielen Kindern dient er als sicherer Schulweg. „So einen Weg haben wir uns auch für Ezach III gewünscht“, sagt Reinhard Siegfarth. Realisiert wurde er nicht. Aber auch der Schopflochweg selbst könne eine schönere Gestaltung vertragen. Verschiedene Blumenrabatten und Sitz-Rondelle wurden abgebaut, weil sich der Weg so besser pflegen lasse. Auch viele Laternen sind verdreckt oder in Baumkronen versteckt. Zudem sind sie um 22 Uhr aus.

Guter Baum, schlechter Baum

Die alleenartigen Straßen im Ezach sind reizvoll, bringen aber auch Probleme mit sich. So wurden im Unteren Ezachweg Bäume gepflanzt, deren Wurzeln in die Breite ausschlugen statt in die Tiefe. An einigen Stellen hob sich der Asphalt, sogar Leitungen wurden beschädigt. Die problematischen Bäume wurden gefällt, aber noch nicht ersetzt. An anderer Stelle steht die kanadische Schwarznuss, deren Früchte besonders hart sind – sehr zum Leidwesen einiger Autos. „Wir wollen auf keinen Fall, dass die Bäume wegkommen, sie sind schöne Schattenspender“, so Siegfarth.

Wer hat Vorfahrt?

Nicht nur in der Geislinger Straße stehen Autofahrer vor dem Problem: An welchem Abzweig muss ich Vorfahrt gewähren, an welchem darf ich zuerst fahren? Nicht immer ist der Unterschied zwischen Straße und Einfahrt deutlich zu erkennen, Rechts-vor-links-Regeln und Vorfahrtsstraße wechseln sich ab. An manchen Einfahrten ist der Bordstein abgesenkt, an manchen Ecken soll ein gepflasterter Streifen auf Fußgänger aufmerksam machen. In der Summe ist das verwirrend. „Eine einheitliche Rechts-vor-links-Regelung wäre wünschenswert“, meint der Vereinschef.

Radschutzstreifen

„Schade, dass der Gemeinderat mehr Verständnis für parkende Anwohner hat als für Radfahrer“, kritisiert Siegfarth in Sachen Radschutzstreifen Renninger Straße. Statt eines durchgehenden Streifens vom Rad- und Feldweg, der um den Schopflochweg herumführt, bis zur Friedhofsstraße endet dieser schon vor der Einmündung Niederhofenstraße: „Als die Renninger Straße noch Bundesstraße war, durften die Anwohner dort auch nicht parken.“ Wer ernsthaft den Autoverkehr reduzieren wolle, müsse Anreize fürs Radfahren schaffen, fordert er.

Der Bürgerverein Ezach im Überblick

Geschichte
Gegründet wurde der Bürgerverein Ezach 1985, feiert also gerade seinen 30. Geburtstag. In den 70er Jahren waren die ersten Häuser im Ezach gebaut worden. Um gemeinsame Interessen zu vertreten, aber auch die Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, fanden sich einige Ezacher zusammen und gründeten den Bürgerverein. Die Ziele heute: Förderung des Umwelt- und Landschaftsschutzes sowie von Kunst und Kultur, Pflege des Schopflochberges, Pflege der Gemeinschaft und Förderung nachbarschaftlicher Beziehungen sowie Unterstützung ansässiger Künstler bei der Durchführung von Veranstaltungen.

Struktur
Mittlerweile hat der Verein 125 Mitglieder, die einzeln oder mit der ganzen Familie dem Bürgerverein angehören. Eine Familienmitgliedschaft kostet zwölf Euro im Jahr, Einzelpersonen zahlen zehn Euro. Reinhard Siegfarth ist seit 2004 Vorsitzender. Besonders der Pflege des angrenzenden Landschaftsschutzgebietes Schopflochberg, etwa mit einer jährlichen Putzete, hat sich der Verein verschrieben.

Angebote
Der Bürgerverein bietet verschiedene Feste an, wie etwa das Weinfest (17. Oktober) oder das Weißwurstfrühstück, aber auch Ausflüge und Führungen. Im Frühjahr findet die Putzete am Schopflochberg statt. Eine Gruppe von Kindern nimmt jedes Jahr als „Ezach-Igel“ am Pferdemarkt-Umzug teil. Der Verein ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm (AGVL).