Die Stadt kündigt einen Masterplan zum Digitalausbau für April an. Die Bürgerinitiative ist nicht zufrieden.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Die gute Nachricht zuerst: In Sachen Breitbandausbau geht es in Leonberg voran. Im April will die Stadt einen sogenannten Masterplan präsentieren, der die Wege zu einer großflächigen Digitalisierung der Gesamtstadt aufzeigt, um Firmen und Privathaushalte ans schnelle Internet anzubinden.

 

Dennoch, so kritisiert vor allem der Leonberger CDU-Chef Oliver Zander, sei die Stadt viel zu spät in die Gänge gekommen. Auch die Bürgerinitiative „Glasfaser für Leonberg“ ist der Meinung, dass die Stadt sehr viel weiter sein müsste. Außerdem fühlen sich die ehrenamtlichen Internetexperten vom Rathaus nicht richtig mitgenommen. Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD), so sagen sie, hätte ihnen eine enge Einbindung bei der Auswahl der nötigen Fachfirma zugesagt. Doch bei der finalen Entscheidung waren sie außen vor geblieben. Eine Übersicht:

Die Technik

Mit Hilfe von Glasfasernetzen sind Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 1000 Megabit, kurz Mbit, pro Sekunde möglich. Die bisher gängigen DSL-Modelle, bei denen die Strecke vom letzen Verteilpunkt in der Straße bis ans Haus noch über die alten Telefonleitungen aus Kupfer überbrückt wird, bringen höchstens 50 Mbit.

Die Lage in Leonberg

Im Sommer 2015 verweist der städtische Wirtschaftsführer Benjamin Schweizer im Interview mit unserer Zeitung auf die europäische Gesetzeslage. Nur bei einem sogenannten Marktversagen, also wenn sich ein Unternehmen nicht ausreichend engagiert, könne die Kommune eingreifen. Die Telekom habe aber eine Internet-Offensive für Leonberg in Aussicht gestellt.

Doch es dauert noch zwei Jahre, bis die Telekom mit dem Glasfaser-Ausbau beginnt. Als erstes sind Gebersheim und Silberberg am Zug, die Kernstadt und Höfingen sollen folgen. In dieser Phase schlägt die Initiative „Glasfasernetz für Leonberg“ vor, die Stadtwerke sollten sich um den Ausbau kümmern. In anderen Kommunen, etwa in Ludwigsburg, funktioniere das.

Der Masterplan

Die Bedenken scheinen nicht unberechtigt. Denn ein genaues Konzept, wie das Digitalnetz vom Glemstal bis nach Gebersheim am Ende aussehen soll, gibt es auch im Sommer dieses Jahres nicht. Und das, obwohl der neue Oberbürgermeister versprochen hat, das Thema zur Chefsache zu machen, wie der CDU-Vorsitzende Oliver Zander kritisch anmerkt. Tatsächlich hatte Martin Kaufmann erklärt, dass er dem schnellen Internet hohe Priorität einräumt und sich dafür des Fachwissens der Digital-Initiative bedienen will, die mittlerweile ein Arbeitskreis der lokalen Agenda ist.

Mit der Suche nach einem Fachbüro für die Erstellung eines Masterplans wird im Juli die städtische Tochtergesellschaft Leo Energie beauftragt. Die Digital-Agenda-Gruppe soll das Auswahlverfahren fachlich eng begleiten.

Kritik der Digital-Initiative

Doch die Beteiligten haben offenkundig unterschiedliche Auffassungen, wie eng die Kooperation aussehen soll. Zwar habe es mehrere Treffen mit der Geschäftsführung der Leo Energie gegeben. „Aber getroffene Vereinbarungen wurden nicht eingehalten und Termine versäumt“, kritisiert der Initiativensprecher Oliver Kikkilus. Welche Ausschreibungskriterien den Anbietern mitgeteilt wurden, auch darüber habe die Agenda-Gruppe keine Kenntnis.

Als CDU und Grüne den Umgang mit der Initiative öffentlich rügen, platzt dem Ersten Bürgermeister und Chef der Leo Energie, Ulrich Vonderheid, der Kragen: „Ich habe noch nie so viele Gespräche mit Bürgergruppen geführt!“, wehrt er sich.

Trotz aller Aufregungen: Zumindest monetär scheint die Stadt ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Die 35 000 Euro, die die jetzt beauftragte Firma MRK Media aus Stuttgart für den Masterplan verlangt, ist das günstigste aller Angebote.